- Wer auf Analysten hört, ist selber schuld (interessanter Artikel) - Sascha, 10.08.2001, 10:40
Wer auf Analysten hört, ist selber schuld (interessanter Artikel)
Kommentar
<font size=5>Wer auf Analysten hört, ist selber schuld</font>
Von Jürgen Büttner
9. Aug. 2001 <font color="#FF0000">Jetzt stehen sie also wieder im Kreuzfeuer der Kritik, die Analysten</font>. Selbst Vertreter der Regierungskoalition hauen auf sie ein. Anlass für die neue Schelte ist ausgerechnet das Sorgenkind Deutsche Telekom.
Was war passiert: Die Deutsche Bank hatte im Kundenauftrag T-Aktien platziert, nachdem sie einen Tag zuvor noch eine Kaufempfehlung für den Wert bekräftigt hat. <font color="#FF0000">Sicher: das wäre anrüchig und verboten für den Fall, dass es zwischen beiden Vorgängen einen Zusammenhang gibt. Doch die Deutsche Bank dementiert</font>. Vielmehr ist von einem <font color="#FF0000">puren Zufall </font>die Rede. Als Beobachter ist man fast geneigt, ihr zu glauben. Denn Betrug so offensichtlich zu betreiben, würde wohl selbst der größte Trottel vermeiden.
Eigener Kommentar: Vielleicht ist das ja gerade der Trick. Den Betrug insoweit offen betreiben das jeder nur meinen kann"die wäre ja dämlich..."
Hörigkeit der Anleger erstaunt
Erstaunlich an der Geschichte ist vielmehr etwas anderes. Nämlich die Erkenntnis, <font color="#FF0000">dass offenbar noch immer viele Anleger auf Analysten vertrauen</font>. Spätestens seit Beginn der Baisse an den Börse kommt dies überraschend. Denn den Kursverfall haben die meisten der sogenannten professionellen Aktienexperten verschlafen. Dafür mussten die Analysten viel Kritik einstecken und es schien so, als hätten sie damit abgehalftert.
<font color="#FF0000">Doch die Analysten-Gläubigkeit ist bei den Anlegern offenbar tief verankert</font>. Das zeigte sich auch jüngst wieder, als ein positiver Kommentar von Merrill Lynch ausreichte, um die Aktien aus dem Halbleitersektor massiv nach oben zu treiben. Dabei steckt die Branche mitten in einem Preiskrieg und die Bewertungen der Branchenvertreter sind im historischen Vergleich mit anderen Krisenzeiten noch immer zu hoch. <font color="#FF0000">Doch offenbar hat sich an der Gier der Anleger nichts geändert. Solange die Dollarzeichen in ihren Augen noch blinken, werden Analysten auch weiter Gehör finden</font>.
Systemaufbau mahnt zur Vorsicht
Dabei spricht der ganz normale Menschenverstand dagegen, zu sehr auf Analysten zu hören. Denn schon alleine systembedingt taugen sie nur sehr eingeschränkt als Ratgeber. Oberstes Ziel ist es nämlich, Geld zu verdienen. Und das geht für die Masse in steigenden Märkten nun einmal am besten. Objektivität kann da manchmal schädlich sein.
Zumal es auch um Mandate in Sachen Kreditvergabe, Kapitalerhöhungen und Fusionen geht. Mit einer Verkaufsempfehlung aus der hauseigenen Researchabteilung würde man sich fast zwangsläufig solch lukrativer Geschäfte berauben. Verkaufsempfehlungen sind auch deswegen rar, weil die Analysten Angst vor Sanktionen der von einem negativen Anlageurteil betroffenen Unternehmen haben. Denn eines ist klar: Beliebt machen sich Analysten mit Verkaufsempfehlungen bestimmt nicht. Weder bei den Unternehmen noch bei den Aktionären.
<font color="#FF0000">Kaufempfehlungen noch immer in der Überzahl</font>
<font color="#FF0000">Vermutlich lässt sich mit diesen Problemen erklären, warum es selbst jetzt nach dem massiven Kursverfall noch immer weitaus mehr Kauf- als Verkaufsempfehlungen gibt. Beim Blick auf die Fundamentaldaten ist das jedenfalls schwer verständlich</font>. <font color="#FF0000">Schließlich gab es bespielsweise im zweiten Quartal in den USA mit minus 16 Prozent den schärfsten Gewinneinbruch seit einem Jahrzehnt. Warum man die meisten Aktien trotzdem kaufen soll, lässt sich nicht ganz nachvollziehen</font>.
Genauso wenig wie die Tatsache, dass trotz Börsenbaisse die meisten Analysten auf steigende Aktienindizes setzen. Wer das angesichts des konjunkturellen Umfeldes nicht glauben mag, bekommt den Beweis in der jüngsten Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Die in dieser Studie befragten 302 Analysten rechnen im Schnitt auf Sicht von sechs Monaten mit höheren Notierungen bei den wichtigsten Weltindizes. <font color="#FF0000">Selbst der japanische Nikkei 225-Index soll höher stehen </font>- und das obwohl dort die Kurse schon seit mehr als zehn Jahren fallen. <font color="#FF0000">Da fragt man sich dann doch, woher die Trendwende plötzlich kommen soll</font>.
Anleger sollten mehr auf sich selbst vertrauen
Viele Anleger scheinen sich darüber aber nicht zu wundern. Ansonsten würden sie wohl kaum noch auf die Analysten hören. Vielleicht sind jetzt aber wenigstens die im Zuge der Kaufbekräftigung der Deutschen Bank hinzugekommenen neuen T-Aktionäre eines Besseren belehrt. Denn auch wenn kein Betrug im Spiel war, gucken sie in die Röhre. Schließlich hocken sie nur vier Tage nach dem Einstieg auf Kursverlusten von 15 Prozent. Vielleicht geht es an der Börse aber auch nur nach dem Motto: Wer nicht hören will, muss fühlen.
Nach diesem schmerzhaften Prozess geht es dann aber darum, die richtigen Lehren zu ziehen. Und die können nur lauten, <font color="#FF0000">sich bei seinen Anlageentscheidungen mehr auf das eigene Urteilsvermögen zu verlassen</font>. Denn angesichts der aufgezeigten Systemmängel sollte jeder, der sich ein wenig mit dem Börsengeschäft auskennt, auf sich alleine gestellt mindestens genauso gute Ergebnisse wie mit Analystenhilfe erzielen können.
Quelle: http://www.faz.net[/b]
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