- Argentinien-Krise. - Haydn, 10.08.2001, 15:07
- Re: Argentinien-Krise. - Sascha, 10.08.2001, 15:24
Re: Argentinien-Krise.
Hallo Haydn!
> 1.: Ist es schlimmer als in Japan?
Kommt darauf an wie man es sieht! Argentinien ist von seiner Bedeutung weitaus weniger wichtig als Japan. Japan ist ein Industrieland, Argentinien ist höchstens den Emerging Markets/Schwellenländern zuzurechen.
Betrachtet man die Krise selbst ist es in Argentinien schon weitaus schlimmer als in Japan. Japan hat zwar hohe Schulden aber richtig hungern muß dort noch keiner und noch lebt man dort auch relativ normal auch wenn die Rezession (die wohl nicht mehr vermeidbar ist) sicherlich noch zu Einschnitten führen wird auch wenn man jetzt nur schwer abschätzen kann in welchem Umfang.
In Argentinien sieht es dagegen sehr düster aus. Fast niemand will dem Land das mittlerweile seit drei Jahren tief in der Rezession steckt mehr Geld leihen. Daher ist der Staat gezwungen weitaus höhere Zinsen anzubieten um noch Geld von Kapitalgebern zu erhalten (z.B. über Staatsanleihen). Die hohen Zinssätze stellen sozusagen die Risikoprämie dar. Jedoch verschlimmert sich die Situation für Argentinien mit Aufnahme von weiteren Schulden zur Tilgung kurzfristiger alter Schulden nur noch weiter denn die hohen Zinsen muß das Land ja schließlich auch bezahlen.
Argentinien steht am Rand der Zahlungsunfähigkeit. Ich habe mehrere Artikel hier ins Forum gestellt, die die derzeitige Situation in Argentinien beschreiben. Dort herrscht fast ein Generalstreik. Das macht die Situation natürlich auch nicht einfacher aber die Menschen sind sicher zu verstehen.
Zusammengefasst bleibt zu sagen, daß die derzeitige Situation in Argentinien weitaus schlimmer ist als die derzeitige Situation in Japan. Jedoch wäre ein Umkippen Japans für die Weltwirtschaft um ein Vielfaches katastrophaler als"nur" das Umfallen von Argentinien. Argentinien kann man mit IWF-Geldern noch im Falle eines Falles unter die Arme greifen. Im Fall Japan wären viel viel größere Summen nötig die der IWF vermutlich gar nicht hätte.
> 2.: Wie stark sind die Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft?
Nach dem was ich so weiß haben deutsche Banken zweistellige Milliardenbeträge nach Südamerika und darunter v.a. auch Argentinien verliehen. Die Auswirkungen auf Europa sollten sich jedoch in Grenzen halten falls der IWF die Krise nochmal eindämmen kann. Greift die Krise allerdings auf ganz Südamerika über (Brasilien usw.) dann muß mit stärkeren negativen Auswirkungen auf Europa gerechnet werden da in Europa ja derzeit schon die Konjunktur bröckelt. Am härtesten dürfte es die Spanier und Portugiesen treffen. V.a. spanische Banken sind in Südamerika investiert. Man kann dies auch beobachten, daß v.a. der spanische Aktienmarkt (z.B. gemessen am Ibex-Index in Madrid) leidet wenn schlechte Nachrichten aus Lateinamerika kommen.
Viele Grüße
<font color="#FF3300">S</font><font color="#0000FF">a</font><font color="#FF9900">s</font><font color="#9900CC">c</font><font color="#33CC33">h</font><font color="#FF66FF">a</font>
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: