- Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Oldy, 15.08.2001, 17:53
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Euklid, 15.08.2001, 18:05
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Oldy, 15.08.2001, 19:22
- Re: Für jeden 22 Gramm - JüKü, 15.08.2001, 19:30
- Re: Taler, Taler, du musst wandern! - Ecki1, 15.08.2001, 22:34
- Re: Taler, Taler, du musst wandern! - Euklid, 15.08.2001, 22:42
- Re: Taler, Taler, du musst wandern! - Ecki1, 15.08.2001, 22:34
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Euklid, 15.08.2001, 20:32
- Euklid - Chapeau! - Tofir, 15.08.2001, 22:12
- Re: Euklid - Chapeau! - Euklid, 15.08.2001, 22:40
- Re: Euklid - Chapeau! - Tofir, 16.08.2001, 00:17
- Re: Euklid - Chapeau! - Euklid, 15.08.2001, 22:40
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Oldy, 15.08.2001, 23:20
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Campo, 16.08.2001, 00:12
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Oldy, 16.08.2001, 01:31
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Campo, 16.08.2001, 00:12
- Euklid - Chapeau! - Tofir, 15.08.2001, 22:12
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - dottore, 16.08.2001, 11:31
- Re: Für jeden 22 Gramm - JüKü, 15.08.2001, 19:30
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Campo, 15.08.2001, 20:21
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Oldy, 15.08.2001, 19:22
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Jacques, 15.08.2001, 21:28
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - dottore, 16.08.2001, 10:47
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - dottore, 16.08.2001, 10:37
- Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt? - Euklid, 15.08.2001, 18:05
Re: Quo vadis, Japan, quo vadis Welt?
>Quo vadis, Japan?
>Japan hat durch jahrelange Disinflationspolitik
Es gibt keine Disinflationspolitik, sondern immer nur eine Inflationspolitik. Die kommt von zusätzlicher Staatsverschuldung bzw. wenn private Schulden gemacht werden, ohne sie anschließend mit BIP abzuarbeiten (moral hazard Problem, vor allem die asiatische Variante).
Die Disinflation kommt automatisch, sobald die Inflation nicht forgtesetzt wird. In der Disinflation sinken die Zinssätze und ergo explodieren die Finanztitel und die Bubble startet.
Die Bubble platzt, sobald nicht zusätzliche Kredite zur weiteren Steigerung der Kurse aufgenommen werden.
Der japanische Aktien- und Immobilienmarkt ist ein Klassiker als Beweis dafür.
>die japanische Bevölkerung daran gewöhnt, daß der Yen seinen Wert einigermaßen behält und deshalb sparen die Japaner ihn auch, selbst wenn sie keine Zinsen mehr dafür bekommen.
Die Japaner sparen nicht in Yen, sondern zum Großteil in Postsparbüchern und Staatsanleihen. Ansonsten halten sie Girokonten. In Yen als Banknoten kann man nicht sparen, man gibt sie nur nicht aus - per Abforderung von Guthaben und anschließenden Käufen - eben weil man sieht, dass die Preise fallen. Und man später mehr für seine Guthaben bekommt als jetzt.
Im übrigen wäre auch die Banknotenhaltung vorteilhaft, weil sich Banknoten verzinsen. Der Zinssatz = Preise heute minus Preise später geteilt durch Preise heute.
Außerdem spart man bei sinkenden Zinssätzen mehr, da man nicht von den Zinssätzen lebt, sondern von den Zinsen, zumal wenn man alt ist. Wenn ich von meinen Zinsen leben muss, weil ich keine Markteinkommen mehr erzielen kann, und die Zinssätze halbieren sich, bin ich gezwungen, die doppelte Menge zu sparen, um die gleichen Zinsen zu erzielen.
Das ist der ökonomische Kern des japanischen Überalterungsprozesses.
>Den zum Teil faulen Schulden stehen also ebenso große Guthaben gegenüber, die aber nicht in Realkapital investiert werden, weil dieses nicht einmal mehr 0% Zins abwirft.
Realkapital wirft nur Zinsen ab, wenn die in den Preisen der Güter, die mit Hilfe von Realkapital produziert werden, eingebauten Zinsen durch zusätzliche Neuverschuldung in die Welt kommen. Das Realkapital selbst kann nur Güter produzieren, aber deren Vermarktung (und damit die Gewinnung von Zinsen) setzt immer zusätzliche Neuverschuldung voraus.
>Man darf nie vergessen, daß im Gegensatz zu Geldkapital, bei dem es keinen nominalen negativen Zins gibt, Realkapital auch unrentabel sein kann und nur Verluste erzielen kann.
Realkapital kennt nur nicht realisierte bzw. realisierbare Gewinne bzw. Zinsen. Da Realkapital vorfinanziert ist, sind die Kosten der Vorfinanzierung also nicht erwirtschaftet und ergo muss dieser Fakt in die Bilanz genommen werden, auf der Aktivseite als Verlust.
Aktiv:
100 Realkpaital - Passiv 100 Verbindlichkeiten (Zinssatz 10 %)
Dann:
Aktiv:
100 Realkapital (wir lassen die Abschreibungen weg)
10 Verlust
Passiv:
110 Verbindlichkeiten (die alten plus die geschuldete Zins)
>Damit investiert wird, ist ein vorhersehbarer Gewinn höher als die Geldzinsen, eine Art Zinsgefälle die Voraussetzung.
Investiert wird, wenn der erwartete Gewinn höher ist als der Zinssatz auf das zur Erzielung des erwarteten Gewinns angeschaffte Realkapital.
Ein vorhersehbarer Gewinn ist niemals ein bereits realisierter Gewinn. Der entsteht nur, wenn zusätzliche Verschuldung zur Realisierung des Gewinns Statt hat.
Wenn sich der Gewinn anschließend auf dem Markt nicht realisieren lässt, weil die Zusatzverschuldung fehlt (z.B. Verbraucher kaufen nicht auf Pump) entsteht der Verlust, siehe oben.
>Die einzige andere Möglichkeit ist die, durch Inflation einen realen Negativzins für das Geld zu erzeugen. Dann wird auch gekauft und investiert.
In einer Deflation, die ausschließlich Resultat vorangegangener Verschuldung ist (es muss zu immer weiter sinkenden Preise angeboten werden, um Liquidität zu beschaffen, weil man sie schuldig ist), müsste die Notenbank (Monopolquelle für Liquidität) Liquidität zu Minuszinsen anbieten, um diesen Effekt zu erzielen.
Dieser Zins müsste aber an die Verbraucher weiter gegeben werden, da Banken, die allein Zugang zur ZB haben, selbst nichts kaufen. Erst wenn der Verbraucher 100 neue Schulden bei der Bank (neue Kredite!) nur zu 90 zurückzahlen muss, funktioniert das.
Dies ist die berühmte Liquiditätsfalle, die Krugman ausführlich beschrieben hat. Derzeit - siehe JüKüs Posting - wird in Japan von den Banken nicht mal mehr die Liquidität abgerufen, die die ZB gern zur Verfügung stellen würde. Grund: Sie wird von den Banken ihrerseits nicht abgerufen, weil sie von den Bankkunden nicht abgerufen wird.
Also warum sollten Banken sich Liquidität beschaffen (zu 0,25 %), die sie selbst nicht brauchen, da sie keine Käufe am Markt tätigen?
>Da aber eine Inflation leicht davonlaufen kann, weil damit auch die Guthaben in Bewegung kommen, hat bisher die japanische Regierung es nicht gewagt mit wirklich massiver Geldvermehrung eine Re-Inflationierung einzuleiten.
Die Regierung kann da zunächst gar nichts machen, was die 14 Konjunkturprogramme bewiesen haben. Sie könnte nur reines Staatspapiergeld ausgaben, das ohne Hinterlegung von Staatstiteln bei der allein Liquidität schaffenden ZB von der ZB an den Staat gegeben würde.
>Kleinere und größere Geldspritzen verpuffen da gegen eine langjährige Tendenz, welche sich in die Köpfe der Menschen eingefressen hat.
In den Köpfen der Menschen hat sich nichts eingefressen. Die Japaner verhalten sich völlig vernünftig: In einer Deflation (Grund: Die auf den Anbietern lastenden Schulden) wartet jeder vernünftige Mensch ab, bis alles noch billiger wird. Was dann auch eintritt.
Wenn ich den japanischen Verbrauchern ein Rat geebn dürfte, dann den: Käufe auf das allerkleinste Minimum beschränken (nur noch Lebensmittel). Dann erfolgt automatisch Konkurs aller großen Unternehmen. Dann kann man sich deren Produkte äußerst billig beschaffen - nämlich bei der Konkursverwertung (Sony, Mazda, Mitsubishi, Honda usw.).
Eine Wirtschaft ist für den Verbraucher da, nicht dafür, Spekulanten (Banken, Unternehmer) am Leben zu erhalten.
>Wer allerdings die Nachrichten aus Japan aufmerksam prüft wird merken, daß neuerdings die Bereitschaft zu massiverer Geldvermehrung größer wird, selbst auf die Gefahr hin, damit eine Inflationslawine loszutreten.
Die Inflation in Japan startet erst, nachdem mit dem neuen Staatspapiergeld alle Kredite, die faulen voran, abgearbeitet, d.h. zurückgezahlt sind. Niemand wird das Staatspapiergeld nehmen, um damit etwas zu kaufen, sondern er wird zuallererst damit seine alten Schulden zu tilgen versuchen.
Es kann noch und noch von"Inflationslawine lostreten" (hier) oder von"Inflationserwartungen schüren" (Krugman) gerdet werden, hilft alles nichts. Die Inflation muss sich lange bitten lassen, bis sie endlich eintritt.
Da letztlich Staatspapiergeld zunächst nur vom Staat ausgegeben werden kann (der damit etwas kauft), muss gefragt werden: Was soll der Staat noch kaufen? Noch mehr Brücken? Die sind nach 14 Konjunkuturprogrammen inzwischen im Überfluss vorhanden ("Wo bleibt der Fluss?").
Letztlich kann Japan nur alle Arbeitslosen (5 % Quote) zu sich bitten, sie mit irgendetwas beschäftigen und sie mit Staatspapiergeld bezahlen. Und es werden natürlich noch viel mehr Abeitslose kommen. Aber was sollen sie machen?
Keynes hatte vorgeschlagen: Wir teilen die Arbeitslosen. Die eine Gruppe schaufelt morgens tiefe Löcher, die andere Gruppe schüttet sie abends wieder zu.
>Dasselbe scheint auch in Amerika der Fall zu sein wo das va banque Spiel zwischen Verhinderung eines Börsenkrachs und Kaufkraft des Dollars auch schon gefährlich in Richtung Inflation zu gehen beginnt.
Eine Inflation in den USA ist, sobald die Krise offenkundig wird (auch in den Köpfen der Amerikaner) noch schwieriger zu veranstalten, weil sie bisher ausschließlich durch zusätzliche Verschuldungen der Amerikaner veranstaltet wurde. Wenn die wegfallen (miese Stimmung, keine Kreditkartenkäufe mehr usw.), werden auch in den USA zuerst die bereits vorhandenen Schulden abgebaut, was sehr lange dauern wird.
Erst dann könnte Staatspapiergeld (also netto ausgegeben) wirken.
>Auch da ist beim bekannten „ time lag“ zwischen monetären Maßnahmen und ihrer Wirkung alles möglich. Selbst Hyperinflation mit folgendem Währungsschnitt.
Es gibt keinen time lag zwischen monetären Massnahmen und realwirtschaftlichen Effekten. Es gibt immer nur Käufe, die aber nicht vorhandenes Geld voraussetzen, sondern zusätzliche Verschuldung. Das zusätzliche Geld ist nur ein anderer (statistischer) Ausdruck dafür, dass zusätzliche Schulden gemacht wurden. Ohne zusätzliche Schulden kein zusätzliches Geld. Hier wird Ursache mit Wirkung verwechselt.
Selbst das sog."high powered money" kann nur entstehen, indem bereits vorhandene Schulden (Hinterlegung von Schuldtiteln) bei der Notenbank in MZM verwandelt werden.
>Da gibt es gar keinen so großen Unterschied in der wirtschaftlichen Lage beider Länder. Eine Geldvermehrung kann in beiden eine Hyperinflation verursachen - und Europa mit seinem Euro? Warten wir auch da ab - meint der Oldy
Eine Geldvermehrung ist entweder Resultat einer Schuldenvermehrung oder es ist der Ausdruck dafür, das Staatspapiergeld netto vom Staat für dessen Käufe von Gütern und Dienstleistugnen verwendet wird.
Wer auf eine Hyperinflation wartet, muss einen sehr langen Atem haben.
Zuerst muss die Deflation (Überschuldung) abgearbeitet werden. Es gibt keine Hyperinflation aus dem Stand, siehe Assignaten, siehe Kaiser-Mark.
Es macht wenig Sinn, mit Gemeinplätzen daher zu kommen, nach dem Motto: Mehr Geld = höhere Preise. Man muss sich die Sache schon genauer anschauen.
Sie geht also so: Mehr Schulden = höhere Preise. Werden die Zinsen auf die Schulden nicht durch zusätzliche Nettoneuverschuldung darstellbar = Deflation. Deflationsbedingter, laufend zunehmender Schuldendruck = Wirtschaftskrise (fallende Preise, steigende Arbeitslisgkeit). Zusätzliches Geld, als über zusätzliche Schulden in die Welt kommend = keine neuen Käufe, da zuerst Bezahlen der alten Schulden. Zusätzliches Geld ohne zusätzliche Schulden, also Staatspapiergeld netto = zunächst das selbe (und obendrein das Problem, was soll der Staat noch für sein Papiergeld kaufen?).
Bis das Geld, welches auch immer, zu zusätzlichen Käufen durch die Verbraucher führt (also tendenziel Stopp der Delation für Konsumgüter und eventuell Steigerung von deren Preisen), vergehen vermutlich viele Jahre, zumal die Verbraucher sich nicht über fehlende Güter beklagen können (wer hat nicht schon"alles" - und das meiste davon, was er fürs Leben sowieso nicht braucht).
Gruß
d.
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