- Das Kapital: Inhaber von Chipaktien tanzen auf dem Hochseil - marsch, 16.08.2001, 11:30
Das Kapital: Inhaber von Chipaktien tanzen auf dem Hochseil
Das Kapital: Inhaber von Chipaktien tanzen auf dem Hochseil
Es ist richtig sĂĽĂź, wie hoffnungsfroh die Analysten noch nach den kleinsten Zeichen einer Erholung im Halbleitersektor suchen. Intel und
Texas Instruments meinten schon vor einigen Wochen, dass sich die Läger bei ihren Kunden leeren und die Orders wieder zulegen
könnten.
STMicroelectronics, die den Aufschwung von Quartal zu Quartal aufs Neue wähnen, dürfen in diesem Konzert natürlich nicht fehlen. Jetzt kommt
der größte Chipausrüster Applied Materials, der"weiterhin daran glaubt, dass sich bei den Aufträgen der Boden bildet".
Einige Analysten meinen, dass die Anleger den Chipaktien nicht widerstehen können, sobald sich der Aufschwung deutlicher zeigt. Die
historischen Muster geben ihnen auch Recht. Halbleiterwerte sind so ziemlich das Zyklischste, was es an der Börse gibt. Es geht nicht nur
mächtig runter, wenn die Luft dünner wird, sondern auch kräftig rauf, wenn die Zeiten besser werden.
Aber im Gegensatz zu frĂĽher, als die Bewertung von Chipaktien im Tief bis auf das Zweifache des Umsatzes gefallen ist, notieren sie heute im
Schnitt mit dem Achtfachen des für 2002 geschätzten Umsatzes. Um das fundamental zu unterlegen, muss man schon abstruse Annahmen
treffen.
Rechnen wir und sagen, der Sektor wächst im Schnitt weiterhin mit der mittleren Wachstumsrate der vergangenen anderthalb Dekaden, also
um 17 Prozent. Vergessen wir dabei ruhig jegliche Basiseffekte. Träumen wir zudem davon, dass die Chipunternehmen über die Zyklen hinweg
im Mittel 15 Prozent netto vom Umsatz verdienen. Obwohl das angenommene Wachstum hohe Investitionen erfordert, gehen wir auch noch
davon aus, dass die Firmen 50 Prozent der Gewinne an die Aktionäre zurückgeben.
Bei einem Diskontsatz von 9,5 Prozent mĂĽsste der Sektor selbst unter diesen heroischen Annahmen noch bis 2021 mit durchschnittlich 17
Prozent wachsen, um den gegenwärtigen Marktwert zu rechtfertigen. Die Umsätze lägen dann 20-mal höher als heute. Ein Diskontsatz von 9,5
Prozent ergibt sich, wenn man mit einer generellen Aktienrisikoprämie von drei Prozent rechnet und mit einem durchschnittlichen Beta von 1,5
bei Chipaktien. Das Beta misst die Schwankungsbreite und damit das Risiko von einzelnen Aktien relativ zum Gesamtmarkt.
Was soll’s, kann man sagen. Wenn die Anleger heute den achtfachen Umsatz bezahlen, warum sollen sie dann nicht bereit sein, im Aufschwung
den zehn- oder zwölffachen Umsatz hinzublättern. Das Argument stimmt. Aber ist nicht gerade eine Blase am platzen? Und zeigt die Rechnung
nicht, dass die Luft noch lange nicht raus ist? Wer sich trotzdem engagiert, muss deshalb wissen: Das Seil, auf dem man tanzt, ist hauchdĂĽnn -
und Schwindel erregend hoch.
[b]Wenn das die Anlegermassen tatsächlich mal registrieren und dann auch dem entsprechen handeln...Immer wieder auf's Neue"erschreckend", was für eine gigantische Aufblähung da stattgefunden hat!
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