- Kleines Lehrstück - Oldy, 18.08.2001, 01:56
Kleines Lehrstück
Anschließend ein kleines Lehrstück, wie man die Goldwährung benutzen kann für möchte gern Morgans. Hier sehnen sich ja viele nach der guten alten Zeit der Goldwährung zurück. Da sollen sie auch Anregungen dafür bekommen, wozu sie gut ist. Es gibt auch nette Geschichten, wie der Kampf um das Gold und um Absatzmärkte in der Krise 1912/14 zum ersten Weltkrieg trieb. Schwarz ist übrigens der Mann, der in Wörgl dabei war und darüber schrieb.
Er beschreibt auch, daß ab Nobember 1923 die von Dottore geschmähte Rentenmark ohne Golddeckung fast ein Jahr lang stabil blieb und sogar ein leichter Rückgang der Großhandelspreise gemessen wurde. Schacht lief damals von Pontius zu Pilatus um eine Goldwährung durchzudrücken. Das gelang ihm dann auch, denn die Angst vor der vorhergehenden Inflation Havensteins und der Reichsmark lag allen noch in den Knochen. Der jungen Rentenmark traute niemand so recht, denn damals waren die Leute noch viel mehr dem Deckungswahn verfallen als heute.
Die Morgankrise
Die Geschichte der Krise des Jahres 1907/08 liest sich wie ein Wirtschaftkrimi mit den Verbrechern Morgan und Rockefeller. Das folgende sind Auszüge aus dem Buch von Fritz Schwarz, „Segen und Fluch des Geldes in der Geschichte der Völker“ ab Seite 224 im ersten Band.
Die Krise von 1907/8 wurde von J.P. Morgan und John Rockefeller künstlich herbeigeführt. Hier die Vorgeschichte:
In einer Gegend Amerikas, die reich war an Kohlen, Kalk und Eisenerzen und wo willige Arbeiter sich in großer Zahl anboten, war ein Eisen- und Stahlunternehmen entstanden. Dieses Unternehmen war unabhängig von Morgans Stahltrusts und konnte mit ihm leicht in Wettbewerb treten....
Es traf sich günstig, daß um die gleiche Zeit Rockefeller mit seiner Standard Oil Company über den Präsidenten Roosevelt sehr erbost war..... Man wagte sogar schon davon zu reden, daß man sogar gegen Rockefeller persönlich seiner Meineide wegen vorgehen und ihn der Beamtenbestechung anklagen werde: Gefängnis und Zuchthaus drohten.....
Die in ihrer Sicherheit bedrohten Mammonarchen traten in Juni 1906 in der Broadway Nr, 26 zum ernsten Kriegsrat zusammen......
Rockefeller und Morgan fanden es für unvorsichtig, ihre Arbeiten in New-York anzufangen. Sie begannen den Rückzug des Geldes und damit die Einschnürung des Kredites für alle Unternehmungen in London, indem sie dort 125 Millionen Dollars abhoben und nach New- York verbrachten..... Auch aus anderen Ländern wurde Gold abgezogen und nach Amerika geschafft. Während bis 1905 in Amerika ein Ausfuhrüberschuß von 10 Millionen bestand wurden 1906 58 Millionen, 1907 63 Millionen und 1908 76 Millionen Gold mehr eingeführt.....
So hatte der Rückzug der Morgan`schen Millionen aus der Bank von England zuerst die Folge, daß das englische Kreditgebäude zum Einsturz gebracht wurde. Der Angstzins der englischen Unternehmer stieg auf nie gesehene Höhe. Kaufleute wurden zu Tausenden ruiniert.....
Nachdem London in die Geldklemme gebracht worden war, wurde das als Ausrede für die Krediteinschränkung in Amerika gebraucht, wo Morgan in genauer Planung auf den 22. August praktisch 70% der amerikanischen Geldmenge dem Verkehr entziehen konnte......
Nachdem Morgan alles einschließlich des konkurrierenden Stahlbetriebes billig eingekauft hatte, wobei er allein 670 Millionen Dollar gewann, ließ er sich als Retter des Vaterlandes feiern und vergab vom 24, Oktober an wieder Kredite (zu 20% Zinsen)..... Insgesamt brachte ihm der Raubzug etwa 3000 Millionen Dollar ein und auch Rockefeller gewann, denn am Höhepunkt der Krise wurde Roosevelt mit der Drohung weiterer Bankrotte dazu gezwungen die Antitrustgesetze abzuschwächen. Daß er auch sonst nicht leer ausging außer der Vermeidung seiner Geldstrafen ist auch sicher....
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