- Keine schnelle Einigung für Argentinien in Sicht - Sascha, 19.08.2001, 19:38
Keine schnelle Einigung für Argentinien in Sicht
Aus der FTD vom 20.8.2001 www.ftd.de/argentinien
<font size=5>Keine schnelle Einigung für Argentinien in Sicht </font>
Von Thomas Catán, Edward Alden, Britta Petersen und Gerrit Wiesmann
<font color="#FF0000">In den Verhandlungen zwischen Argentinien und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zeichnet sich noch immer keine Lösung ab</font>. Damit steigt die Gefahr einer weiteren Verunsicherung der Anleger.
<font color="#FF0000">Am Freitag waren die argentinischen Bonds abgestürzt</font>, nachdem der IWF Hoffnungen zunichte gemacht hatte, er würde dem Land schon bald einen neuen Kredit zur Stützung seiner Währung zur Verfügung stellen.
<font color="#FF0000">"Die Gespräche sind offensichtlich sehr kompliziert"</font>, sagte der argentinische Verhandlungsführer, Finanzstaatssekretär Daniel Marx, am Wochenende. Die Lage in Argentinien habe viele Charakteristika, die es schwer machten,"die andere Seite zu überzeugen".
Am Freitag hatte IWF-Sprecher Thomas Dawson in einer Pressekonferenz betont, dass es noch Tage dauern könne, bis seine Organisation ein Statement abgebe. <font color="#FF0000">Darauf stürzten die bis 2008 fälligen argentinischen Bonds um 6,3 Prozent ab</font>. Noch am Donnerstag hatten argentinische Zeitungen gemeldet, dass die Verhandlungen über ein Rettungspaket von insgesamt 15 Mrd. $ kurz vor einiger Einigung stehen.
Dawson bezeichnete dies als"ziemlich übertrieben"."Solche Zahlenspiele sind nicht sehr hilfreich", sagte er. Zugleich wies er Spekulationen zurück, wonach die Verzögerung vor allem durch die Weigerung der USA entstanden sei, Argentinien mehr Geld zur Verfügung zu stellen.
Europas Einfluss begrenzt
In der Tat ist die Lage komplizierter. Ähnlich wie bei den Beratungen über das Hilfspaket für die Türkei vertreten US-Finanzministerium und Außenministerium unterschiedliche Positionen: Finanzminister Paul O’Neill ist grundsätzlich gegen umfangreiche Hilfspakete, während US-Außenminister Colin Powell zur Sicherung der politischen Stabilität den Einsatz von Milliarden eher unterstützt. Zwischen diesen Positionen muss das Weiße Haus entscheiden.
Der Einfluss der übrigen G7-Länder wie Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich ist hingegen begrenzt. In G7-Kreisen hieß es am Sonntag, die US-Regierung habe noch keinen Kontakt mit den Europäern aufgenommen. Zudem sei noch kein Treffen des IWF-Exekutivrats anberaumt worden, um neue Initiativen für Argentinien zu besprechen. Allerdings könne sich diese Situation auch schnell ändern.
Die Europäer sind nach wie vor zurückhaltend, was eine Aufstockung des Hilfspakets angeht. <font color="#FF0000">Auch die Weltbank sowie die Inter-American Development Bank lehnen dies ab. Im Dezember hatten beide das 40 Mrd. $ umfassende Hilfspaket für Argentinien um jeweils 2,5 Mrd. $ aufgestockt</font>.
USA im Blickpunkt
Sollte sich Washington jedoch für eine Ausweitung des Pakets aussprechen, müssten die Europäer den Plan im IWF-Exekutivrat wohl unterstützen.
Alles schaut deshalb auf die USA. In einem Interview mit dem spanischsprachigen Dienst des Fernsehsenders CNN sagte US- Finanzminister O’Neill am Wochenende, die USA und Argentinien müssten"daran arbeiten, eine gute Lösung zu finden". <font color="#FF0000">Um die Probleme des Landes in den Griff zu bekommen, sei kein zusätzlicher Zufluss großer Geldmengen nötig."Es braucht Intelligenz."</font>
Fondsmanager Julian Jacobsen von Fabien Picet&Partners in London zog daraus den Schluss, dass"die laufende Diskussion nicht zu mehr Geld für Argentinien führt"."Es ist daher wahrscheinlich, dass es zu einer Restrukturierung kommt, die in irgendeiner Weise vom IWF unterstützt wird", sagte er der Agentur Bloomberg.
<font color="#FF0000">Argentinien hatte den IWF Anfang des Monats um mehr Geld gebeten, weil es über einen stetigen Fall seiner Bankeinlagen besorgt war. Die privaten Einlagen sind seit Anfang Juli um zehn Prozent gefallen, weil nervöse Anleger reihenweise ihr Geld von den Banken abzogen. Die argentinische Wirtschaft befindet sich seit drei Jahren in einer schweren Rezession</font>. Durch die niedrigeren Steuereinnahmen sind <font color="#FF0000">Zweifel gewachsen, ob das Land seine Schulden von 130 Mrd. $ begleichen kann</font>. Die Regierung von Präsident Fernando de la Rúa hat deshalb ein Gesetz verabschiedet, das vorsieht, keine weiteren Schulden zu machen. Allerdings ist unklar, ob das eingehalten werden kann.
Quelle: © 2001 Financial Times Deutschland
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