- Der IWF dämpft Hoffnungen Argentiniens auf schnelle Hilfe (interessant) - Sascha, 20.08.2001, 08:57
Der IWF dämpft Hoffnungen Argentiniens auf schnelle Hilfe (interessant)
Erklärung des Währungsfonds über ein neues Kreditprogramm für Buenos Aires wird heute erwartet
<font size=5>Der IWF dämpft Hoffnungen Argentiniens auf schnelle Hilfe</font>
HANDELSBLATT, 20.8.2001
ang/bac BUENOS AIRES/WASHINGTON. Argentiniens Finanzkrise dominiert nicht nur die Gespräche lateinamerikanischer Länder mit dem IWF in Washington, sondern bestimmte auch den Gipfel der so genannten Rio-Gruppe am Freitag und Samstag in Santiago de Chile. <font color="#FF0000">Die 19 Staatschefs aus Lateinamerika und der Karibik zeigten ungewohnte Einigkeit mit ihrer Unterstütztung für Argentinien und appellierten an die G8-Staaten, einen Zahlungsausfall des Landes durch weitere Finanzhilfe abzuwenden</font>.
Chiles Präsident Ricardo Lagos drückte in seiner Schlussrede die Sorge der lateinamerikanischen Länder vor <font color="#FF0000">"einem gefährlichen Flächenbrand auf den Finanzmärkten"</font> aus. In dem Abschlusskommuniqué des Gipfels, welches Lagos im Namen aller Teilnehmer per Telefon auch an US-Präsident George Bush referierte, forderte die Rio-Gruppe eindringlich Reformen in den internationalen Finanzinstitutionen, um Krisen zu vermeiden.
Mein Kommentar: Es bringt nichts immer weiteres Geld nach Argentinien zu pumpen. Das ist immer nur eine Verschiebung des Problems bis MAL WIEDER kein Geld mehr da ist. Gelöst werden muß das Problem an der Wurzel. Aber das ist schmerzhaft!
"Wir haben für unsere Unabhängigkeit gekämpft, Wege der Entwicklung gesucht und uns von Diktaturen befreit. Wir haben schwierige und wichtige Wirtschaftsmaßnahmen ergriffen und möchten heute der Welt mitteilen, dass Reformen in der Globalisierung nötig sind", erklärte Lagos."Wir möchten keine vereinfachenden Rezepte mit hohen sozialen Kosten, welche diese Errungenschaften gefährden. Wir fordern kein Wohlwollen, sondern klare, stabilisierende Regeln."
Die USA seien äußerst besorgt um eine"nachhaltige und adäquate Lösung" für die Argentinien-Krise, so ließ Bush den Latino-Staatschefs über Lagos mitteilen. Doch wie diese Lösung aussehen könnte, darüber kann zehn Tage nach Beginn der Verhandlungen mit dem IWF in Washington noch immer nur spekuliert werden. Die Äußerungen von US-Politikern und Teilnehmern der Verhandlungen sind äußerst ambivalent.
Mit großer Besorgnis nahmen die Argentinier die Erklärung von IWF-Sprecher Thomas Dawson am Freitag in Washington auf, dass die Spekulationen über ein <font color="#FF0000">Hilfspaket von bis zu 15 Mrd. $</font>"übertrieben" seien. Ein IWF-Manager, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte gegenüber dem Handelsblatt, bei den kursierenden Zahlen handele es sich um"Public Relations der Argentinier". <font color="#FF0000">Allerdings werde derzeit geprüft, ob die ausstehenden Zahlungen in Höhe von 7,4 Mrd. $ aus der bestehenden Kreditlinie für Argentinien"im Volumen etwas aufgestockt werden"</font>. Auf eine konkrete Zahl wollte sich der Währungsfonds-Manager allerdings nicht festlegen. Mit einer Entscheidung sei nicht vor dem heutigen Montag zu rechnen.
<font color="#FF0000">Die Kurse argentinischer Bonds rutschten am Freitag erneut in die Tiefe und in Argentinien selbst verstärkte sich erneut die Angst vor einem rapiden Abzug der Bankeinlagen und der weiteren Erosion der Zentralbankreserven</font>. Montag ist ein Feiertag in Argentinien, die für heute erwarteten Erklärungen aus Washington sind also entscheidend.
Die argentinische Zeitung"Clarin" meldete unter Berufung auf einen argentinischen Verhandlungsteilnehmer, dass die Diskussionen in Washington sich auf Grund der Langfristigkeit des neuen IWF-Programms so lange hinziehen. Um diese von der Bush-Administration hervorgehobene"Nachhaltigkeit" zu gewährleisten, <font color="#FF0000">werde an den Prognosen für die Entwicklung der Haushaltszahlen, der Schulden, des Wirtschaftswachstums und der Finanzbedürfnisse bis ins Jahr 2010 gefeilt</font>.
<font color="#FF0000">"Wir arbeiten daran, ein stabiles Argentinien zu schaffen"</font>, erklärte der amerikanische Finanzminister Paul O'Neill, der jedoch gleichzeitig alle Hoffnungen auf ein"Wunderheilung" aus den USA mit ungewöhnlich scharfen Worten über die"sehr rutschige Position" Argentiniens enttäuschte. <font color="#FF0000">"Es kann nicht darum gehen, dass das Land weiterhin das Geld von amerikanischen Installateuren und Zimmerleuten aufbraucht, die 50.000 $ pro Jahr verdienen. Die fragen sich dann, was wir um alles in der Welt mit ihrem Geld anstellen."</font>
Eigener Kommentar: Die Aussage ist ja gar nicht mal soooo dumm...
O'Neill hatte bereits in der Vergangenheit"Rettungsaktionen" des Internationalen Währungsfonds für solche Länder abgelehnt, die in Finanzkrisen geraten sind.
Eigener Kommentar: Das ist natürlich ein Streitthema. Einerseits könnte man sagen, daß es richtig ist solchen Ländern zu helfen da man ansonsten eventuell selbst in den Strudel mitgerissen wird. Andererseits sind diese ganzen IWF-Hilfen nur ein Zeitgewinn denn echte Probleme wurden bisher damit nie gelöst und die Krisen flackern meistens nach einigen Jahren von Neuem auf.
Die negative Polemik einiger US-Vertreter stand im Gegensatz zu Beteuerungen von Seiten europäischer Staaten wie <font color="#FF0000">vor allem Italien und Deutschland, dass man zu weiterer Hilfe für Argentinien bereit sei</font>. Der deutsche IWF-Chef Horst Köhler erklärte, die Rettungsoperation für Argentinien erfordere die ungeteilte Zustimmung aller Industriestaaten.
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