- Lachnummer:US-Ã-konom sprach im März 2001: - Rebell, 20.08.2001, 20:53
- Das Letzte, was man hören wird - mguder, 20.08.2001, 21:20
- Re: Das Letzte, was man hören wird - Jagg, 20.08.2001, 23:39
- zur US Arbeitslosenquote - Hirscherl, 20.08.2001, 21:48
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Lachnummer:US-Ã-konom sprach im März 2001:
INTERVIEW MIT ALLAN MELTZER
"Die Börsianer sind viel zu pessimistisch"
Der amerikanische Ã-konom Allan Meltzer über Rezessionsängste und die Fehler von Notenbankchef Alan Greenspan.
DER SPIEGEL
SPIEGEL: Mr. Meltzer, amerikanische Hightech-Firmen wie Cisco, Dell oder Intel kündigen immer mehr Massenentlassungen an. Stehen die USA vor einer großen Wirtschaftskrise?
Meltzer: Ich kann nur davor warnen, solchen Nachrichten allzu viel Aufmerksamkeit zu widmen. Wer morgens die Zeitung aufschlägt, muss glauben: Oh, mein Gott, es sieht wirklich schlecht aus. Dabei liegt die Arbeitslosenquote weiterhin bei 4,2 Prozent. Und es entstehen nach wie vor über 100 000 zusätzliche Jobs pro Monat - unterm Strich läuft die Wirtschaft also recht gut.
SPIEGEL: Einige Ã-konomen ziehen inzwischen aber schon Parallen zu den zwanziger Jahren, als der Aktiencrash die Große Depression auslöste.
Meltzer: Das ist viel zu pessimistisch. Als die Kurse 1929 nach unten rauschten, war die Situation völlig anders: Deutschland steckte in der Rezession, Großbritannien auch, und der Abschwung in den USA hatte begonnen. Aber seien Sie beruhigt: Im Mai 1930 hatten die Börsen schon wieder 60 Prozent ihrer Verluste wettgemacht.
SPIEGEL: Trotzdem ist erstaunlich, wie schnell die Stimmung umgeschlagen ist: Im Herbst schwärmte jeder noch über das amerikanische Wirtschaftswunder, und auch Europa galt als Hoffnungsträger.
Meltzer: Die Märkte neigen zu Extremen. Ich halte das für übertrieben. Eine Rezession haben wir in den USA erst, wenn die Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft. Dafür gibt es im Moment kaum Anzeichen. Ich glaube auch nicht, dass es, ausgehend von den USA, zu einer globalen Krise kommt.
SPIEGEL: Das Wachstum in den USA ist aber dramatisch zurückgegangen.
Meltzer: Kein Wunder. Wir haben eine Phase von eineinhalb Jahren hinter uns, in der die US- Ã-konomie mit fünf Prozent wuchs. Alle Experten waren sich einig, dass dies über der gesunden Rate von drei Prozent liegt.
SPIEGEL: Wann geht es wieder aufwärts?
Meltzer: Meine Prognose lautet: Ab Mitte des Sommers gibt es eine merkliche Erholung. Die Autoindustrie kündigt bereits Produktionssteigerungen für das Frühjahr an. Und wer durch die Straßen der amerikanischen Großstädte läuft, sieht überall Schilder:"Mitarbeiter gesucht!"
SPIEGEL: Notenbankchef Alan Greenspan macht sich da mehr Sorgen.
Meltzer: Das sollte er auch, schließlich trägt er eine große Verantwortung. Deshalb hat er kräftig die Zinsen gesenkt. Die Geldmenge wächst schnell. Das wird die Ausgabenfreude der Verbraucher und die Investitionsbereitschaft der Firmen bald wieder heben.
SPIEGEL: Der Börse ist das zu wenig. Vergangene Woche stürzte sie ab, weil Greenspan nicht stark genug eingriff.
Meltzer: Die Märkte wünschen sich von Greenspan etwas, was nicht in seiner Macht steht. Sie wollen die Aktienkurse wieder dort sehen, wo sie vor einem Jahr waren - auf ihrem absoluten Höhepunkt. Aber die Notenbank kann nicht irgendwelchen Internet-Firmen neues Leben einhauchen.
SPIEGEL: Hätte Greenspan die übersteigerten Erwartungen der Börsianer nicht schon viel früher bremsen müssen?
Meltzer: Er hat immer wieder vor"irrationalem Überschwang" gewarnt...
SPIEGEL:... und diesen Überschwang zugleich durch eine Politik des leichten Geldes gefördert.
Meltzer: Das stimmt. Die Blase am Aktienmarkt ist auch deshalb entstanden, weil die Federal Reserve die Wirtschaft zu lange mit übermäßiger Liquidität versorgt hat, die auch in den Aktienmarkt floss. Insofern muss Greenspan heute für die Folgen seines früheren Handelns bezahlen. Auch er macht Fehler, das ist menschlich.
SPIEGEL: Wie sehr helfen im Kampf gegen die Rezession die riesigen Steuergeschenke von George W. Bush?
Meltzer: Der Präsident ist absolut auf dem richtigen Weg. Es ist immer richtig, die Steuern zu senken, auch wenn der Wachstumsschub vielleicht nicht so groß ausfällt, wie manche erhoffen.
SPIEGEL: Die Demokraten und viele Ã-konomen sehen das anders.
Meltzer: Ich verstehe diese Leute wirklich nicht. Die sind gegen Steuersenkungen, wenn der Staat hohe Haushaltsüberschüsse macht, und sie sind dagegen, wenn er unter gewaltigen Schulden leidet. Im Klartext hieße das doch, dass man die Steuern niemals senken kann. So ein Unsinn.
SPIEGEL: Besteht aber nicht die Gefahr, dass die Rechnung am Ende nicht aufgeht und Bush mit seiner Drei-Billionen-Mark-Reform wie einst Ronald Reagan ein riesiges Defizit produziert?
Meltzer: Reagan hat nur deswegen so hohe Schulden hinterlassen, weil er auch die Verteidigungsausgaben stark erhöht hat und dadurch Michail Gorbatschow zur Beendigung des Kalten Kriegs zwang. Bush wird im allerschlechtesten Szenario ein Mini-Defizit hinterlassen. Wo ist das Problem? Ã-konomisch lässt sich doch überhaupt nicht begründen, dass der Staat Überschüsse anhäufen soll. Das Geld gehört den Bürgern, und der Staat sollte es ihnen zurückgeben.
SPIEGEL: Bush gibt das Geld aber vor allem den Reichen zurück.
Meltzer: Viele Familien mit geringen Einkommen zahlen schon heute keine oder wenig Steuern. Sie können von einer Reform naturgemäß nicht profitieren. Wer aber einst die meisten Abgaben bezahlt hat, muss nun auch mehr zurückerhalten. Die Reichen werden dieses Geld ausgeben oder investieren, und beides ist gut für die Volkswirtschaft
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