- Argentiniens schwieriger Weg aus der Krise (interessanter Artikel) - Sascha, 21.08.2001, 16:26
Argentiniens schwieriger Weg aus der Krise (interessanter Artikel)
Die Dollarisierung der argentinischen Wirtschaft steht auf dem Prüfstand
<font size=5>Argentiniens schwieriger Weg aus der Krise</font>
UDO RETTBERG
<font color="#FF0000">Argentinien steht am Scheideweg. Das bei seinen Gläubigern mit fast 130 Milliarden Dollar in der Kreide stehende Land benötigt dringend eine weitere Kapitalzufuhr</font>. Die Gefahr, dass die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) in Aussicht gestellte Kapitalspritze <font color="#FF0000">die politischen und wirtschaftlichen Probleme des Landes lediglich verdeckt, ist groß</font>. Will Argentinien die Krise beenden, muss es das Übel der hohen Verschuldung durch strikte Sparmaßnahmen an der Wurzel packen. <font color="#FF0000">Angesichts der sozialen Spannungen ist dies leichter gesagt als getan</font>.
Was Argentinien ebenso dringend wie neue Milliarden des IWF benötigt, ist das Vertrauen der eigenen Bürger und der internationalen Finanzwelt. Das über Jahre hinweg abhanden gekommene Vertrauen kann jedoch nur durch eine solide und langfristig angelegte Strukturreform wiederhergestellt werden. Ein wesentlicher Faktor der Probleme Argentiniens ist die Währungspolitik der Regierung. Bekanntlich ist eine Währung nur so stark wie die Volkswirtschaft, die sie repräsentiert. Vor zehn Jahren war das Land mit dem ehrgeizigen Anspruch angetreten, seine ökonomische und politische Qualität am"Vorbild USA" auszurichten. Die im Jahr 1991 beschlossene"Dollarisierung" - die Anbindung des Pesos an den US-Dollar - erwies sich über einen längeren Zeitraum als richtig.
Für Argentiniens Wirtschaft war der so genannte"Peso/Dollar-Peg" eine Disziplinierungsmaßnahme und wesentliche Ursache dafür, dass von der einst für Angst und Schrecken in der Bevölkerung sorgenden Hyperinflation Anfang der 90er-Jahre Abschied genommen werden konnte. <font color="#FF0000">Doch als der US-Dollar - und damit auch der an die US-Valuta gebundene Peso - als Folge des starken US-Wachstums in den vergangenen Jahren immer stärker aufwertete, änderte sich das Bild</font>. 1998 flachte das Wachstum in Argentinien ab. Die Regierung ließ sich jedoch nicht davon abbringen, ehrgeizige Ausgabenprogramme zu finanzieren. Die <font color="#FF0000">öffentliche Verschuldung stieg von 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf über 50 Prozent</font>. In den Folgejahren war immer deutlicher erkennbar, dass zwischen den Volkswirtschaften der USA und Argentiniens nicht nur erhebliche Größenunterschiede, sondern auch starke strukturelle Unterschiede bestehen. Die Regierung hält jedoch bis heute unverändert am Peso/Dollar-Peg fest. Angesichts der jüngsten Ereignisse muss die Dollarisierung der argentinischen Wirtschaft <font color="#FF0000">jedoch als gescheitert betrachtet werden</font>.
Heute stellt sich die Frage, welchen Ausweg die Regierung in Buenos Aires aus dieser Währungskrise wählen soll. <font color="#FF0000">Eine völlige Freigabe des Wechselkurses würde eine massive Abwertung mit sich bringen und das Finanzsystem ins Wanken bringen</font>. Der Vertrauensverlust in der eigenen Bevölkerung wäre enorm. In den Köpfen der Bevölkerung ist die Hyperinflation der 80er-Jahre noch immer präsent. <font color="#FF0000">Diejenigen Unternehmen, die Einnahmen in Peso und Verbindlichkeiten in US-Dollar aufweisen, bekämen bei einer Abwertung kaum zu lösende Probleme</font>. Das kränkelnde Bankensystem würde neuen starken Belastungen ausgesetzt.
Eine Peso-Freigabe verschaffte andererseits zwar der Exportwirtschaft mehr Luft, doch <font color="#FF0000">würde die Krise hierdurch in andere Länder der Region"exportiert"</font>. Der Imageverlust im Ausland wäre enorm. Eine vertrauensbildende Maßnahme wäre die Abkehr vom bisherigen Währungssystem nicht. Argentinien hat jedoch nur wenige Alternativen. <font color="#FF0000">Die Erklärung der Zahlungsunfähigkeit mit anschließender Restrukturierung würde die Märkte ebenso wenig überraschen wie die Abkehr vom Währungssystem</font>.
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