- Alfons Cortés zu Gold - Jacques, 22.08.2001, 21:43
- Re: Alfons Cortés zu Gold - Euklid, 22.08.2001, 22:28
- Re: Alfons Cortés zu Gold - antares, 23.08.2001, 10:00
- Re: Alfons Cortés zu Gold - Euklid, 22.08.2001, 22:28
Alfons Cortés zu Gold
Jetzt erste Positionen im Goldminensektor beziehen
Ein Mann begab sich auf einen Bauernhof, um Eier zu kaufen. Dort stiess er auf einen zähnefletschenden Wachhund. Acht Wochen später musste er in eine Klinik zur Behandlung einer Hirnhautentzündung eingeliefert werden: Während er damals mutig den Hund in Schach hielt, wurde er unbemerkt von einer Zecke gebissen.
Diese Geschichte hat sich nicht so ereignet. Ich habe sie erfunden, um in wenigen Zügen ein heute weit verbreitetes Phänomen zu beschreiben, das ich Tunnelvision nenne. Die Aufmerksamkeit im multikausalen System Börse konzentriert sich auf wenige, bekannte Abläufe und lässt die Möglichkeit ganz anderer Entwicklungen ausser Acht. Wie der Held dieser Geschichte: Während er sich mit dem lauten, gut sichtbaren Hund beschäftigt, gerät sein Leben durch eine winzige, nicht bemerkte Zecke in Gefahr. Nennen Sie den Hund Rezession und die Zecke Inflation, dann wissen Sie, worauf ich hinaus will.
Tatsache ist, dass die relative Stärke des Philadelphia-Gold-Silber-Index im Verhältnis zu allen anderen Indizes zunimmt. Diese Bewegung resultiert nicht daraus, dass eine einzelne, hochkapitalisierte Komponente des Index wegen eines besonderen Vorgangs - wie zum Beispiel eine Kapitalmarkttransaktion oder eine besonders gute betriebswirtschaftliche Erfolgsmeldung - einen Ausreisser verursacht, sondern ist das Ergebnis einer breit angelegten, steigenden Nachfrage nach Goldminenaktien.
Selbstverständlich sollen uns einige Hinweise auf die Fragilität dieses Marktmusters aufmerksam machen, wie z.B. der rückläufige Index der wichtigsten Rohstoffe. Die Wirtschaftsnachrichten lenken unsere Aufmerksamkeit auch eher auf den zähnefletschenden Hund unserer Geschichte, lassen ihn deutlich bedrohlicher erscheinen als das kleine Insekt, das sich irgendwo für den Stich vorbereitet. Trotzdem: Das Geschehen am Goldmarkt selbst und in den Goldminen ist so homogen, dass all die, die diszipliniert auf Preissignale und ihre Derivate zur Überwindung unserer Unwissenheit setzen, nicht darum herumkommen, dieses Geschehen mit der Allokation einer Quote von zunächst etwa 5% in Goldminenaktien zu quittieren.
Vielleicht erweist sich diese Handlungsweise in Zukunft tatsächlich als Reinfall. Wahrscheinlicher aber ist, dass sie sich als richtig herausstellt und dass die fundamentale Bestätigung erst mit einer Verzögerung von mehreren Monaten nachgeliefert wird, wenn die Kurse der Goldminenaktien bereits deutlich höher liegen. Jede grosse Veränderung in der Marktstruktur wurde, so weit ich mich erinnern kann und so weit sie historisch belegt ist, durch die Kurse und ihre Ableitungen angekündigt - lange bevor sie von den Analysten thematisiert wurde. Das galt beispielsweise für das Ende der grossen Goldpreishausse 1980, für die lange Hausse der Markenartikelaktien, die von Technikern wie Alan Shaw (vgl. Interview im «Barron’s» vom 26.Juli 1982) angekündigt und von Ã-konomen bezweifelt wurde.
Das gilt auch für das Ende der Hausse in Japan (vgl. diese Kolumne vom 31.Januar 1990) und für vieles mehr. Daher lasse ich mich von der Tatsache, dass es noch keine plausiblen ökonomischen Gründe für eine Hausse der Goldminenaktien gibt, nicht davon abhalten, erste Positionen in diesem Sektor zu beziehen. Alfons Cortés
www.alfonscortes.com
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