- Kleine Wechselkunde (mit interessanten FOTO-Belegen) - dottore, 23.08.2001, 11:28
- Re: Kleine Wechselkunde (mit interessanten FOTO-Belegen) - Euklid, 23.08.2001, 11:42
- Re: Kleine Wechselkunde - Rudow, 23.08.2001, 14:01
- Re: Kleine Wechselkunde - leider keine konkreten Zahlen zu ermitteln - dottore, 23.08.2001, 15:32
Re: Kleine Wechselkunde - leider keine konkreten Zahlen zu ermitteln
Hi Rudow,
bis 1992 gab es eine Wechselsteuer (entwickelt aus der Wechselstempelsteuer). Diese Steuern betrug 15 Pfg. pro angefangene 100 DM, bei Auslandswechseln konnte es auch nur 1/2 des Betrages sein.
Die Steuer resultierte aus einer pfiffigen Idee, nämlich der, dass ein Wechsel nur einklagbar war, sobald er auf gestempelten Papier geschrieben war.
Ich glaube die Steuer bewegte sich im knapp zweistelligen Millionenbereich, müsste aber nachschauen. Es war zunächst eine Länder-, dann ab 1970 eine Bundessteuer.
Jetzt da sie abgeschafft ist, können wir also nichts mehr feststellen.
Da die Buba als ZB-fähig per Ultimo 2000 ca. 42.000 Wechsel reingenommen hatte, ergibt sich daraus schon ihre sehr geringe Bedeutung. Auch die von ihr"rediskontierte" Summe ist minimal, zusammen mit den unter gleicher Position verbuchten Kreditforderungen, allerdings von Banken ebenfalls quer geschrieben, weshalb sie daraus verpflichtet sind wie aus Wechseln, haben wir zusammen ca. 10 Mrd. €.
Was an Wechseln sonst im Publikum umläuft, weiß kein Mensch. Jedenfalls wüsste ich nicht, wie man die Summen ermitteln sollte.
Wechsel sind auch besonders ekelhaft, denn falls sie platzen, ist der Ruf aller Beteiligten ein für alle mal ruiniert.
Die große Zeit des Wechsels ist vorbei, weil Wechsel zur Überbrückung großer Distanzen dienten, sie wurden eben per Post wie ein Brief statt Bargeld verschickt und am Ort, wo der Bezogene saß, von diesem ausgezahlt. Das geht heute, bei unserem modernen Bankensystem per Swift viel schneller.
Auf gut Deutsch haben also die Banken das Geschäft an sich gezogen.
Übrigens: Der älteste gedruckte Nachweis über Wechsel kommt aus 1484 (Chiarini, de la mercatanzie delle paesi) und enthält in den ersten Zeilen den Kurs des Wechsels (daher bis heute das Wort"Wechselkurs") zwischen Florenz und Siena:
Es waren 5 Prozent!
Wer also sich und sein Pferd bemühte, konnte den Betrag einstreichen.
Vor kurzem wurde übrigens ein Wechsel, mit dessen Hilfe die erste Fahrt des Columbus finanziert wurde (nichts Bargeld also!) in London für mehrere Tausend Pfund versteigert.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: