- Wirtschaftswachstum - Rudow, 26.08.2001, 02:08
- Re: Wirtschaftswachstum - Turon, 26.08.2001, 02:58
Re: Wirtschaftswachstum
Mir scheint, dass die Freigeldleute vor allem auf das Wirtschaftswachstum zielen. Sie sind der Meinung, dass das notwendige Wirtschaftswachstum durch den falschen - weil zurückhaltenden Geldgebrauch (Geldhorten) - beeinträchtigt wird.
Man muß immerhin sagen, daß sie in diesem Kontext sehr wohl recht haben,
denn das Anhäufen von Geld ist eindeutig der Grund, warum die Wirtschaft
nicht unaufhörlich wachsen kann. Prinzipiell und bildlich vorgestellt.
Wir haben eine Zimmerpflanze, gießen sie nicht, erwarten aber dennoch,
daß sie wächst.
Durch die sogen. Umlaufsteuer versprechen sie sich eine Verbesserung der Wachstumsmöglichkeiten der Volkswirtschaft.
Kurzfristig wäre dies sogar sehr wahrscheinlich, aber niemals langfristig.
Ich vertete diese These schon seit einer Ewigkeit: erhöhter Umlauf des Geldes
bringt zwar die notwendige Zirkulierung, fördert aber ebenfalls bestimmte
Vorgänge, die nun mal wirklich"unschön" sind. Wir stellen uns derzeit die Frage
wofür wir unseres Geld am besten ausgeben sollten. Bei einer Freigeldeinführung
müßte die Frage eindeutig anders lauten, nämlich: wie schnell werden wir unseres Geld los. Das heißt - zum Stichtag wäre es das beste, wir hätten kein Geld mehr. Und das bedeutet: man würde so konsumieren wie bei der Inflation der fall ist - irgendetwas kaufen um jeden Preis. Seitens der produzenten dagegen:
genau umgekehrt, er muß sich nämlich die Frage stellen, wie er den Stichtag
am besten und am wirtschaftlichsten durchstehen wird.
Mal abgesehen davon, daß Löhne auch irgendwann gezahlt werden müssen - und das würde bedeuten: dem Arbeitgeber wäre es am liebsten 2 tage vor dem Stichtag
die Löhne auszuzahlen. Oder: die Kosten permanent an die Konsumenten umverteilen.
Da Bargelhorten nicht mehr"in" ist, würde gleichzeitig es notwendig
es möglichst nicht in Geld zu halten, sondern Sachgütern - und das wiederum heißt: jede Menge Überkapazitäten, die vor dem Stichtag die rege nachfrage
bewältigen müssen. Abgesehen davon: Umweltverschmutzung und erhöhter Energiebedarf. Die ökologische katastrophe als Folge des Freigelds? Leider wäre sie damit näher.
Dabei bedenken sie nicht, dass volkswirtschaftliches Wachstum nicht in jedem Fall zur Steigerung des Wohlstandes beiträgt.
Es ist nirgendwo bewiesen, daß das sogenannte Freigeld tatsächlich irgendwelche Probleme löst. Die Wahrscheinlichkeit jedoch, daß diese methode noch mehr Schäden einrichtet ist um so höher.
Im Visier der Freiwirte sind vor allem Werte, wie Arbeit, zwischenmenschliche Kontakte, Vermeidung von Elend und Hungernot. Das ist sehr löblich und idealistisch, doch aus eigener Erfahrung weiß ich, daß jede sache einen
Haken hat. Je größer die Vorteile desto größer der Haken. Und hier: die freiwirte erhoffen sich, daß man Menschen und das Verhalten damit beeinflussen kann - denn die Menschen stehen auf irgendein Papier - das muß nicht so sein.
Und ist im Prinzip auch gar nicht. Der Mensch hortet derzeit Geld, weil er
sein haben retten will und auch vermehren. Und das heißt: wenn Geld zwangsentwertet wird, werden alle anderen Güter wertvoller und attraktiver.
Und damit muß auch mehr produziert werden, Sachen die wir im grunde gar nicht brauchen. Folge - erhöhter Energiebedarf und gleichzeitig damit auch
höhere Umweltschäden. Dies ist zumindest ein Argument der mir jetzt spontan als
stichhaltig einfällt - aber es gibt sicherlich noch viele andere.
Gruß.
Darum hier ein Zitat, das auf das Wachstumsdilemma aufmerksam macht.
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