- @dottore - Gefühle in einem bankrotten Land - riwe, 29.08.2001, 15:25
- Re: Hatte ich schon mit großem Interesse gelesen - - dottore, 29.08.2001, 18:41
@dottore - Gefühle in einem bankrotten Land
Der Anlaß meines postings war der Vorschlag dieses Scherzkeks, der eben mal andere Banknoten einführen wollte.
mfg
riwe
Geschrieben von riwe am 28. August 2001 07:26:02:
Als Antwort auf: @riwe: könntest Du bitte darüber mal einen offtopic-Erlebnisbericht machen? geschrieben von Baldur der Ketzer am 27. August 2001 21:20:02:
>
>>1983 wurde in Nigeria die Farbe der Geldscheine geändert. Wenn Sie dabei gewesen wären, würden Sie es heute nicht für eine gute Idee halten, Bargeld gegen Umtauschgebühr in neue Scheine zu tauschen. Ich bin in Afrika zigtausende von Kilometern gereist, bin in Volksaufstände geraten und in die Befreiung Ugandas von Idi Amin. Das war gefährlich. Für das, was sich 83 in Nigeria abspielte, fehlt mir eine passende Bezeichnung.
>>Gruß
>>riwe
Hallo Baldur,
die offizielle Begründung war, daß man die Bargeldmenge zwecks Inflationsbekämpfung reduzieren wollte. Tauschen durfte jeder nur 300 Naira ohne Nachweis, woher das Geld kam, wenn ich mich richtig erinnere. Geschäftsleute mussten Steuerbescheide vorlegen. Da diese aber immer nach unten manipuliert waren, ( Die Steuerprüfer erhielten ca. 10% des von ihnen geschätzten Gewinns und dann wurde ein genehmes Ergebnis festgesetzt. ) saßen alle Unternehmer auf gewaltigen Mengen Bargeld. Scheckzahlungen gab es kaum, was versteht, wer nigerianische Banken kennt. Das Vorhaben war natürlich durchgesickert und jeder versuchte sein Geld in eines der CFA-Nachbarländer, wo der Naira damals noch ganz ordentlich schwarz getauscht wurde, zu bringen. Da größere Mengen Bargeld üblicherweise in Zementsäcken transportiert wurden, war ein unerklärlich hoher Zementexport zu beobachten. Das brachte nicht nur die Mafia, sondern auch jeden kleinen Kriminellen auf die Beine. Ich hatte schlicht Angst und habe mich aufs Land abgesetzt. Und dann der Hammer: Am vermuteten Stichtag geschah nichts. ( Damit könnte ich zum tatsächlichen Hintergrund überleiten, was ich aber nicht machen werde, da ich gerne noch einmal nach Nigeria reisen möchte. ) Die Umstellung erfolgte 14 Tage später, wenn ich mich richtig erinnere. In dieser Zeit nahm niemand mehr Banknoten an. Als dann schließlich die"Neuen" erschienen, gab es natürlich nicht genug. Viele Firmeninhaber hatten sich neue Steuerbescheide beschafft, was kein allzu großes Problem darstellte. Das brachte dann die kleinen Leute endgültig auf die Palme, die tagelang vor den Banken kampierten. Aufstände sind eine lokale Angelegenheit, da kann man sich aus dem Staube machen. Wenn aber die gesamte Bevölkerung unter Dampf steht, das macht Angst.
Gruß
riwe
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