- IWF warnt vor langem globalen Abschwung - monopoly, 30.08.2001, 21:44
IWF warnt vor langem globalen Abschwung
Aus der FTD vom 31.8.2001
IWF warnt vor langem globalen Abschwung
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält die Gefahr eines tiefen globalen Konjunktureinbruchs nicht für gebannt. Das geht aus dem Entwurf des IWF-Ausblicks für die Weltwirtschaft hervor, der der Financial Times Deutschland vorliegt.
Der Bericht soll am nächsten Mittwoch vom Exekutivdirektorium verabschiedet und Ende September zur Jahrestagung von Währungsfonds und Weltbank veröffentlicht werden. Bis dahin können die Prognosen zu einzelnen Ländern und Regionen noch überarbeitet werden. Angesichts der"ungewöhnlich großen Unsicherheiten und Risiken", die die Weltkonjunktur laut IWF derzeit prägen, enthält der Bericht zwei Szenarien. Das"Basis-Szenario" geht davon aus, dass das Wachstum in den USA und der Euro-Zone 2002 wieder moderat anziehen wird.
Doch der IWF warnt vor einem zweiten Szenario:"Es besteht die erhebliche Gefahr eines schlechteren Ausgangs". Sollte die Produktivität in den USA schwächer wachsen als angenommen, die Überinvestitionen im IT-Sektor höher seien als bekannt und die Aktienkurse und das Verbrauchervertrauen einbrechen,"könnte dies zu einem viel tieferen und erheblich längeren globalen Abschwung führen - ähnlich denen in den frühen 80er und den frühen 90er Jahren".
Im Basis-Szenario sagt der IWF für die Vereinigten Staaten wie schon in der Prognose vom Frühjahr Zuwächse beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,5 in diesem und 2,5 Prozent im nächsten Jahr voraus. Für die Euro-Zone erwarten sie Raten von 2,0 und 2,4 Prozent. Das sind je 0,4 Prozentpunkte weniger als im April vorhergesagt.
Anstieg der Erwerbslosenquote erwartet
Auch die Entwicklung in Deutschland sehen die IWF-Experten skeptischer. Für dieses Jahr revidieren sie die Prognose von 1,9 auf 1,2 Prozent, für 2002 von 2,6 auf 2,1 Prozent. Dies werde sich auch auf den Arbeitsmarkt und das Staatsdefizit auswirken: Nach Schätzung des Fonds wird die Erwerbslosenquote von 8,0 Prozent in diesem auf 8,2 Prozent im nächsten Jahr steigen. Die Zahlen sind nicht mit denen der Bundesanstalt für Arbeit vergleichbar, weil der IWF eine andere Bemessungsgrundlage verwendet. Das deutsche Staatsdefizit werde gemessen am BIP in diesem Jahr mit 2,0 Prozent um 0,5 Prozentpunkte über den offiziellen Angaben der Bundesregierung liegen. 2002 dürfte es nur leicht auf 1,7 Prozent sinken.
Noch düsterer beurteilt der Fonds die Lage in Japan, das"zum vierten Mal binnen eines Jahrzehnts in eine Rezession rutschen dürfte." Für 2001 rechnen die Volkswirte jetzt nicht mehr mit einem leichten Wachstum, sondern mit einem Rückgang des BIP um 0,2 Prozent. Auch 2002 werde die Konjunktur mit plus 0,5 Prozent nicht richtig in Schwung kommen.
Argumente für moderate Erholung
Für eine moderate Erholung der Weltwirtschaft sprechen aus Sicht des IWF vor allem die Zins- und Steuersenkungen in den USA, die zu Ende gehende Phase des Lagerabbaus in der US-Wirtschaft, die nachlassenden Effekte des Ã-l- und Lebensmittelpreisanstiegs vom letzten Jahr und die sich abzeichnende leichte Erholung in Japan.
Doch selbst das verhaltene"Basis-Szenario" könne sich als zu optimistisch erweisen. Erhebliche Risiken sehen die Experten vor allem in den USA. Dazu zählten das hohe Leistungsbilanzdefizit, die immer noch hohen Aktienkurse und die niedrige Sparquote. Zudem sei der Dollar gegenüber dem Euro überbewertet, was die Konjunkturerholung in den USA hemme und den Zinssenkungsspielraum in Europa einenge.
Vor diesem Hintergrund müsse in den USA die Geldpolitik trotz der Zinssenkungen der letzten Monate weiter gelockert werden, falls die Konjunktur nicht anspringe. Außerdem dürfe die Regierung angesichts der ungewissen finanziellen Folgen ihrer Steuerreform die mittelfristigen Stabilitätsziele nicht aus den Augen verlieren.
Warnung an Japan
Japans Regierung rät der IWF, in der Haushaltspolitik trotz der hohen Staatsverschuldung nicht zu schnell zu einem restriktiven zurückzukehren. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus und der anhaltenden Deflation müsse das Land zudem mehr Liquidität bereitstellen.
Der Euro-Zone empfiehlt der IWF vor allem weitere Zinssenkungen. Voraussetzung dafür sei jedoch weitere Lohnzurückhaltung, vor allem in Deutschland. Außerdem sollten die Regierungen die so genannten"automatischen Stabilisatoren" wirken lassen, also nicht noch in den Konjunkturabschwung hineinsparen.
Darüber hinaus fordert der IWF die Industrieländer auf, sich aktiv um eine Beseitigung der"Ungleichgewichte" zwischen den großen Wirtschaftsblöcken zu bemühen. Zwar sei dies in erster Linie Aufgabe der USA, heißt es unter Verweis auf das Leistungsbilanzdefizit und den starken Dollar. Allerdings müssten sich auch Europa und Japan"zügig um die Implementierung struktureller Reformen bemühen, die notwendig sind, um nachhaltig höhere Potenzialwachstumsraten zu erreichen".
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