- Globalisierung - nichts neues / Wirtschaftsgeschichte - Fontvieille, 01.09.2001, 00:30
- Re: Globalisierung-geschichte - Danke, auch wenn´s wenige wahrhaben wollen! (owT) - André, 01.09.2001, 22:38
Globalisierung - nichts neues / Wirtschaftsgeschichte
Aus der Süddeutschen Zeitung
Sie waren hier: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/branchenpolitik/22569/
31.08.2001 16:20
Wirtschaftsgeschichte
Vernetzte Welt - nichts Neues
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren manche Bande noch enger.
Von Tina Zierul
(SZ vom 1.9.01) - Coca Cola, Heinz-Ketchup und Singer-Nähmaschinen weltweit, Proteste von Globalisierungsgegnern - all das gab es schon vor 100 Jahren.
Damals wetterten Europäer gegen die so genannte Korninvasion aus den USA. „Es gibt ziemlich viele Ähnlichkeiten zwischen der Globalisierung heute und der zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, sagt Jörg Baten, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Uni Tübingen.
Und auch um 1900 spielten Multis die Schlüsselrolle. In den USA herrschte John D. Rockefeller über sein Standard-Oil-Imperium, das die Erdöl-Raffinierung nahezu monopolisiert hatte. Deutsche Unternehmen wie AEG und Siemens operierten weltweit, auch die Chemieindustrie und mit ihr Bayer, BASF und Hoechst waren im Kommen.
Noch internationaler war der Maschinenbau: Selbst kleinere Unternehmen agierten hier global. Eine Weltwährung, das Gold, vereinfachte den Güteraustausch.
Noch stärker als der Handel waren Kapital- und Arbeitsmärkte verflochten. Denn trotz Dampflokomotiven und -schiffen waren die Transportkosten noch recht hoch.
Der Export lohnte sich oft nur für besonders veredelte Güter. Die Kapitalmärkte waren um 1900 so stark verwoben, dass sie dieses Niveau erst vor zehn bis 20 Jahren wieder erreichten, sagt Baten.
„Arbeitsmärkte offener als heute“
Und laxe Regeln für die Einreise in viele Staaten führten zu einem sehr mobilen Arbeitsmarkt: Hohe Löhne in der Neuen Welt lockten Europäer nach Australien, Argentinien oder in die USA. „Die Arbeitsmärkte waren offener als heute“, sagt Baten.
Die Gegenbewegung entstand etwa ab 1880 - freilich anders begründet als heute: Aus Angst vor Niedriglohnkonkurrenz und Arbeitslosigkeit protestierten vor allem ärmere Leute.
Ihre Kampagnen zogen: In Argentinien und Australien war es mit den offenen Arbeitsmärkten bald vorbei, es folgten die USA und Kanada. Die US-Industrie wehrte sich gegen Billigimporte aus Europa, wo wiederum Bauern erfolgreich auf Schutzzölle drängten. „Vieles Alte“, sagt Baten, „ist eben doch immer aktuell.“
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