- US-Aktien sind teurer als sie scheinen (interessanter Artikel) - Sascha, 03.09.2001, 14:01
US-Aktien sind teurer als sie scheinen (interessanter Artikel)
Frisierte Gewinnzahlen lassen Kurs-Gewinn-Verhältnisse niedrig aussehen
<font size=5>US-Aktien sind teurer als sie scheinen</font>
GERTRUD HUSSLA
HANDELSBLATT, 3.9.2001
NEW YORK. Seit Jahrzehnten ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis die meist verbreitete Messzahl um zu beurteilen, ob eine Aktie teuer oder billig ist. Doch seit dem rasanten Boom und der harten Landung der New Economy fragen sich Experten, wie viel Aussagekraft das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) noch hat. <font color="#FF0000">Vor allem Internet- und High-Tech-Unternehmen sind nämlich dazu übergegangen, ihr Ergebnis aus dem Tagesgeschäft so zu frisieren, dass die Gewinne aus dem operativen Geschäft höher erscheinen als sie wirklich sind</font>. <font color="#FF0000">Würden die echten Gewinne zu Grunde gelegt, dann wäre der gesamte US-Aktienmarkt selbst nach den jüngsten Kurseinbrüchen noch deutlich überbewertet</font>, glauben Experten.
Das Kurs-Gewinnverhältnis, das den Kurs einer Aktie zum Jahres-Ergebnis pro Aktie in Beziehung setzt, ist um so höher, je teurer eine Aktie ist. Im langjährigen Durchschnitt lag es für die im S&P 500 vertretenen US-Industriewerte bei etwa 15, derzeit wird es von Markt-Analysten auf 22,2 taxiert. <font color="#FF0000">Würden Analysten statt dessen die"korrekten" Gewinne zu Grunde legen, ergäbe sich für ein durchschnittliches KGV von knapp 38</font>, errechnete das Wall Street Journal. So krass seien inzwischen die Auswüchse, <font color="#FF0000">das jeder als Gewinn ausgewiesene Dollar eigentlich nur 40 Cents wert ist, schreibt das Blatt</font>.
Eigener Kommentar: S&P 500 in Richtung 500...! Zumindest gegen Ende der Bubble.
<font color="#FF0000">"Ich glaube die meisten Leute wissen gar nicht, wie überbewertet US-Aktien heute immer noch sind"</font>, sagt Chefstratege David Blitzer von der Ratingagentur Standard & Poors.
Doch die Zahlen zu frisieren, ist völlig legal. Bei den rasch nach Ende eines Quartals veröffentlichten Daten handelt es sich um"Pro-Forma"-Rechnungen, die von der Wertpapieraufsichtsbehörde SEC nicht abgesegnet sind, <font color="#FF0000">aber von Analysten und Medien bereitwillig verbreitet werden</font>. Sie sollen das Tagesgeschäft wiederspiegeln und schließen damit Einmalposten aus. Chuck Hill vom Finanzinformationsdienst Thomson/First Call fühlt sich bei den Praktiken nicht wohl."Es gibt keine Antwort, was in Pro-Forma-Zahlen hineingehört", meint Hill,"das ist eine Frage von Moral und Ethik."
Pro-Forma-Zahlen sollten ursprünglich lediglich Ergebnisse nach außerordentlichen Ereignissen wie etwa einer Fusion vergleichbar machen. Doch inzwischen <font color="#FF0000">kaschieren sie immer häufiger Fehlentscheidungen des Managements</font>. Beispiel Cisco: Der Telekom-Ausrüster schrieb im Frühjahr Lagerbestände von 2,25 Mrd. $ ab, weil er am Markt vorbei produziert hatte. Sämtliche Analysten folgten dem Pro-Forma-Zahlen des Konzerns, in denen dieser Mammutposten ausgeklammert blieb."Wenn so etwas nur einmal alle Jubeljahre vorkommt, ist das berechtigt", sagt Analyst Alex Henderson von der Investmentbank Salomon Smith Barney. Doch er fügt hinzu, dass er sich kaum wehren kann:"Wenn 30 oder 35 andere Analysten die Pro-Forma-Zahl schlucken, dann können Sie nicht gegen den Strom schwimmen."
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