- Noch ein kleiner Sargnagel - Libanon - Tofir, 09.09.2001, 00:12
Noch ein kleiner Sargnagel - Libanon
Im Libanon wächst die Gefahr eines Zahlungsausfalls
Beirut, 5. September (Bloomberg) - Händler Peter Bartlett vom Londoner Broker Exotix Ltd. hat sich auf Anleihen von Schwellenländern von Mazedonien bis Indonesien spezialisiert. Nur von libanesischen Papieren lässt er die Finger. Der Grund: Libanons Rekordverschuldung. Die Staatsschulden Libanons belaufen sich auf 25 Mrd. Dollar. Das entspricht dem anderthalbfachen des Bruttoinlandsproduktes des Landes. 91 Prozent der Staatseinnahmen gingen im letzten Jahr für Zinszahlungen drauf. Damit schlägt Libanon noch Argentinien und die Türkei, die auf eine Quote von 20 Prozent beziehungsweise 75 Prozent kamen."Kein internationaler Anleger wird diese Anleihen anfassen, außer wenn er Verbindungen nach Libanon hat," erklärt Bartlett."Die Verzinsung dieser Anleihen ist angesichts des Länderrisikos zu niedrig."
Libanon ist von syrischen Truppen besetzt, die während des 15jährigen Bürgerkrieges zwischen Christen und Moslems ins Land kamen. Es ist ein zerbrechlicher politischer Rahmen für ein Land, dass darum kämpft, seine Währung vor einer Abwertung zu bewahren und einen Zahlungsausfall zu vermeiden. Wenn die geplanten Verkäufe von Staatsaktiva und die Einführung neuer Steuern nicht ausreichen, bleibt nur noch die Hoffnung auf den Internationalen Währungsfonds.
Bisher sind die heimischen Banken dem Staat zu Hilfe geeilt. Bei der Höhe der Schulden, die der Staat bei ihnen hat, können sie es sich kaum leisten, dass dieser zahlungsunfähig wird. Aber auch ihre Geduld könnte reißen, das Haushaltsdefizit dürfte in diesem Jahr 22 Prozent des BIP erreichen."Diese Blase wird platzen," prognostiziert Gregory Kronstein, Ã-konom bei Westdeutsche Landesbank in London."Irgendwann werden die libanesischen Banken einsehen, dass es so nicht weiter geht."
Moody's Investors Service warnte kürzlich, dass sie ihre durchschnittliche Bonitätseinstufung von"D+" für die libanesischen Banken nach unten setzen werde, sollten diese bei Staatskrediten nicht zurückhaltender werden. Einige libanesische Analysten sehen die Lage jedoch anders."Libanon ist ein spezieller Fall," erklärt Nabil Chaya, Leiter Kapitalmärkte bei Banque Audi SAL in Beirut."Zwischen den Einschätzungen der Ratingagenturen und dem, was der Markt als akzeptables Risiko sieht, sind erhebliche Unterschiede."
Eine Besonderheit bei Libanon ist, dass Millionen Libanesen, die im Ausland leben, ihre Ersparnisse bei heimischen Banken anlegen. Teilweise tun sie dies aus patriotischen Motiven, aber auch wegen der hohen Zinsen. Die libanesischen Banken haben ein dickes Liquiditätspolster von 11 Mrd. Dollar, berichtet Banque Audi, eine der fünf führenden Banken des Landes.
Libanesische siebenjährige Dollar-Anleihen bieten eine Rendite von 10,46 Prozent. Hingegen weisen sechsjährige venezuelanische Dollar-Bonds, die ebenfalls mit"B2" benotet sind, eine Rendite von 11,22 Prozent auf."Die Anleihen sind trotz des Risikos attraktiv," erklärt Chaya."Hierbei handelt es sich um ein Risiko, das wir verstehen und bereit sind zu akzeptieren." Angesichts der Aufnahmebereitschaft der Banken konnte der Staat in diesem Jahre bereits Dollar-Anleihen im Volumen von 2,5 Mrd. Dollar emittieren. Das ist mehr als in irgendeinem Jahr seit 1994, als Libanon zum ersten Mal Fremdwährungsanleihen begab.
Die Staatsverschuldung schnellte von 2,9 Mrd. Dollar 1993 auf gegenwärtig 25 Mrd. Dollar empor. Die Regierung versuchte, das Wachstum durch den Bau neuer Straßen, Häfen und Schulen anzukurbeln. Aber die Rechnung ging nicht auf. Seit 1999 stagniert die Konjunktur. Die Regierung will einen Zahlungsausfall vermeiden, indem sie Aktiva verkauft, die Ausgaben kürzt und Auslandsinvestitionen fördert. Einnahmen von 5 Mrd. Dollar erhofft sie sich aus den Verkäufen und Privatisierungen, unter anderem zwei Mobilfunklizenzen, Strom- und Wasserversorgungsgesellschaften und die nationale Fluglinie. Außerdem will sie ab nächstem Jahr eine zehnprozentige Mehrwertsteuer einführen, die im ersten Jahr rund 800 Mio. Dollar einbringen soll."Diese Maßnahmen hören sich gut an. Sie sind auf dem richtigen Weg," sagt Henry Azzam, Vorstandsvorsitzender von Jordinvest in Amman.
Allerdings könnten die Einnahmen für Mobilfunklizenzen angesichts der leeren Kassen bei den Telekomunternehmen geringer ausfallen. Des weiteren könnte eine Umsatzsteuer das Wachstum abwürgen und damit andere Steuereinnahmen schmälern."Die Einführung neuer Steuern wird wohl kaum das Wachstum beflügeln," konstatiert Adel Satel, der die Kreditwürdigkeit von Libanons Banken bei Moody's bewertet. Wenn bei den Anlegern das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit Libanons schwindet und diese ihr Geld ins Ausland verlagern, droht dem Staat die Abwertung beziehungsweise die Zahlungsunfähigkeit."Ich denke, dass Libanon früher oder später, die Hilfe des IWF in Anspruch nehmen muss," schätzt Azzam." Ich sehe nicht, wie das Land sich ohne Hilfe von außen aus dieser Misere befreien kann."
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Woher nimmt der IWF eigentlich all das Geld??? Und war da nicht letzhin was mit Libanon und Goldverkäufen?
Gruss
tofir
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