- Duisenberg schließt längerfristige Konsequenzen nicht aus - YIHI, 12.09.2001, 14:54
Duisenberg schließt längerfristige Konsequenzen nicht aus
Duisenberg schließt längerfristige Konsequenzen nicht aus
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EZB-Präsident erwartet nach Anschlägen aber keine Rezession - «Vertrauen muss wieder hergestellt werden»
Brüssel (AP) Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, hat längerfristige Konsequenzen der Anschläge in den USA auf die Finanzmärkte nicht ausgeschlossen. «Es ist allerdings noch viel zu früh zu sagen, welche Konsequenzen dies sein könnten», sagte Duisenberg am Mittwoch vor dem Ausschuss des Europäischen Parlaments für Wirtschaft und Währung in Brüssel. Für Europa seien die Folgen aber eher begrenzt. Eine Rezession erwarte er nicht.
Eine schnelle Reaktion der Währungshüter auf die Anschläge vom Dienstag hätte eher weitere Panik ausgelöst als für Ruhe und Stabilität zu sorgen, sagte Duisenberg. «Mittel- und langfristig ist es wichtig, dass das Vertrauen der Verbraucher und Konsumenten wieder hergestellt wird.» Die unmittelbaren Reaktionen der Finanzmärkte auf die Anschläge seien panikartig gewesen. Die EZB habe deshalb darauf geachtet, dass die Systeme funktionsfähig blieben. Darüber hinaus habe die Bank den US-Währungsbehörden jede möglich Form der Hilfe angeboten. Duisenberg betonte: «Unsere Währungspolitik ist in die Zukunft gerichtet und mittelfristig orientiert... Ziel unserer Politik besteht darin, die Preisstabilität mittelfristig zu erhalten.»
Der belgische Finanzminister und amtierende EU-Ratsvorsitzende Didier Reynders betonte, es seien alle Maßnahmen ergriffen worden, um das Funktionieren der Märkte und die Stabilität der Finanzsysteme zu gewährleisten. In den EU-Staaten verlaufe der Aktien- und Devisenhandel mittlerweile wieder normal. Es bleibe allerdings abzuwarten, was geschehe, wenn die Wall Street ihr Geschäft wieder aufnehme.
Auch der für Währung und Finanzen zuständige EU-Kommissar Pedro Solbes äußerte die Meinung, dass die Effekte der Terroranschläge auf die Weltwirtschaft eher gering blieben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei es allerdings schwierig, eine Einschätzung vorzunehmen. In den vergangenen Monaten sei deutlich geworden, dass die Entwicklung der US-Wirtschaft eine stärkere Auswirkung auf die EU-Ã-konomie habe als zunächst erwartet. Deshalb müssten die Folgen der Anschläge für die US-Wirtschaft beobachtet werden, bevor die Auswirkungen auf Europa abgschätzt werden könnten.
Solbes betonte, eine der Hauptaufgaben der EU bleibe trotz der tragischen Ereignisse in den USA die Einführung des Euros als Bargeldmittel zum 1. Januar. «Wir müssen mit den Vorbereitungen fortfahren.»
EZB-Mitarbeiter dürfen zu Hause bleiben
Zur Sicherheit des EZB-Gebäudes in Frankfurt am Main sagte Duisenberg, die deutschen Behörden hätten das Hochhaus unmittelbar nach den Anschlägen untersucht. In der EZB sei über die Notwendigkeit einer Evakuierung gesprochen worden. Die deutschen Behörden hätten davon aber abgeraten und empfohlen, die Geschäfte wie üblich fortzusetzen. Dennoch sei den Mitarbeitern angeboten worden, nach Hause zu gehen. Auch am (heutigen) Mittwoch hätten die Beschäftigten die Wahl, ob sie zur Arbeit kommen wollten.
Im übrigen sei die EZB dabei, für den Katastrophenfall einen Reservestandort aufzubauen, der wenige Kilometer vom Hauptsitz entfernt sei, sagte Duisenberg weiter. Dieser werde noch in diesem Monat fertig gestellt und vor Jahresende bezugsfähig sein.
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