- Manchmal gibt es Wichtigeres als Börse - Sascha, 12.09.2001, 17:42
Manchmal gibt es Wichtigeres als Börse
Kommentar
<font size=5>Manchmal gibt es Wichtigeres als Börse</font>
Von Jürgen Büttner
12. Sep. 2001 <font color="#FF0000">Nach der Anschlagsserie in den USA stand und steht die Welt unter Schock</font>. Vom Taxifahrer bis hin zum Vorstandsvorsitzenden haben die Ereignisse alle betroffen gemacht. Selbst die von Laien oft als kaltblütig eingeschätzten Börsianer zeigten sich ergriffen.
Wie es um ihre Psyche bestellt ist, zeigt sich an der Kritik, die Aktienhändler und andere Börsenprofis an der Deutschen Börse AG üben. Jedenfalls herrscht vielfach Unverständnis darüber, wieso am Dienstag weiter gehandelt wurde. Erst Recht auf Unverständnis stößt die Entscheidung, der sich auch die anderen europäischen Börsenplätze anschlossen, bei externen Beobachtern.
Drei gute Argumente für ein weiter handeln
Die Deutsche Börse AG rechtfertigt ihre Entscheidung mit drei Argumenten. Erstens sei es darum gegangen, Privatanleger und institutionelle Anleger gleich zu behandeln. Denn während Institutionelle auch außerbörsliche Geschäfte abwickeln könnten, sei Privaten diese Option verwehrt.
Zweitens stelle sich die Frage, ob die Panik bei einer Schließung aller Börsen nicht noch größer als ohnehin schon gewesen wäre. Kritik hätte es demnach vermutlich auch bei einer Aussetzung des Handels gegeben, da man es in einer solchen Situation nicht allen Recht machen könne. <font color="#FF0000">Drittens sei es wichtig, dass es gerade in schwierigen Zeiten aus Absicherungsgründen einen funktionierenden Terminmarkt gebe</font>.
<font color="#FF0000">Zwei bessere Gründe für einen Handelsstopp</font>
Diese drei Gründe lassen die Kritik aber nicht verstummen. Schließlich gibt es zwei gewichtige Gegenargumente, welche die genannten Punkte entkräften. Zum einen ist da die schlichte Tatsache zu nennen, dass in den USA der Handel an den Finanzmärkten ruhte. Wenn aber die Leitbörse fehlt - und das ist die Wall Street nun einmal - dann mangelt es einfach an Orientierung. Als Folge davon kommt es nicht selten zu Kursverzerrungen.
Dies war offenkundig am Dienstag der Fall - womit wir schon beim zweiten und wichtigeren Grund sind, der für eine Handelsaussetzung sprach. Die Situation nach den Anschlägen war <font color="#FF0000">so verworren, dass keiner über die Konsequenzen Bescheid wusste</font>. Ohne Klarheit kommt es an der Börse aber schnell zu Panikreaktion. Erst recht, wenn Bilder wie die vom Dienstag über die Bildschirme jagen. <font color="#FF0000">Das Denken und Handeln vieler Börsianer war in dieser Situation von der Sorge um Bekannte, Freunde und Verwandte vor Ort bestimmt</font>.
Regulärer Handel?
Wer am Dienstagnachmittag im Handel anrief, merkte schon beim ersten Telefonat, dass von der üblichen Geschäftstüchtigkeit nicht viel übrig geblieben war. Beobachter vor Ort sprachen von einem <font color="#FF0000">rein emotionalen Gezocke</font>. Wie soll man sich auch konzentrieren, wenn möglicherweise Kunden im brennenden World Trade Center stecken. Ob in dieser Situation ein regulärer Handel wirklich möglich war, ist mehr als fraglich. Sobald aber daran Zweifel bestehen, sollten Börsensitzungen beendet werden.
Damit soll nicht behauptet werden, die Märkte hätten im Falle einer Kursaussetzung bei einer späteren Handelsaufnahme weniger verloren als am Dienstag. Das hat damit nichts zu tun. <font color="#FF0000">Es geht nur um die Frage, ob die Marktteilnehmer tatsächlich Herr ihrer Sinne waren und klare Entscheidungen treffen konnten. Offenbar nicht, denn wieso hätten sonst etliche Institute die Börse - vergeblich - um Einstellung des Handels bitten sollen</font>.
Quelle: http://www.faz.net[/b]
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