- Erklärungsnot: US-Ã-konomen stricken Indikatoren selbst - Cosa, 12.09.2001, 22:19
Erklärungsnot: US-Ã-konomen stricken Indikatoren selbst
Hallo!
Hier mal Wirtschaftsindikatoren der anderen Art, der Geschenkpapier-Indikator gefällt *g*
Wed, 12 Sep 2001, 8:19pm MET DST
<font size="4">Erklärungsnot: US-Ã-konomen stricken Indikatoren selbst</font>
Washington, 11. September (Bloomberg) - Not macht erfinderisch. Bei der unsicheren Konjunkturlage in den USA können es sich die Ã-konomen nicht leisten, mit ihren Prognosen daneben zu liegen und einen eventuellen Aufschwung zu verpassen. Die Experten verlassen sich daher nicht nur auf die offiziellen Indikatoren, sondern nutzen außerdem noch selbstgestrickte"Hilfsindikatoren". Diese geben ihre eigenen Beobachtungen aus dem Alltagsleben wieder und sagen ihnen, wohin die US-Konjunktur marschiert."Sie müssen ihre Augen und Ohren in alle Richtungen offen halten," erklärt Richard Yamarone, Chefvolkswirt bei Argus Research Corp. in New York."Aus diesen Puzzlestückchen ergibt sich dann das Gesamtbild zur amerikanischen Konjunkturlage."
Joel Naroff von Naroff Economic Advisors analysiert beispielsweise die Möbelverkäufe, um sich ein Bild zu machen. Dabei verlässt er sich auf Lageberichte, die ihm sein Cousin Mark, ein Brancheninsider, per E-Mail schickt."Gegenwärtig ist das Geschäft schwach, der Handel ordert noch nicht für Weihnachten," so die Schlussfolgerung von Naroff."In den letzten Jahren waren die Lageberichte insgesamt ein zuverlässiges Konjunkturbarometer."
Der frühere Präsident der Federal Reserve Bank von Atlanta, William Ford, liest am ersten Auftauchen von Santa Claus in den US- Einkaufszentren ab, wie es mit der US-Konjunktur bestellt ist. Andere Analysten schauen auf die Produktion von Geschenkpapier.
Douglas Lee, wirtschaftlicher Berater aus Potomac, fand Anzeichen für die wirtschaftliche Abschwächung bestätigt, als er seine Tochter über das Wochenende in San Francisco besuchte. Er hatte die Hotelpreise auf seinem"Radarschirm"."Die Konjunkturabschwächung ist bei den Hotel- und Restaurantpreisen klar zu sehen," konstatiert er. Lee übernachtete in einem schickeren Hotel als bei seinem letzten Besuch vor einem Jahr, zahlte aber weniger. Er entdeckte aber noch einen weiteren nützlichen Indikator: Die Menge der gelöschten Güter im Hafen, wo Waren aus Asien eintreffen. Und hier waren die Einfuhrmengen rückläufig."Ich suche überall nach Anzeichen," berichtet er.
Die Ã-konomen befinden sich bei ihren Alltagsbeobachtungen in illustrer Gesellschaft. Auch die Fed veröffentlicht mit ihrem"Beige Book" derartige Momentaufnahmen aus der US-Wirtschaft, die die 12 Regionalbanken der Fed zusammengetragen haben. Der letzte Bericht für Juni und Juli stellte fest, dass die Schwäche in der verarbeitenden Industrie allmählich die Nachfrage nach Büroimmobilien und Frachtdiensten dämpfe. Die August- Arbeitsmarktzahlen des Arbeitsministeriums bestätigten den Rückgang der Beschäftigung in den Bereichen Transport und Lagerhaltung.
Sung Won Sohn, Chefökonom bei Wells Fargo & Co. in Minneapolis, versucht, sich einen Prognosevorsprung zu sichern, in dem er sich bei den Transportunternehmen und den Herstellern von Pappkartons umhört. Dadurch kann er sich ein Bild über deren Geschäftslage machen."Die Produktion von Pappkartons hat die Talsohle durchschritten und steigt wieder, berichten meine Informanten," erzählt Sohn.
Andere Ã-konomen hingegen starren auf die Entwicklung spezieller Rohstoff- und Güterpreise. Das berühmteste Beispiel dafür ist wohl US-Notenbankchef Alan Greenspan. Er verfolgt die Zahlen zur Stahlschrottproduktion, die"ein nicht unbedeutender Indikator" für das zukünftige Wachstum sind. Nicholas Brady achtete auf die Reifenverkäufe, als er zwischen 1989 bis 1993 Finanzminister war. Yamarone schaut auf die Produktion von Palladium, einem Metall, das in Katalysatoren und damit bei der Autoproduktion verwendet wird.
Diane Swonk, Chefökonomin bei Bank One Corp. in Chicago, schöpft angesichts der Lagerbestände bei Mobilfunktelefonen Hoffnung für die US-Volkswirtschaft."Der Lagerbestand bei Mobiltelefonen ist von 90 auf 60 Tage gesunken. 45 gilt als Durchschnittswert. Dies signalisiert, dass sich die Lagerbestände ihrem Normalwert annähern. Dies sind gute Nachrichten für die Konjunktur," befindet sie. In ihren Augen sind die Halbleiterzahlen ein so zuverlässiger Indikator, dass sie diese am liebsten in den offiziellen Statistiken sehen würde."Sie haben enorme Aussagekraft," bekräftigt sie.
Die Analysten machen vor fast keiner Informationsquelle halt. Laut den Statistiken ist 1999 die Produktivität von Beerdigungsunternehmen und Krematorien um 4,3 Prozent gesunken.
Lara Rhame, Volkswirtin bei Brown Brothers Harriman & Co., warnt jedoch, dass die Volkswirte bei ihren selbstgestrickten Indikatoren saisonale Schwankungen nicht vergessen dürfen."Ich beobachte immer, wie viele Leute auf der Straße in Soho nach einem Taxi winken, das ist ein gutes Barometer für die Konsumentwicklung," erklärt sie."Es gibt jedoch ein Problem. Im August muss ich meinen Hilfsindikator sozusagen saisonbereinigen, denn in dem Monat ist New York praktisch ausgestorben. Im September ist dieser Indikator als Barometer für die Konjunkturentwicklung besser geeignet."
Quelle: www.Bloomberg.de
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