- Symbolische Kraft - Verdoppelung der Türme - Sascha, 13.09.2001, 17:23
Symbolische Kraft - Verdoppelung der Türme
New York
<font size=5>Symbolische Kraft - Verdoppelung der Türme</font>
Von Dirk Meyhöfer
13. Sep. 2001 Die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Centers von Minoto Yamasaki <font color="#FF0000">waren seit ihrer Eröffnung 1973 ein Symbol mit den Qualitäten eines Mythos der Moderne</font>.
Architektonisch allerdings waren sie eher ein Leichtgewicht, ein"me too", eine Kopie, denn Baumeister wie Mies van der Rohe und andere hatten im Ursprungsland der Skyscraper in Manhattan (Seagram Building) oder in Chicago weitaus elegantere Exemplare realisiert. Für das WTC hatte die Grand Dame der amerikanischen Architekturkritik, Alda Louise Huxtable, nur die Worte <font color="#FF0000">"big building, but not great architecture"</font> übrig.
Aber da war eben etwas anderes: Die Verdopplung der Türme an dieser Stelle brachten zwangsläufig Begriffe wie Kathedrale und Stadtkrone mit sich. Huxtable nannte es konsequenterweise eine:"General Motors Gothic!" Der Mythos war geboren, unterstützt durch die Erkenntnis, vom"statistican dream", was Weltrekorde bei der Höhe, bei der Größe (knapp dreimal so groß wie das ebenfalls zerstörte Pentagon) und natürlich <font color="#FF0000">bei der atemberaubenden vertikalen Verdichtung von Arbeitsplätzen </font>bedeutete. Niemand wird sich wahrscheinlich die Mühe gemacht haben, das gigantische Bruttosozialprodukt dieser Türme auszurechnen. <font color="#FF0000">Das Ergebnis ist, dass nirgends auf der Welt die kapitalistische amerikanische Stadt und Gesellschaft ihrer selbst näher gewesen ist als hier im WCT</font>.
Worst Case wird Realität
Das machte stolz, sehr stolz und andere begehrlich. X-mal war dieses Symbol bisher explodiert, verbrannt und in sich zusammengestürzt - in den Animationen der Traumfabrik von Hollywood. Aber nun ist das Virtuelle real geworden, weil irgendwelche Menschen herausfinden wollten, ob diese"Säulen" des amerikanischen Systems auch"in echt" zum Einsturz zu bringen sind. Sie konnten, weil <font color="#FF0000">"ingenieursbegabte Vandalen"</font> (Architekt und Ingenieur Werner Sobek) die Logistik <font color="#FF0000">für einen nicht für möglich gehaltenen"worst case" organisierten</font>, <font color="#FF0000">mit der keine Prüfstatik der Welt jemals konfrontiert war: Wer glaubt schon, dass jemand in 300 Meter mehrere Etagen so leicht wie bei einem Kartenhaus zerstören kann</font>? Der Rest war Logik, wie sie im Physikunterricht der Mittelstufe erklärt werden kann. Ist erst einmal das tragende Stahlskelett durch Hitze und mechanische Einwirkung perforiert, bricht das System genau dort zusammen. Das Gewicht der oberen Etagen wurde zum auf die Erde zuschießendes Geschoss, dessen verheerende Kräfte keine Prüfstatik einkalkulieren kann.
Noch größer?
<font color="#FF0000">Die architektonisch-konstruktive Frage der Zukunft wird sein: Ist das Hochhaus es wert, menschliches Leben so zu verdichten und Technik in Form von Stahl und Beton zum Grab werden zu lassen?</font>
<font color="#FF0000">Das WCT ist Symbol für Amerika, aber auch für den Städtebau des 20. Und 21. Jahrhunderts gewesen</font>. Wenn heute in China oder Malaysia Städte weiter oder neugebaut werden, geht es schlicht darum, das WCT zu überflügeln. Die Diskussion darum, ob dies der richtige Weg ist, hat längst begonnen. Jetzt aber hat sie eine neue, brutale Qualität erreicht. Die Debatte wird sehr bald in der Wiederaufbaudebatte für das WCT kulminieren, <font color="#FF0000">die, mit dem Versprechen von Bürgermeister Giuliani die Gebäude haargenau wieder aufzubauen, bereits begonnen hat</font>.
Quelle: http://www.faz.net[/b]
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