- Spiegel-online: deutliche Worte aus dem Busch - Holmes, 15.09.2001, 17:50
- was mir auffällt... - Tofir, 15.09.2001, 20:44
 
 
Spiegel-online: deutliche Worte aus dem Busch
B U S H D R O H T T E R R O R I S T E N
"Wir werden sie ausräuchern"
 Mit den bisher schärfsten Worten hat US-Präsident George W. Bush den
 Verantwortlichen der Anschläge auf die USA gedroht."Diejenigen, die gegen die USA
 Krieg führen, haben ihre eigene Zerstörung gewählt", sagte Bush in Camp David.
 
 Washington - Zusammen mit seinen Beratern bereitet der
 US-Präsident zur Zeit die militärische Antwort auf die
 Anschläge von New York und Washington vor."Wir befinden
 uns im Krieg", sagte Bush im Fernsehen."Wir werden sie
 ausräuchern!" Als wahrscheinlichstes Ziel eines
 Vergeltungsangriffs kommt der Topterrorist Bin Laden in
 Frage."Er ist unser Hauptverdächtige", erklärte Bush. 
 Die pakistanische Regierung sagte unterdessen den USA
 uneingeschränkte Unterstützung zu. Daraufhin drohte das
 Taliban-Regime in Kabul jedem Land mit Krieg, das die USA bei
 einer möglichen Vergeltungsaktion gegen Afghanistan
 unterstützt. Damit setzen die Machthaber in Kabul vor allem
 den Nachbarstaat Pakistan aber auch ehemalige GUS-Staaten
 unter Druck. Der Botschafter der Taliban in Islamabad, Abdul
 Salam Saif drohte jedem Unterstützerland der USA mit einem
"Vergeltungskrieg". 
 Die Drohung richtete sich besonders gegen andere islamische
 Staaten in der Region. Ein Land, das seinen Luftraum oder Boden für Angriffe auf
 Afghanistan zur Verfügung stelle,"würden wir angreifen und besetzen", sagte Saif. Pakistan
 gab offenbar einer Liste von Wünschen der Vereinigten Staaten nach. Die USA hatte
 angefragt, den pakistanischen Luftraum überfliegen zu dürfen. Ferner die Stationierung
 einer multinationalen Truppe und die Schließung der 1560 Meilen langen Grenze zwischen
 Pakistan und Afghanistan. 
 An den Gesprächen auf dem Landsitz des US-Präsidenten in Camp David sollten unter
 anderem Außenminister Colin Powell, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und die
 Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice teilnehmen, sagte Präsidialamtssprecher
 Ari Fleischer. Dabei werde weiter geplant und Informationen gesammelt. Dagegen hieß es
 aus Regierungskreisen, es würden die ersten Entscheidungen über Vergeltungsmaßnahmen
 erwartet."Das morgige Treffen ist viel mehr dazu da, um Entscheidungen zu treffen", hieß
 es. Allerdings würden nicht notwendigerweise bereits alle getroffen. 
 Freie Hand für Bush 
 Der US-Kongress hatte am Freitag Präsident Bush ermächtigt, Vergeltungsschläge wegen
 der jüngsten Terrorattacken anzuordnen. Über Ziel und Zeitpunkt einer möglichen
 Militäraktion herrscht weiter Unklarheit. Mit 420 Ja-Stimmen bei einem Gegenvotum fiel der
 Ermächtigungsbeschluss nach fünfstündiger Debatte im Abgeordnetenhaus deutlich aus.
 Zuvor hatte der Senat einstimmig die Resolution verabschiedet. 
 Sie ist keine förmliche Kriegserklärung. Allerdings
 sagten die Fraktionschefs im Kongress, die Resolution
 sei ähnlich abgefasst. Gleichzeitig müsse sicher
 gestellt sein, dass die Abgeordneten rechtzeitig
 informiert und konsultiert würden. 
 In dem Entwurf der Resolution heißt es:"Der Präsident
 ist ermächtigt, alle notwendigen und angemessenen
 Mittel gegen diejenigen Nationen, Organisationen und
 Personen einzusetzen, die nach seiner Einschätzung
 die Terroranschläge vom 11. September 2001 geplant,
 angeordnet, begangen und unterstützt haben oder die
 solchen Organisationen oder Personen Unterschlupf
 gewährt haben." 
 Der demokratische Abgeordnete David Obey
 begründete die rasche Entscheidung damit, dass das Land Entschlossenheit zeigen wolle.
 Und weiter:"Dieses Organ wird die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen, um der
 Herausforderung zu begegnen - nicht nur heute, nicht nur morgen, sondern so lange, wie es
 nötig ist." Der Mehrheitsführer im Abgeordnetenhaus, der Republikaner Dick Armey, warnte
 allerdings, die Entscheidung könne schlimme Konsequenzen haben."Es wird Mamas und Papas
 geben, deren Herz gebrochen wird." 
 Im Anschluss an die Verabschiedung der Resolution
 billigte der Kongress ein Notmittel-Paket in Höhe von
 40 Milliarden Dollar (fast 85 Milliarden Mark) zur
 Bekämpfung des Terrorismus und für Rettungs- und
 Aufräumarbeiten. Nach dem Beschluss könnte das
 US-Schatzamt erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg
 Kriegsanleihen geben. 
 Mit Zustimmung von US-Präsident George W. Bush
 hatte das US-Verteidigungsministerium bisher 35.500
 Reservisten einberufen. Bush habe den nationalen
 Notstand ausgerufen und damit die Genehmigung für
 die Einberufung von bis zu 50.000 Reservisten erteilt,
 hieß es in einer Mitteilung. Die Reservisten sollten
 unter anderem in Häfen, in der medizinischen
 Versorgung sowie in der Heimatverteidigung
 eingesetzt werden. Zunächst würden 13.000 Reservisten der Luftwaffe, 10.000 des Heeres
 und 3000 der Marine sowie 7500 Elitesoldaten und 2000 Reservisten der Küstenwache
 einberufen. 
 Das Transportkommando der US-Marine hat nach Angaben Schiffsmaklern drei Tankschiffe
 gebucht. Zwei Tanker sollen demzufolge 235.000 Barrel Schiffsdiesel (1 Barrel = 159 Liter)
 für die Marine von Kuwait zum Marinestützpunkt Diego Garcia im Indischen Ozean und von
 Südkorea nach Japan bringen. Außerdem habe die Marine den unter zyprischer Flagge
 fahrenden Tanker Presnya gebucht, um 28.000 Tonnen Kerosin von Griechenland nach
 Südspanien zu bringen. Der Termin für die Verladung des Schiffsdiesel sei für 25. bis 27.
 September geplant. Das Kerosin werde am 15. September verladen. 
 Unterdessen hat der Nachrichtensender CNN den Titel seiner Berichterstattung geändert.
 Liefen die Sendungen bislang stets unter dem Titel"Angriff auf Amerika" titelt CNN nun
"Amerikas neuer Krieg". 
 Taliban: Angriff der USA wäre selbst ein Terrorakt 
 Zuvor hatte die US-Regierung bereits angekündigt, sie werde als
 Reaktion auf die Terroranschläge eine umfassende längerfristige
 militärische Aktion durchführen. Verteidigungsminister Donald
 Rumsfeld sagte in einer Botschaft an die Truppen:"Sehr, sehr viel
 wird von euch in den nächsten Wochen und Monaten verlangt
 werden. Das gilt vor allem für diejenigen draußen im Feld." 
 Angesichts eines möglichen Militärschlags gegen Afghanistan hat
 das dort herrschende Taliban-Regime den Amerikanern
 entgegengehalten, ein Vergeltungsschlag sei selbst ein
 Terrorakt."Ich erwarte keine schnelle (Vergeltungs-) Aktion
 ohne Vorliegen von Beweisen (für eine Mitschuld Afghanistans an
 den Anschlägen in den USA). Wenn Amerika dennoch angreift,
 verübt es selbst einen Terroranschlag", sagte der Botschafter
 der radikal- islamischen Taliban in Pakistan, Abdul Salam Saif, in
 Islamabad. 
 
 Wie soll man auf den Terror reagieren?
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 Saif wiederholte eine Erklärung von Taliban-Führer
 Mohammed Omar, wonach die ersten
 US-Ermittlungsergebnisse einem"Freispruch für
 Osama" gleichkämen, denn dieser verfüge über keine
 Piloten. Die Ausbildung von Piloten sei Sache einer
 funktionierenden Regierung. In Afghanistan gebe es
 keine Ausbildungsmöglichkeiten. Nach Angaben von
 US-Fahndern besuchten einige der mutmaßlichen
 Selbstmordattentäter eine Flugschule in Florida. 
 Powell: Bin Laden ist Hauptverdächtiger 
 US-Außenminister Colin Powell sagte unterdessen, der
"Hauptverdächtige" der Terroranschläge in den USA sei Osama Bin Laden, als Urheber der
 Anschläge sei er allerdings noch nicht identifiziert. Es war der bislang stärkste offizielle
 Hinweis, dass Washington den aus Saudi-Arabien stammenden mutmaßlichen
 Terroristenführer für den Drahtzieher hält und Maßnahmen gegen ihn vorbereitet.
 Gleichzeitig verlautete jedoch aus Regierungskreisen, dass mehr als eine Tätergruppe
 beteiligt gewesen sein könnte."Wir wollen nicht voreilig handeln. Wir wollen sicher sein,
 dass wir alle Verbindungen verstehen, nicht nur eine." 
 Der stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz kündigte an, es werde nicht
 einen einzelnen Militärschlag geben, sondern einen Feldzug. Die USA würden die
 Vergeltungsaktion gegen die Verantwortlichen und deren Helfer so lange fortführen, bis der
 Terror beendet sei, sagte er weiter.Einzelheiten eines Einsatzes nannte Wolfowitz nicht.
 Bush stehe eine ganze Palette von Möglichkeiten zur Wahl. Der Kampf gegen die Urheber
 der Anschläge werde nicht nur auf die Streitkräfte begrenzt bleiben, erklärte Wolfowitz. 
 Ziele sind Schlupfwinkel und helfende Staaten 
 Es gehe nicht nur darum, Menschen gefangen zu nehmen und zur Rechenschaft zu ziehen,
 sondern Schlupfwinkel und helfende Systeme sowie Staaten auszuschalten (ending states),
 die Terrorismus unterstützten. 
 Der stellvertretende US-Außenminister Richard Armitage wird am 19. und 20. September
 Gespräche in Brüssel und Moskau führen, teilte US-Außenamtssprecher Richard Boucher mit.
 In Russland trete die gemeinsame Arbeitsgruppe über Afghanistan zusammen. Das
 Ministerium lobte darüber hinaus eine Belohnung von fünf Millionen Dollar für Hinweise aus,
 die zur Ergreifung der für die Terrorserie Verantwortlichen führen. 
 Alle für einen 
 Die Nato betrachtet die Terroranschläge in den USA als Angriff auf das gesamte Bündnis,
 falls sie von einem fremden Staat aus eingeleitet worden sein sollten. Das teilte
 Generalsekretär George Robertson nach der Sondersitzung des Nordatlantikrates in Brüssel
 mit. In diesem Fall wären erstmals in der mehr als 50-jährigen Geschichte der Nato alle
 Mitglieder der Allianz zur gemeinsamen Verteidigung verpflichtet, wobei das Ausmaß der
 Beteiligung von den Entscheidungen der einzelnen Regierungen abhängen würde. 
 Dass sich die Bundeswehr direkt an einem militärischen Vergeltungsschlag beteiligt, gilt als
 unwahrscheinlich. Die Bundesregierung bereitet sich jedoch auf eine weit reichende
 deutsche Unterstützung vor. Bundeskanzler Gerhard Schröder beriet darüber am
 Donnerstag mit den zuständigen Ministern und engen Mitarbeitern. Verteidigungsminister
 Rudolf Scharping warnte jedoch vor Panikmache."Wir stehen nicht vor einem Krieg, wir
 stehen vor der Frage, was ist eine angemessene Antwort", sagte er in der ARD. 
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