- Spiegel-online: lesenswert... - Holmes, 15.09.2001, 19:45
- Re: Henryk Broder hat halt recht - Jochen, 15.09.2001, 21:44
- Selbstbezichtigungsmentalitaet der Linken bei uns - Josef, 15.09.2001, 21:55
- Re: Selbstbezichtigungsmentalitaet der Linken bei uns - Baldur der Ketzer, 15.09.2001, 22:10
- Selbstbezichtigungsmentalitaet der Linken bei uns - Josef, 15.09.2001, 21:55
- Re: Henryk Broder hat halt recht - Jochen, 15.09.2001, 21:44
Re: Henryk Broder hat halt recht
Vor allem das
> Die Abrissbirnen des Kapitalismus
> Ich bin sicher, ein kulturkritischer Beitrag ist schon im Entstehen begriffen, in dem uns
> erklärt wird, auch die letzten Attentäter hätten aus einem tiefen Glauben heraus, den wir
> nicht nachvollziehen können, gehandelt und nicht mehr Schaden angerichtet, als die
> Abrissbirnen des Kapitalismus und die Agenten der Kolonisation weltweit anrichten würden.
> Denn für den Umgang mit durchgeknallten Fundamentalisten aus der islamischen Welt gilt für
> coole Kommentatoren eine Parole:"Nur nicht provozieren! Die Irren könnten böse werden!"
> Deswegen zeigt uns Peter Dudzik in der ARD jubelnde Palästinenser und sagt, sie würden es
> nicht so meinen, wie es aussieht. Deswegen sagt uns Heiko Flottau in der"SZ","die winzige
> Minorität der islamistischen Terrorgruppen" habe bei der großen Mehrheit der Bevölkerung
>"keinen Rückhalt", nur um ein paar Absätze weiter zu erklären,"kein Politiker in Ägypten"
> habe den Mut gehabt, öffentlich für einen liberalen Professor einzutreten, der, von den
> Islamisten terrorisiert, ins holländische Exil gehen musste.
> Der reine Terror
> Solche kleinen Widersprüche nehmen wir gelassen hin, wenn es darum geht, einen Terror
> schönzureden, dessen irrationaler Furor uns fasziniert, weil er so rein und so selbstlos ist.
> Wir Abendländer haben keine Probleme, den Fanatismus von Christen und Juden zu
> verdammen, nur bei fanatischen Moslems neigen wir zu einer Haltung, wie man sie
> normalerweise gegenüber kleinen Kindern und erwachsenen Autisten annimmt: Sie wissen
> nicht, was sie tun, aber sie meinen es irgendwie gut.
> Würde in einem christlichen Land, in Italien oder Schweden, ein paar Moslems oder Juden
> der Prozess gemacht, weil sie, als Sozialarbeiter getarnt, missioniert haben sollen, und
> würde ihnen dafür lange Haft oder gar die Todesstrafe drohen, könnte man den Aufschrei
> der Empörung bis zum Nordpol hören.
> Wenn so etwas aber in Afghanistan passiert, fährt eine Delegation hin, wartet geduldig, bis
> sie von ein paar nachgeordneten Chargen empfangen und zum Verlassen des Landes
> aufgefordert wird. Ende der Intervention. Ja, man will die Irren nicht weiter provozieren,
> und ein wenig bewundert man auch die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich über alle
> Spielregeln hinwegsetzen.
> Kniefall vor dem Multikulti-Prinzip
> Das beste Beispiel für diese post-liberale und pre-suizidale Haltung ist immer noch die Affäre
> um Salman Rushdie. Als die"Fatwa", das religiöse Todesurteil, gegen ihn verhängt wurde,
> konnte man in vielen Feuilletons Wortmeldungen lesen, deren Grundlage der Respekt für
> Exoten war, egal wie sie sich benehmen.
> Am Ende dieser Kniefälle vor dem Multikulti-Prinzip stand dann die Conclusio, man fände die
> Fatwa nicht gut, aber irgendwie wäre Rushdie doch selbst schuld, er hätte sich mit den
> Mullahs nicht anlegen sollen.
> Die Orientalistin Annemarie Schimmel nannte die Morddrohung"etwas Grässliches",
> andererseits habe Rushdie auf"eine sehr üble Art" die Gefühle gläubiger Moslems verletzt,
> sie selbst habe"erwachsene Männer" weinen sehen.
> Das war für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels kein Grund, sich von seiner
> Friedenspreisträgerin zu distanzieren. Ganz im Gegenteil. Der Preis wurde ihr umso
> liebevoller vor die Füße gelegt. Rushdie hat die Fatwa überlebt, die Menschen im World
> Trade Center hatten keine Chance.
> Und nun tritt Kanzler Schröder vor die Mikrofone und redet Klartext. Es war, sagt er,"ein
> Angriff auf die zivilisierte Welt". Richtig, Gerhard, und wir alle haben ihn begünstigt. Wie
> lange zog sich der Prozess um das Attentat auf die Berliner Disco"La Belle" hin? Haben
> deutsche Politiker nicht auf einen Abbruch des Verfahrens gedrängt, um die Beziehungen zu
> den arabischen Staaten nicht zu gefährden? Ein bisschen Frieden ist gut für die Hitparade,
> ein bisschen Terror nehmen alle in Kauf, um die Exporte stabil zu halten.
> Kampf der Kulturen
> Samuel Huntington hatte Recht, es findet ein Kampf der Kulturen statt. Es geht nicht um
> globale Gerechtigkeit, nicht um die legitimen Rechte der Palästinenser oder eines anderen
> unterdrückten Volkes, es geht um die reine Lust am Morden, die inzwischen nicht einmal
> einen Vorwand braucht.
> Aber auch diese Akte werden ihre Apologeten finden, denn die Terroristen fliegen die
> gleichen Flugzeuge wie wir und telefonieren mit den gleichen Handys. So gesehen sind sie
> Menschen wie wir. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie an den sofortigen Einzug ins
> Paradies glauben, wenn sie sich opfern.
> Wogegen nichts einzuwenden wäre, wenn sie nicht so viele mitnehmen würden, die diesen
> Glauben nicht teilen, Menschen, die andere Vorstellungen vom Paradies haben und die sich
> weder opfern noch geopfert werden wollen.
> Egal, wer die Täter und Hintermänner waren, ob sie gefunden werden oder nicht. Es wird
> nicht der letzte Anschlag bleiben. Am Anfang waren es Auto- und Kofferbomben, dann
> menschliche Bomben, und nun sind es Flugzeuge, die punktgenau ins Ziel gelenkt werden. Die
> eskalative Logik schreit nach Fortsetzung.
> Wer im Stande ist, das World Trade Center zum Einsturz zu bringen und das Pentagon in
> Brand zu setzen, der kann auch mehr. Der wird als nächstes eine Atombombe klauen oder
> kaufen und nicht zögern, sie auch zu zünden.
> Nichts für ungut, ist ja nur ein Alptraum.
Es kommen ja jetzt schon wieder die Kommentare,"wir" sind schuld daran, daß"die" so üble Attentate verüben. Die Selbstbezichtigungsmentalität der Linken (Erst wieder Fischer in Durban) ist schon nervtötend.
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