- Der Schily macht mich langsam fertig - nereus, 16.09.2001, 22:59
- Re: Der Schily macht mich langsam fertig - Campo, 16.09.2001, 23:08
- Das Forum macht mich langsam fertig; dottore tat gut dran zu gehen... - H. Thieme, 16.09.2001, 23:09
- Re: Das Forum macht mich langsam fertig; dottore tat gut dran zu gehen... - nereus, 17.09.2001, 08:49
- Re: Der Schily macht mich langsam fertig - Baldur der Ketzer, 16.09.2001, 23:16
- Scholl-Latour sieht völlig klar! - BossCube, 16.09.2001, 23:26
- Re: Der Schily macht mich langsam fertig - Euklid, 17.09.2001, 14:18
Re: Das Forum macht mich langsam fertig; dottore tat gut dran zu gehen...
Hallo Heiko!
Zuerst einmal möchte ich Dir mein Bedauern ausdrücken wenn meine gestrige Aussage auf Dein Unverständnis getroffen ist.
Wenn Du als direkt oder indirekt Betroffener die Dinge etwas emotionaler siehst geht das sicher in Ordnung.
Wahrscheinlich würde jeder auf Rache sinnen der Angehörige oder Freunde im WTC verloren hat.
Mit meiner Bemerkung über Otto Schily wollte ich nur auf die platte Art der Diskussionskultur in der Ã-ffentlichkeit hinweisen.
Natürlich ist die gesamte zivilisierte Welt gegen den Terrorismus. Und wenn es eine Bündnisverpflichtung gibt und man diese einst unterschrieben hat, muß man im Ernstfall auch zu ihr stehen. Eine Vereinbarung die nur auf Schönwetterumstände abstellt ist unrealistisch.
Aber die Sache mit der New Yorker Katastrophe liegt wohl etwas tiefer und hat ganz sicher ihre Hauptursache in der Politik der letzten Jahrzehnte.
Davon wird niemand mehr lebendig aber man sollte wohl darüber nachdenken dürfen.
Warum gibt es denn z.B. ein Kurdenproblem in der Türkei? Ich bin kein Freund der Kurden und mißbillige Aufmärsche und Proteste auf deutschen Autobahnen. Nach Aussage verschiedener türkischer Bekannter hat sich die größte Anzahl der Kurden auch problemlos in die heutige türkische Gesellschaft integriert.
Nur einige Unentwegte geben keine Ruhe und zündeln immer wieder.
Aber warum ist das denn so?
Die elendige Kolonialpolitik der vergangenen Jahrhunderte hat das Problem geschaffen. Den Kurden wurde ein Staat versprochen und diesen haben sie nie erhalten. Wahrscheinlich war es auch nie beabsichtigt und man hat halt damals irgendwas versprochen um sie ruhig zu stellen.
Und das Palästina-Problem ist von ähnlicher Qualität. Oder Vietnam, Lateinamerika, Afrika usw. und sofort.
Hier geht es um handfeste wirtschaftliche und politische Interessen und man hatte keine Skrupel grausame Machthaber an die Macht zu putschen nur weil sie willfährig sind. Die Bevölkerung wird nicht gefragt.
England, Frankreich und eben auch die USA spielen hier ein böses Spiel und man wird ja noch darauf hinweisen dürfen, daß genau hier die eigentliche Problematik auch des heutigen Terrors liegt.
Scholl-Latour hat lediglich das versucht zu tun.
Osama Bin Laden ist von der CIA einst unterstützt worden als es gegen die Russen ging, ähnlich wie der Dikator aus Bagdad als der Iran zum Problem wurde. Da waren sie merkwürdigerweise gut genug für den Westen und die geostrategischen Interessen.
Oder nehmen wir die Zuwanderungspolitik. Wenn man sich in der Vergangenheit gegen eine massive Zuwanderung geäußert hat, wurde man augenblicklich in die rechte Ecke geschoben. Über das Argument einer möglichen Überfremdung und den konfliktbeladenen Zusammenstoß fremder Kulturen wurde man ausgelacht und der Realitätsferne bezichtigt.
Und nun?
Auf einmal faßt man die Zuwanderung mit äußerst spitzen Fingern an.
Das Kind mußte erst in den Brunnen fallen.
Das ist dumpfer Aktionismus und hat mit weitsichtiger Politik nichts zu tun.
Vielleicht wäre das Drama zu verhindern gewesen wenn man nicht immer nur einseitige Interessen verfolgt hätte und dem brodelnden Antiamerikanismus im Nahen und Mittleren Osten in der Vergangenheit etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte.
Das rechtfertigt nichts, aber erklärt zumindest einiges.
mfG
nereus
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