- @Dottore: Finanzderivate - Pancho, 18.09.2001, 10:49
- Kann überhaupt eine Notenbank pleite gehen? (owT) - FlyingCondor, 18.09.2001, 14:01
- Wie sollte sie? - SchlauFuchs, 18.09.2001, 15:21
- Re: @Dottore: Finanzderivate - dottore, 18.09.2001, 14:49
- Re: @Dottore: Finanzderivate - Vielen Dank, dottore! (owt) - Pancho, 18.09.2001, 16:53
- Kann überhaupt eine Notenbank pleite gehen? (owT) - FlyingCondor, 18.09.2001, 14:01
Re: @Dottore: Finanzderivate - Vielen Dank, dottore! (owt)
>>Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Finanzderivatebubble platzt? Irgendwo hab ich gelesen, dass weltweit ca. 45000 Milliarden Dollar über Finanzderivate bewegt werden.
>Kann hinhauen. Die Zahlen kennt man vermutlich erst nach der Generalpleite. Die BIZ hat einige Statistiken dazu versucht (müsste nachgeschaut werden).
>>Mit welchen Auswirkungen müsste man rechnen, sollte diese Bubble platzen?
>>1. Bankenpleiten?
>>- Welche Banken kann's treffen und welche nicht?
>Bei LTCM wurde die UBS bös erwischt. Die großen Banken machen (machten?) gern Geschäfte mit den Hedgefonds (Minimum-Einlage bei LTCM war z.B. 20 Mio $). Und sie hatten bis zum Absturz sehr gute Gewinne (20-30 % oder so), wenn auch rückläufig. Die ganzen Derivate-Fritzen flogen damals raus, es gibt ein gutes Buch darüber von einem"Bilanz"-Redakteur. Name gerade entfallen.
>>- sind Grossbanken (UBS, CS,...) unsicherer als Kleinbanken wie z.B. die Schwyzer Kantonalbank?
>Grundsätzlich ja. Aber Kleinbanken verheben sich dann an anderer Stelle (Immobilienfinanzierung usw.). Dazu gibt die Zürcher Kantonalbank, die auch herbe verloren hatte, ein gutes Beispiel ab.
>Wenn's auf Spitz und Knopf kommt, kann jede Bank plötzlich ein Riesenloch haben (die Hamburger Fischerbank ging wg. Refinanzierung von Auto-Leasingverträgen in Stuttgart -! - pleite).
>>- Der Kurs der CS beispielsweise sieht nach elliott-wave ziemlich furchterregend aus...
>Die CS dreht eins der größten Derivateräder. Sie ist die risikofreudigste von allen Großen (sagen Händler, die sich auskennen).
>>2. Oder als Folge von Bankenpleiten sogar Notenbankpleiten?
>Notenbanken können formell pleite gehen (Insolvenz, falls die bei ihnen gegen Bargeldherausgabe hinterlegten Sicherheiten in der Zeit platzen, da sie bei ihnen liegen und die Banken, die die Titel quergeschrieben haben, sich auch verabschieden). Die Banknoten würden dann die wertlosen Titel nicht mehr zurückkaufen, sondern als"Ewiggeld" im Publikum bleiben (allerdings ohne Banken, die dann geschlossen wären).
>Ansonsten kann eine Notenbank nicht illiquide werden, da sie die Liquidität ("gesetzliche Zahlungsmittel") selbst fabrizieren kann. Dann müsste sie vermutlich statt der auf ihrer Aktivseite verdampften Sicherheiten Forderungen (pro forma) gegen ihren Eigentümer (Staat) reinnehmen. Das wäre der letztendliche Beginn der Hyperinflation: Immer mehr Staatstitel aktiv, passiv immer mehr Banknoten, die vom Staat ans Publikum gehen.
>>- Wie hoch schätzen sie das Risiko fürs Halten von Bargeld ein angesichts dieser Derivatenbubble? Gibt's in der Geschichte vergleichbares oder ist das Phänomen der Finanzderivate bzw. das Ausmass dieses Phänomens neu?
>Bargeld ist zunächst unantastbar, da"gesetzliches Zalungsmittel". Es würde auch ein Nmmernaufruf nichts nutzen, wie unschwer einzusehen. Bargeld ist Liquidität pur und die wird in Krisenzeiten vor allem fehlen.
>Ein ähnliches Phänomen wie heute mit den Derivaten hat es in diesem Ausmaß noch nie gegeben. Derivate selbst schon, sogar im 17. Jh., als es mit den Börsen im großen Stil anfing. Aber nur sehr wenig.
>>- Was muss passieren, bis eine Notenbank pleite gehen kann?
>Siehe oben.
>>- Sollte die FED als Reservebank pleite gehen, gehen dann alle Notenbanken mit in die Pleite oder ist es denkbar, dass beispielsweise die SNB eine Pleite abwenden kann?
>Die Fed kann nur pleite gehen, wenn US Goverment pleite geht, da die Aktivseite der Fed aus Staatstiteln besteht. Notenbanken haben untereinander nur wenig Geschäft, z.B. gab's gerade eine kleinere Dollar/€-Swap-Vereinbarung nach dem New Yorker Anschlag zwischen Fed und EZB.
>Die SNB hat neben Gold als wichtigstes Aktivum Devisenreserven (Dollar-Forderungen, Klartext: US-Bills usw. zu ca. 85 %). Die sind aber fast komplett wertberichtigt, d.h., beim Konkurs von US Gov. würde die Schweiz quasi wieder zu einer Goldwährung übergehen: Banknoten durch ca. 15 % (müsste die neuesten Zahlen nachschauen) dann durch Gold gedeckt. Dann müsste die Schweiz aber auch einen Goldstandard wieder einführen, also Abruf von Gold durchs Publikum zu einem noch zu findenden Kurs erlauben. Sonst geht auch der CHF in die Grube.
>>3. Als Folge von Notenbankpleiten eine Währungsreform? Wie könnte eine solche aussehen?
>Sehr schwierige frage, da vor der Währungseform die Lösung mit den Staatstitel (aktiv) und zusätzliches ZB-geld (passiv) käme. Was passiert, wenn dann die Währungen, wie zwangsläufig in jeder Hyper-Infla wertlos auslaufen, wer weiß?
>Das Vertrauen wäre komplett zerstört, irgendwelche"Deckungen" ließen sich kaum mehr fabrizieren (Land, Getreide, Waren usw.). Also?
>Wieder ein Goldstandard wie Frankreich nach der Assignaten-Hyperinflation durch Napoleon wahrscheinlich, wenn überhaupt noch an so etwas wie einen Standard gedacht wird. Ansonsten Tauschwirtschaft, falls überhaupt noch gewirtschaftet wird.
>Gruß zurück
>d.
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