- Schöner Kommentar vom 11.09.01! - Kallewirsch, 19.09.2001, 07:13
Schöner Kommentar vom 11.09.01!
vwd Kommentar/Die Welt hat sich heute schlagartig verändert
- von vwd Redakteur Michael Matern -
In den kommenden Jahren werden wir in einer neuen, aber wohl nicht
besseren Welt leben. Die einzige wirkliche Großmacht der Welt ist heute in
einem Ausmaß herausgefordert werden, welches sie in den vergangenen sechs
Jahrzehnten nicht für möglich gehalten hat. Und darin liegt die wirkliche
Gefahr. Wir werden in den kommenden Tagen und Wochen die Trümmer forträumen
und schauen, wie groß die materiellen Schäden sind. Wir werden die Toten
beklagen und Staatstrauer anordnen. Wir werden den Terrorismus verurteilen,
Rückstellungen bilden und dann neue Hochhäuser oder einen Gedächtnisplatz
bauen. Dann gehen wir zur Tagesordnung über.
Nur wird die anders aussehen: In der neuen Welt werden die USA mehr denn
je auf ihr Selbstverteidigungsrecht pochen - ohne Rücksicht auf die
alliierten Staaten und ohne Rücksicht auf die Ängste anderer Staaten. Die
USA werden nun unerbittlich Jagd machen auf vermeintliche und tatsächliche
Attentäter, denn der vermeintlich starke Mann im Weißen Haus darf sich keine
Schwäche mehr leisten. Und weil sich die USA von heute an tief in ihrem
Innersten fürchten werden, werden sie sich noch mehr abschotten, vor allem
gegen muslimische Staaten. Unter Verweis auf die Bekämpfung des Terrorismus
wird genau dieser wachsen, denn jede Aktion löst eine Gegenreaktion aus,
siehe Israel und die Plästinenser.
Es spielt letztlich gar keine Rolle, wer für die Attentate verantwortlich
ist, alle potenziellen terroristischen Vereinigungen werden nun verstärkt
das Ziel von Abwehrmaßnahmen sein. Und exakt das werden die größten
Auswirkungen auch auf die Weltwirtschaft sein. In den kommenden Wochen
können wir uns auf turbulente Zeiten einstellen: Wie sehen die
Verpflichtungen bei den Versicherungsgesellschaften aus? Wann werden die New
Yorker Börsen wieder normal handeln? Welche Auswirkungen haben die
Terroranschläge auf Lufttransport und Tourismus? Wie gehen die USA
innenpolitisch mit dieser Katastrophe um?
Und dann, wenn alle diese Fragen geklärt sind, werden viele Jahre
vergehen, bis eine gewisse Normalität einkehrt. Zu fürchten ist nur, dass
dabei ein gutes Stück unserer persönlichen und wirtschaftlichen Freiheit auf
der Strecke bleibt. Ob wir es wahr haben wollen oder nicht: heute ist nicht
nur das World Trade Center, sondern auch ein Stück unseres
Selbstverständnisses zu Grabe getragen worden. Nur eines davon kann
kurzfristig wieder aufgebaut werden.
vwd/11.9.2001/mim/gl
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