- Hilfe der Goldfreaks benötigt! - sumima, 31.07.2000, 11:43
- Re: Hilfe der Goldfreaks benötigt! - Maurice, 31.07.2000, 12:18
- Re: Hilfe der Goldfreaks benötigt! - Maulwurf, 31.07.2000, 12:41
Re: Hilfe der Goldfreaks benötigt!
Hallo,
ich versuche mal in aller Kürze eine Antwort
>Hallo Zusammen,
>habe gerade bei Comdirect folgende News gelesen, aber irgendwie kapiere ich manches nicht und bin auf Eure Hilfe angewiesen.
>31.07.00 Lihir Gold (AUS, MKP 800 Mio A$) meldet für das Juniquartal eine Goldproduktion von 141.551 oz. Bei Nettoproduktionskosten von 235 $/oz und einem Verkaufspreis von 410 $/oz
>410?? Der Marktpreis liegt doch bei ca. 278$/oz. Oder ist das der Preis der Vorwärtsverkäufe? Wenn ja, dann frage ich mich, wer soviel bezahlt - es sei denn, da wissen einige Institutionen mehr wie die Allgemeinheit und gehen in Gold und verkaufen ihre Aktien an die"Bagholders" (ich denke, diese Aussage spiegelt die Meinung der Boardteilnehmer doch korrekt wieder)
Es handelt sich in der Tat um mindestens zum Teil durch Forward-Verkäufe erzielte Preise. Der Forward / Future - Preis liegt i.d.R. immer über dem Spotpreis (wegen der Cost of Carry, d.h. Gold jetzt zu kaufen und z.B. ein Jahr liegen zu lassen, um es anschließend zu verkaufen erzeugt Kosten wie Z.B. Lagerkosten und v.a. Finanzierungskosten). Dass jedoch der Forwardpreis um soviel höher liegt als der Spotpreis macht gewisse Erwartungen deutlich.
Eigentlich sollte man Goldminengesellschaften, die Forwardverkäufe tätigen, meiden. Wenn man ein riskantes Investment, das eine Goldmine ja darstellt, eingeht, möchte man auch die Chance auf überdurchschnittliche Kurssteigerungen erhalten. Wird jedoch die Produktion über Forwards abgesichert, beraubt man den Investor um das Potential eines steigenden Goldpreises und reduziert das Investment um einen Anteil an einem Spread-geschäft (Differenz Forwardpreis und Nettoproduktionskosten). Für ein solches Business, bei dem soviel schiefgehen kann (Produktionsseitig), ist das eindeutig zu konservativ. Ungehedgde (unbesicherte) Gesellschaften sind zwar prinzipiell volatiler, aber nur so kann man an einem steigenden Goldpreis partizipieren (z.B. Goldfields WKN 862484).
> konnte eine Bruttogewinnspanne von 175 $/oz realisiert werden. Im Halbjahr zum 30.06.00 erzielte Lihir einen operativen Gewinn von 20,6 Mio A$, was einem aktuellen KGV von 19,5 entspricht.
>KGV von 19,5 - ist das für diese Branche o.k. oder übertrieben?
Das KGV von 19,5 finde ich persönlich etwas hoch, aber nicht übertrieben... ich denke, dass es da in dieser Hinsicht bessere Werte gibt.
>Das Highlight im Juniquartal war die Ausweitung der Goldreserven um 21 % auf 13,4 Mio oz. Bei einer jährlichen Produktion von 1,0 Mio oz
> Juni-Quartal (s.o.) = 141551 oz. => 141551 * 4 Quartale = ca. 560000 oz. Kann man eine Produktion von Gold einfach verdoppeln? Ich denke, da werden hohe Investionskosten (Fix und variable) nötig sein.
Die Produktionsquote hängt stark von geologischen und bergwerklichen Faktoren ab wie Goldgehalt der Ader, Zugänglichkeit und aktueller Status der berwerklichen Aktivitäten wie z.B. Prospektion, Probebohrung, Gewinnung etc. Natürlich sind gewisse Investitionen notwendig. Es wird aber wohl darauf geachtet werden, dass die Nettoproduktionskosten unter dem erzielbaren Preis (Forward oder Kassa) liegen.
>, die wir ab 2003 erwarten, beträgt die Lebensdauer der Reserven damit 13,4 Jahre. Die Lebensdauer der Ressourcen erreicht 39,0 Jahre.
> Lebensdauer der Reserven und Ressourcen. Heißt das, daß die Mine nun seit 39 Jahre und noch mindestens 13,4 Jahre in Betrieb sein wird?
Reserven = in der Mine vorhandenes Gold, noch zu gewinnen
Ressourcen = (vermutete)durch Prospektion in Erfahrung gebrachte Goldbestände, die bergwerklich noch nicht erschlossen sind -> tatsächliche Qualität und Quantität sind prinzipiell nicht gesichert.
> Die Vorwärtsverkäufe umfaßten am 30.06.00 2,2 Mio oz und beinhalteten einen unrealisierten Gewinn von 99,9 Mio A$. Wegen der umfangreichen Reserven beträgt der Anteil der Vorwärtsverkäufe an den Reserven nur 16 %.
>Beurteilung: Sollte Lihir bis zum Jahr 2003 die geplante Produktionsausweitung auf jährlich 1,0 Mio oz bei einer Gewinnspanne von 100 A$/oz gelingen, würde das KGV auf 8,0 zurückfallen und Lihir wegen der langen Lebensdauer der Reserven zu einen hervorragenden Standardinvestment machen. Wir erwarten ab 2003 eine Dividendenrendite von 7,1 %. Der Hebel auf den Goldpreis liegt bei 15,8.
> Was ist und wie wichtig ist der Hebel bzw. wie stark können diesen gewisse Leute (wie z.B. beim Goldpreis) diesen beeinflussen?
Hebel = Steigerung des Aktienkurses bei einer Steigerung des Goldpreises (z.B. 1% Goldpreisanstieg = ca. 15 % Aktienkursanstieg)
Generell wirkt sich eine hohe Quote von Vorwärtsverkäufen negativ auf den Hebel aus, d.h. wenn 100% der Produktion per Forward verkauft sind, kann der Goldpreis steigen (aber auch fallen), wie er will, das hat keine Auswirkungen auf den Ertrag der Gesellschaft und damit auf den Kurs. Weiterhin wir der Hebel von den Nettoproduktionskosten bestimmt. Je höher die Produktionskosten je Unze, desto höher i.d.R. der Hebel, da sich der höhere Goldpreis im Verhältnis höher auf den Ertrag der Gesellschaft auswirkt.
> Auf jeden Fall möchte ich mich bei allen bedanken, die mir bei der Beantwortung dieser vielen Unklarheiten helfen - auch wenn einige Themen bestimmt schon in verschiedenen Postings aufgetaucht sind)
Gern geschehen
Viele Grüße
M.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: