- Re: Systemfehler Zins - Ghandi, 20.09.2001, 22:01
- Re: Systemfehler Zins - Euklid, 20.09.2001, 22:09
- Re: Systemfehler Zins - dottore, 21.09.2001, 10:34
- Re: Systemfehler Zins, Antwort Teil 2 - dottore, 21.09.2001, 14:19
Re: Systemfehler Zins
>Hi dottore,
>eine Anmerkung zu diesem Satz von Dir:
>"Die Zinsen werden immer nur dann zum Problem, wenn sie nicht bezahlt werden. Würden alle Zinsen vereinbarungsgemäß bezahlt, was letztlich nur durch zusätzlich erstelltes und realisiertes BIP seitens der Schuldner geschehen kann, hätten wir die ganzen Überschuldungsprobleme nie und nimmer am Hals."
>
>Du hast uns gelehrt, die Wirtschaft als fortschreitende Ver-
>schuldungskette zu verstehen, in der jeder Schuldner einen
>Nachschuldner braucht.
Ja, in der ersten Periode in Höhe des Zinses, der nicht als Nachfrage vorhanden sein kann.
Also Beispiel mit nur einer einmal entstandenen, weil kontrahierten Schuld von 1000, Zins 100. Die Schuld wird zurĂĽckgezahlt, der Zins 100 bleibt als neue Schuld offen. Nach der ersten Periode.
Dann: Zins 100 noch offen. Zins darauf: 10.
In der zweiten Periode muss der Zins 100 bezahlt werden, geht unschwer ebenfalls durch die in Form von 100 vorhandenen Nachfrage. Zins 10 noch offen. In Höhe von 10 muss wiederum neue Verschuldung stattfinden. Zins darauf: 1.
Dritte Periode: Die 10 werden zurückgezahlt, da als Nachfrage vorhanden, da es in der Periode Zwei durch die Verschuldung in Höhe von 10 Nachfrage geschaffen wurde. Offen jetzt noch: 1.
Dann immer weiter. 0,1, 0,01, usw. Der einmal gegebene einzige Kredit (die einmal genommene Schuld) läuft also automatisch gegen Null aus - voraus gesetzt, die Zinsen werden mit der jeweiligen, immer weiter abnehmenden Neuverschuldung bezahlt.
Was fĂĽr einen einzigen Kredit gilt, gilt natĂĽrlich auch fĂĽr alle.
Die Bezahlung kann letztlich nur dadurch geschehen, dass zusätzliches BIP erstellt, am Markt realisiert und vom Gläubiger verkonsumiert wird. Gewirtschaftet wird ja nicht, um zu wirtschaften, sondern um die Güter und Leistungen, die erwirtschaftet wurden, letztlich zu konsumieren.
Es muss also immer in realisiertem BIP gezahlt werden, in einer Leistung eben, die der Gläubiger als Zahlung akzeptiert.
Das ganze Problem geht nur darum, dass der Schuldner genau das liefert, was der Gläubiger als Zahlung akzeptiert. Der Schuldner ist verpflichtet.
Akzeptiert der Gläubiger die Zahlung (Leistung) nicht, geht der Schuldner bankrott und der Gläubiger muss in den Schuldner vollstrecken, Klartext:
In die Sicherheiten (Pfänder), die dieser geboten hat. Denn der Gläubiger war mit der Qualität, Quantität, Eigenschaft und dann der Stellung der Sicherheit einverstanden, also mit deren Ablieferung an ihn, falls der Kontrakt platzt.
Deshalb akzeptiert er Sicherheiten (Pfänder) immer nur unterhalb (!) ihres aktuellen Marktpreises ("Wertes"). Die Differenz zum vollen Marktpreis wäre dann die Entschädigung für den - wegen Konkurs des Schuldners - entgangenen Zinses.
Jetzt etwas klarer?
GruĂź (muss weg; Rest folgt)
d.
>Und weil stets der Zins des Vorgängers mit bezahlt werden muß,
>ist die Kreditmenge zwangsläufig zu dynamischem Wachstum
>verdammt.
>Das System funktioniert, wie Du oben schreibst, also nur unter
>dem permanenten Zwang eines parallel dazu sich steigernden
>BIP-Wachstums.
>D.h.: Wachstum ohne Ende! - und das auf einer runden Kugel namens
>Erde, die nicht mit wachsen mag.
>Ist der Begriff"Systemfehler" unter diesem Gesichtspunkt verfehlt?
>
>Ăśbrigens:
>Einen denkbaren Zusammenhang zwischen Zins und Distanz,
>den Du mal in die Diskussion geworfen hast, finde ich persönlich
>sehr plausibel und hoch interessant. (In der Familie wird Kredit
>zinslos gegeben, weil man sich gut kennt, im Falle von Argentinien,
>weil weit weg und deshalb schwer kalkulierbar, läßt man sich als
>Verleiher nur zu 10%+x zur Kreditvergabe verleiten.)
>Daraus darf man schlieĂźen, dass die Globalisierung das welt-
>weite Schuldenproblem prinzipiell verschärft hat, während kleine,
>überschaubare Wirtschaftsräume nachhaltiger funktionieren sollten.
>Im Hinblick auf soziale Sicherungssysteme (man denke nur an Zeit-
>bomben wie die Pflegeversicherung) gilt Gleiches. Die Verlagerung
>von Kompetenzen weg vom Staat und zurĂĽck zu kleinen Gemeinschaften
>(Dorf, Stadt, Landkreis), in denen sich die Menschen gegenseitig
>kennen, muĂź zu wesentlicher Effizienzsteigerung und geringerer
>Verschwendung von Mitteln fĂĽhren.
>Wenn, wie Du glaubst, Staaten demnächst zerfallen werden,
>dann wäre die Rückbesinnung auf lokale Stärken nicht der
>falscheste Weg fĂĽr einen Neubeginn. Was selbstredend nicht
>den RĂĽckfall in die Kleinstaaterei bedeuten darf.
>
>GruĂź
>G.
<center>
<HR>
</center>

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