- Ein liberales Utopia! Nicht ganz off topic: Ein Hoch auf Entenhausen! - McMike, 23.09.2001, 00:32
- ooooooooops Link - McMike, 23.09.2001, 00:33
Ein liberales Utopia! Nicht ganz off topic: Ein Hoch auf Entenhausen!
Ein liberales Utopia
Ja, Entenhausen ist das Amerika, das so ist wie es sein soll, und nicht ein von anderen schädlichen Einflüssen verdorbenes Land. Es ist das Land des"rugged individualism", wo nicht nur jeder seine Chance bekommt, sondern diese auch wahrzunehmen gewillt ist. Es gibt kein Gejammer darüber, dass eine vertane Chance in Entenhausen nicht durch"Staatsknete" kompensiert wird. Nicht ein Körnchen sozialistischer Politik und sozialistischer Mentalität findet sich (Barks selbst war ein guter Antikommunist). Dies gilt nicht nur für Dagobert Duck, der reichsten Ente der Welt. Nichts hat er sich durch Kungelei mit dem Staat (Kohlesubventionen, Schutzzölle etc.) erworben. Sein Vermögen hat er erworben, indem er mit eigenen Händen Gold in Alaska ausgrub oder im Pazifik Kormorane zum Perlentauchen dressierte. Er ist der nicht immer liebens-, doch immer hochachtungswürdige Selfmade-man. Donald Duck hingegen bleibt immer am unteren Ende der ökonomischen Leiter, was ihn aber nicht verzagen lässt, es gleich aufs Neue zu versuchen. Im liberalen Utopia Entenhausen ist das einzige und wichtigste, was der Staat dazu tut (bzw. irgendwie nicht tut), dass er ihm dabei keine Hindernisse in den Weg legt. Die Steuerlast scheint recht erträglich zu sein. So kann Onkel Dagobert sein Vermögen weitgehend zusammenhalten. Eine hohe Neidbesteuerung würde den Staat auch vor schwere logistische Probleme stellen, denn Dagobert hat kein Schein- und Buchgeld, sondern nur Bargeld. Es bedürfte ganzer Lastwagenflotten, einen hohen Steueranteil davon zu kassieren.
Ja, Entenhausens Währung, der Taler, ist noch durch Sachmittel (hauptsächlich Gold) voll gedeckt. Inflation gibt es so gut wie nicht, wenn doch, dann erlaubt sie im freien Spiel der Marktkräfte heilsame Korrekturen. So wird in einem Bericht einmal Dagoberts Geld durch einen Orkan über das ganze Land verteilt. Ausser Dagobert selbst hört danach jeder auf, zu arbeiten. Dies erlaubt Dagobert, für seine nun knappen Produkte kurzfristig enorm hohe Preise zu verlangen. Bald haben alle ihr Geld ausgegeben, Dagobert hat sein Geld wieder und die Arbeitsgesellschaft ist glücklich wiederhergestellt.
Ansonsten herrscht statt dem Staat die Mäzenatenkultur. Die Politiker sehen ihre Aufgabe nicht im Verschwenden von Steuergeldern, vielmehr treten sie meist als Spendensammler auf. Dabei lieben sie die Idee des Wettbewerbs. So stacheln sie etwa Dagobert Duck zu einen Wettkampf mit dem Maharadscha von Zasterabad (der frech behauptet, reicher als Dagobert zu sein) an, wer das grösste Denkmal von Emil Erpel, dem Stadtgründer Entenhausens, baut. Nie sah eine Stadt mehr Kultursponsoring und nie grössere Kulturdenkmäler!
Auch sonst ist Entenhausen amerikanisch liberal und tolerant. Unzählige Tierarten leben friedlich beieinander (der Mehrheitstyp ist übrigens keine Ente, sondern eine halb canide und halb hominide Lebensform). Man lebt gut miteinander, ohne derbe Klischees und ethnische Stereotypen (natürlich tragen Eingeborene immer Baströcke und trommeln wild) zu empfindlich zu nehmen. Was in Entenhausen herrscht, ist die klassische Toleranzidee der Gründerväter, nicht die aus der verquasten europäischen"Schuldkultur" erwachsene"political correctness".
Diese amerikanische Reinkultur, wie es sie nur in Entenhausen gibt, funktioniert aufs Prächtigste. Obwohl lange Zeit von den dunklen Kräften der Alten Welt als"Schund" bekämpft, konnte nicht verhindert werden, dass die Barksschen Berichte ein erzieherisches Leitbild wurden, das auf Umwegen das amerikanische Idealbild liberalen Demokratie bei der Jugend verankerte. Dies konnte Entenhausen besser als das"echte" Amerika, das manchmal Kritik hervorrief, weil es sich zu oft Kompromissen mit der europäischen Ideenwelt einliess, die das Bild verdarben - z.B. die Einkommensteuer und ein Hang zu imperialem Gehabe (Entenhausens Aussenpolitik ist non-existent und daher im klassisch amerikanischen Sinne isolationistisch). Uns dieses Leit- und Vorbild und damit auch noch unzählige Stunden der Freude für Gross und Klein gebracht zu haben, das ist das unsterbliche Verdienst des Carl Barks. Im grossen Entenhimmel ist sicher die Ehrenloge für ihn reserviert.
mcmike
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