- Bin Laden immer einen Schritt voraus - rodex, 24.09.2001, 20:36
- Dazu vielleicht noch den: - marsch, 24.09.2001, 20:57
Bin Laden immer einen Schritt voraus
HINTERGRUND - Experten - Bin Laden immer einen Schritt voraus
- von Ashraf Fouad -
Kuwait, 24. Sep (Reuters) - Der von den USA gesuchte Extremist Osama bin Laden kennt die Bergregionen Afghanistans nach Einschätzung arabischer Sicherheitsexperten so gut, dass er seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus ist. Der wahrscheinlich meist gesuchte Mann der Welt besitze zudem die finanziellen Mittel, den Mut und den Ehrgeiz, die westliche Welt durch seine Organisation El Kaeda auf vielfältige Weise zu bedrohen, hieß es am Montag in den Sicherheitskreisen weiter. Bin Laden habe gar mit dem Gedanken gespielt, mit einem Flugzeug einen Anschlag auf den G8-Gipfel in Genua im Juli zu verüben, sagte einer der Experten der Nachrichtenagentur Reuters.
Die USA halten Bin Laden für den Hauptverantwortlichen für die Anschläge mit entführten Passagierflugzeugen auf das World Trade Center in New York und das US-Verteidigungsministerium bei Washington, bei denen am 11. September vermutlich mehr als 6000 Menschen getötet wurden. Die USA kündigten Vergeltung und die Zerschlagung von Bin Ladens Organisation an. Der 44-jährige Extremist und Multimillionär soll sich unter dem Schutz der radikal-islamischen Taliban-Regierung in Afghanistan aufhalten.
Zur Bewegungsfreiheit Bin Ladens in Afghanistan sagte einer der Sicherheitsexperten, der 44-Jährige habe von Seiten mehrerer lokaler Anführer der Taliban Schwierigkeiten bekommen, weil er aufrührerische Interviews gegeben und in Videofilmen zur Mobilmachung aufgerufen habe. Vor etwa vier Monaten habe er jedoch Fluchtrouten ausgearbeitet. Eine Route führe über das tadschikisch-chinesische Grenzgebiet. Dort könnte er Dank seiner guten Beziehungen zu den afghanischen Nomaden untertauchen und für seine Verfolger beinahe unsichtbar werden.
Eine weitere Fluchtroute führt dem Sicherheitsexperten zufolge in die russische Republik Tschetschenien, wo sich Armee und islamische Rebellen seit Jahren heftige Kämpfe liefern."Das ist ein sehr gefährliches Gebiet", sagte er."Nicht mal Russland kann da hinein und ihn fassen. Was sollen erst die Amerikaner machen? Hinter jedem Baum und unter jedem Stein in Tschetschenien nachsehen?"
In Sicherheitskreisen eines arabischen Landes, das Bin Laden lange Zeit eng zu verfolgen versuchte, ging man jedoch trotzdem davon aus, dass sich der Extremist nach wie vor in Afghanistan aufhält, ungeachtet auch der Mitteilung der Taliban vom Wochenende, sie wüssten nicht, wo er sei. Bin Laden stammt aus Saudi-Arabien und kam Anfang der 80er Jahre nach Afghanistan, als er sich dem Kampf der einheimischen Rebellen gegen die sowjetische Besetzung des Landes anschloss. Er soll diesen Krieg auch teilweise finanziert haben.
In den Sicherheitskreisen hieß es, Bin Laden habe noch vor kurzem davon gesprochen, US-Präsident George W. Bush und andere Regierungschefs auf dem Gipfel der führenden Industrienationen und Russlands (G8) mit einem Flugzeug angreifen zu wollen. Ein arabischer Geheimagent sei vor zwei Jahren in die Organisation Bin Ladens eingeschleust worden. Dieser habe am 13. Juni eine Rede des 44-Jährigen aufgenommen, in der er von einem Anschlag auf Bush mit einem Flugzeug in Italien gesprochen habe.
Nach den Informationen verschiedener Geheimdienste habe Bin Laden zudem versucht, über Staaten der früheren Sowjetunion an biologische und chemische Kampfstoffe zu gelangen, sagten die Sicherheitsexperten. Am Sonntag hatten die US-Behörden landwirtschaftlichen Sprühflugzeugen Startverbot erteilt. Zuvor hatten Medien berichtet, die Luftpiraten von New York und Washington hätten nach solchen Flugzeugen für Anschläge mit chemischen und bakteriologischen Waffen gesucht.
Es habe auch mutmaßliche Verbindungen von Extremisten aus Bin Ladens Organisation El Kaeda nach Peru gegeben. Dort hätten sie angeblich versucht, Massenvernichtungswaffen zu kaufen, sagten die arabischen Sicherheitsexperten. Sie verwiesen dabei auf Aussagen des ehemaligen peruanischen Geheimdienstchefs Vladimiro Montesinos im vergangenen Jahr. Montesinos sitzt wegen Korruptionsvorwürfen inzwischen in Haft."Es sei ein Geschäft mit chemischen Waffen in Peru im Gang gewesen, hieß es. Sie werden nicht glauben, wer es vereitelt hat - Kuba", sagte einer der Experten.
Andere Experten bezweifelten, dass Bin Laden direkt an der Planung der Anschläge in den USA beteiligt gewesen war. Er sei eher der Ausgangspunkt für verschiedene Gruppen und Operationen."Er und El Kaeda sind Vermittler. Sie bilden aus, vermitteln die Ideologie, finanzieren und schicken die Leute dann los", sagte ein Experte."Sie unterhalten ein Finanzimperium in 26 Ländern, rechtmäßige Geschäfte, auch in den USA, Ägypten und vielen anderen Ländern", sagte er. Es könne sehr schwer werden, eine Verbindung Bin Ladens oder seiner Finanzgeschäfte zu den Anschlägen nachzuweisen.
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