- Bin Laden immer einen Schritt voraus - rodex, 24.09.2001, 20:36
- Dazu vielleicht noch den: - marsch, 24.09.2001, 20:57
Dazu vielleicht noch den:
Ende des Höhenfluges?
Harald Neuber 21.09.2001
Der bevorstehende Militärschlag der USA löst Ängste vor einer blinden Vergeltungswut aus. Aber auch die Argumente der Rüstungsgegner bekommen ein neues Gewicht
Es ist nicht so, dass die Gefahr in den USA nicht gesehen wurde."Auch wenn sie nur teilweise gelingen würde, hätte eine terroristische Attacke (...) schwerwiegende Folgen für die gesamte Nation", schrieb die Nationale Terrorismuskommission im Juli in ihrem Bericht an den US-Kongress. Explizit warnen die zehn beteiligten Sicherheitsexperten auch vor dem Einsatz von biologischen Kampfstoffen, tödlichen Chemikalien oder nuklearem Material. Pathogene Stoffe können aus natürlichen Ressourcen gewonnen, oder über den pharmazeutischen Handel bezogen werden. Dass derartige Anschläge bisher ohne weitreichende Folgen geblieben, liegt in erster Linie an den fehlenden Kenntnissen im Umgang mit solchen Stoffen. Die Gefahr wächst aber mit der zunehmenden Liberalisierung des Marktes.
Noch steht Fehlalarm an erster Stelle, die Gerade könnte sich aber schnell verschieben
Ob sich das ändern wird, hängt wohl davon ab, ob die arabischen Staaten bei der im Entstehen begriffenen antiterroristischen Allianz ins Boot genommen werden. Es wird für die USA freilich schwierig werden, die Arabischen Liga zu einer Verstärkten Kontrolle etwa des Handels mit biologischen Stoffen aufzufordern, nachdem man sich selber der Verantwortung entzogen hat (USA lehnen Zusatzprotokoll zur Biowaffenkonvention ab). Die Sorgen wachsen dabei in dem Masse, wie das Netzwerk des vermeintlichen Drahtziehers Usama Ibn Ladin aufgedeckt wird. Die Verbindungen nämlich reichen bis hin zu Gebrauchtwagenhändlern im hessischen Frankfurt. Und sie schließen eine Reihe von gemeinnützigen Organisationen ein.
Eine davon ist nach geheimdienstlichen Erkenntnissen die International Islamic Relief Organization (IIRO) mit Sitz in Jeddah, Saudi-Arabien. Die international tätige Organisation führt neben Flüchtlingsprojekten auch agrarwirtschaftliche Programme und Gesundheitsprojekte durch. Laut einem Bericht der"Frankfurter Allgemeinen Zeitung" soll ein Schwager des gesuchten Ibn Ladin"die IIRO der Philippinen zumindest in der Vergangenheit geleitet haben". Solche Vernetzungen finden Experten besonders beunruhigend."Mittels Scheinfirmen ist es ein Leichtes, an biologische Kampfstoffe zu kommen, oder chemische Stoffe zu erhalten", heißt es in der Hamburger Zentrale des Sunshine-Project. Die Hürden, eine Kanüle mit Milzbranderregern durch den Zoll zu bekommen, sind vermutlich nicht sehr hoch, wenn die Sicherheitsbeamten an den Flughäfen ihr Augenmerk auf Messer und Nagelfeilen gerichtet haben.
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Die Zentrale der"International Islamic Relief Organization" in Jeddah
Als die japanische Aum-Sekte vor acht Jahren das Nervengas Sarin in der U-Bahn von Tokio versprühte, gab es weit nicht so viele Todesopfer, wie man in einem solchen Fall zu befürchten glaubt. Und das, obwohl die Gruppe über eine hervorragende Logistik, schier unerschöpfliche Finanzquellen und willige Helfer verfügte. Doch war der Anschlag in Tokio nur das Vorspiel. Nach US-amerikanischer Einschätzung verfügen derzeit rund zehn Staaten über ein funktionierende B- oder C-Waffenprogramme, einige davon im Nahen Osten. Wahrscheinlich ist, dass das Wissen dieser Quellen nicht zwingend auf staatliche Institutionen beschränkt bleibt.
Barbara Hatch Rosenberg, Professorin an der State University of New York und Leiterin Arbeitsgruppe Biowaffen der Amerikanischen Wissenschaftlervereinigung FAS drängt daher auf eine Rückkehr auch ihrer Regierung an den Verhandlungstisch"zur Stärkung der Biowaffenkonvention" in Genf. Von dort hatte sich die US-Delegation am 25. Juli überraschend und trotz anderslautender Ankündigungen zurückgezogen. Die USA müssen ihre biologische Waffenforschung im Interesse einer nachhaltigen Internationalen Kontrolle offen legen, um glaubwürdig zu bleiben, fordert die Wissenschaftlerin:"Unser Ziel die Prävention sein."
Auch in Deutschland ist trotz der Schröderschen"uneingeschränkten Solidarität" die Kritik nicht vollends verstummt. Angelika Beer, verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, drängt weiterhin auf eine Rückkehr der USA an den Verhandlungstisch. Im Gespräch mit Telepolis erklärt sie erneut die Notwendigkeit von Verifikationsmechanismen,"und diese sollten stärker sein als bislang formuliert". Es habe sich gezeigt, dass NATO-Staaten und vielleicht auch andere Unterzeichner der Konvention, sich nicht an die Vereinbarungen halten. Das ist kein gutes Vorbild.
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