- Grundsatzfrage: hinschmeißen und Enten am Teich füttern? - Baldur der Ketzer, 24.09.2001, 23:02
- Leviathans Gesetz - le chat, 24.09.2001, 23:56
- Re: Leviathans Gesetz - Euklid, 25.09.2001, 00:33
- Re: Grundsatzfrage: hinschmeißen und Enten am Teich füttern? - JüKü, 25.09.2001, 00:01
- Re: Grundsatzfrage: hinschmeißen und Enten am Teich füttern? - Euklid, 25.09.2001, 00:21
- Leviathans Gesetz - le chat, 24.09.2001, 23:56
Grundsatzfrage: hinschmeißen und Enten am Teich füttern?
Hallo, zusammen,
in den letzten wenigen hundert Beiträgen steckt wieder enorme Substanz, gleich, in welcher Beziehung.
Das gibt es nirgends sonst, das ist einmalig.
Da sind ein paar Befindlichkeitsstörungen doch nur Theaterdonner, der wieder verfliegt.
Andre hat mit dem plakativen HB-Artikel zu den neuen Steuerverbrechen die Antwort schon fast vorgegeben, was man tun sollte.
Ein guter Bekannter, der auch im Lichte der Ã-ffentlichkeit unermüdlich wirkt(e), der sich auf Kosten seiner Familie und seiner Gesundheit einsetzte bis zum Umfallen, um den staatlichen, - besser: parteiclaninitiierten - Angriffen auf Freiheiten zu wehren, sagte auf meine Frage, warum er dies angesichts der offensichtlichen Wirkungslosigkeit unternehme, folgendes:
wenn ihn seine Tochter dereinst fragen würde, was er getan hätte, und er müßte sagen"nichts", dieser Gedanke sei für ihn unausdenkbar.
Deswegen kämpfe er auch gegen Windmühlen, und er ist tatsächlich der Ansicht (gewesen?), daß selbst die halbstarken Krakeeler und Trillerpfeifenpfeifer von heute in zwanzig Jahren ebenso eine bürgerliche Verwandlung erfahren werden, wie Otto der Innenminister Schily oder so, daß sie also von selbst durch Lebenserfahrung und Erkenntnis jede Meinungen sich zu eigen machten, die sie heute bekämpften.
Sei es, wie es ist, er ist der Ansicht, jeder müsse sein Möglichstes tun, um der Sache und um der Ehre willen.
Er verkörpert da im löblichen Sinne viel preußische Tradition.
Gebraucht hat ihm sein unermüdlicher Einsatz folgendes:
- er ist um viele Jahre gealtert
- Zeit, die für ihn potentiell hätte produktiv sein können, wurde für letztlich nutzlose Bemühungen vergeudet
- er kann seine Telefonnummer nicht mehr öffentlich bekanntgeben
- er wurde beschimpft, belächelt, verachtet, hämisch abgekanzelt und - ich muß es so sagen, wie ich es empfinde - vollkommen verarscht.
ich empfinde es so:
Seine heile Welt von Verfassungsland, von Rechtstaatlichkeit, Ehre, dem Geist des Grundgeschwätzes und von Geradlinigkeit ist abgebrannt.
Dort wächst jetzt Opportunismus, Käuflichkeit, Lug und Trug, Niedertracht, Intrige, und verschwörerischer Zusammenhalt der Profiteure gegen jeden - integeren - Querulanten.
Leider habe ich schon länger keinen Kontakt mehr mit ihm, aber ich denke, er wird grenzenlos desillusioniert sein und gebrochen.
So weit darf es für uns nicht kommen, die wir versuchen, im respektvollen Diskurs wichtige Themen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, um den bestmöglichen Lösungsweg gemeinsam als den richtigen zu erkennen und vorauszudenken.
Wir müssen den Moment sehen, und dann auch entschlossen und meinetwegen egoistisch handeln, wenn die Lawine den Point-of-no-return (gräßlich, den Punkt der Unumkehrbarkeit ist besser) überschritten hat - dann halten wir sie auch gemeinsam nicht mehr auf, sie würde uns so oder so platt machen.
Gedankenverbr., äh, Steuerverbrechen.
Jetzt sind die Hosen also heruntergelassen und geben den Blick auf die nackten Tatsachen frei.
Wenn es allein darum ginge, den vorsätzlichen, unberechtigten, betrügerischen Bezug von Vorsteuererstattungen unter Strafe zu stellen, so fände dies meine uneingeschränkte Zustimmung. Das IST auch eine Sauerei. Nur ist die Frage, wie oft kommt es tatsächlich vor, und, kann man es nicht viiieeeel einfacher verunmöglichen (man könnte, will aba nich).
Jemand bereichert sich also auf Kosten der Allgemeinheit. Das ist verwerflich.
Das Umsatzsteuerrecht ist jedoch, alle BWLer und Juristen wissen es, und die Unternehmer umso mehr, ein Alptraum für sich.
Erst wird mal alles für steuerbar erklärt, um dann manches wieder zu befreien, unter bestimmten Umständen.
Der Hammer ist jedoch, daß die Materie derart undurchsichtig ist, daß selbst Experten nicht mehr durchblicken, zumal sich EU-Recht und nationales Recht überlagern und ins Gehege kommen.
Allein für die Definition, wo der Ort einer Lieferung oder Leistung liegt, hält fast siebzig Varianten bereit, und je nachdem kommt es zu vollkommen unterschiedlichen Folgen und HAFTUNGEN.
Das ist - mit Verlaub - ein total schwachsinniges Schilda, gelb angetüncht wie weiland der Knast in Bautzen.
Jeder von uns kann ohne Wissen und Absicht zum Steuerhinterzieher werden, ich wiederhole, jede(r).
Und, hier geht es nicht mehr darum, sich zu bereichern, etwas zu fordern, was einem nicht zusteht, nein: es geht darum, ob man nun soviel oder noch etwas mehr von dem abgezockt kriegt, was man sich selbst erst mal hart und entbehrungsreich verdienen mußte - es geht darum, nicht nichts zu kriegen, sondern, noch mehr als rechtens abgezogen zu bekommen.
Jede Mark Steuern, die vereinnahmt und umverteilt wird, hat sich jemand von uns erst mühsam verdienen müssen, und sie wurde ihm zwangsweise abgepreßt.
Jetzt schafft man hier einen neuen Generalverdacht, setzt potentiell jeden unter Rechtfertigungszwang, der nicht sofort alles konsequent versäuft.
Der Sparsame und Fleißige ist schon wieder in den Hintern gekniffen.
Die offene Unverfrorenheit, wie man völlig eindeutige Eingriffsgesetze harmlos und verlogen verblümt, erinnern mich persönlich immer an den Hohn, der aus der Zeit 1933-1945 und 1949-1989/1990 herausplärrte.
Jetzt sind wir wieder an solch einer Schwelle, und zwar weltweit.
Entweder zu Mugabe nach Rhodesien/Zimbabwe, und täglich ums Überleben kämpfen, oder hierbleiben und vor ohnmächtiger Wut kochend erdulden - oder, wie Euklid treffend formulierte: hier hinschmeißen und dorthin abhauen, wo es noch graduell besser ist.
Unter den Blinden ist ja bekanntlich der Einäugige König, und wer etwas mehr Freiheiten genießt als andere und etwas weniger abgepreßt bekommt, darf sich glücklich schätzen.
Das ist der einzige Ausweg:
nicht resignieren und Mund halten, nicht die Sache aufgeben und schmollen, aber auch nicht den Märtyrer spielen.
Was hatten Niemöller, Scholl&Scholl von ihren offenen Eintreten vor Ort?
Wir wissen es. Nichts gutes.
Warum sollen wir uns für etwas kriminalisieren lassen, was andernorts nicht mal den ersten Posteingangskorb passiert?
Warum sollen wir uns einem repressiven Gesetz unterwerfen, wenn wir nebenan frei sein können?
Die Welt ist global, zumindest für uns mit Pässen für visafreien Reiseverkehr und Arbeitnehmerfreizügigkeit.
Gehen wir dorthin, wo man uns schätzt und willkommen heißt, statt uns grinsend"anzuspucken".
Wer uns nicht will, braucht auch unser Geld nicht.
Es hilft nur dieser Ausweg der Emigration, alles andere wäre Schönfärberei.
Wer Ende der Fünfziger Jahre die demokratischste aller Republiken verließ (99,x %!), kam noch durch und später hoch.
Wer dies zu spät überlegte, den bestrafte das Leben.
Ist es ein Zeichen von Größenwahn, ist es Verzweiflung, Machtrausch, Blindheit, Eitelkeit, Sendungsbewußtsein, Verbrechertum, ich weiß es auch nicht, was die oberen paar hanserln in der Birne kreisen haben.
Nicht mal einen gebrauchten Schlitten würde ich von den Herrschaften kaufen, geschweige denn eine Riesterrente oder ein Kriminalitäts-Bekämpfungs-Ergänzungs- und Änderungsgesetz.
Allgemeinplätze, aber so ist es auch für uns und heute hier.
Nur stänkern, aber selbst nichts für sich - legal - verbessern, führt zu nichts, kann zu nichts führen.
Aber das freie, ununterdrückte Wort aus der Freiheit findet immer seinen Wiederhall im Muff und Mief der Gängelei und des Blockwart-Systems.
Passen einem die Gesetze nicht, muß man die Sachverhalte gestalten und die Tatbestände vermeiden - unterm Tisch die Faust in der Hosentasche ballen, nützt nichts, selbst wenn man Licht hat unterm Tisch.
Da hilft nur die Ehescheidung.
Viele hier sind diesen Weg bereits gegangen, andere werden folgen, dessen bin ich sicher. Es lebt sich außerhalb des Zaunes freier und unbeschwerter, als die Daheimgebliebenen das für möglich halten, ich glaubte es vorher auch nicht - umso schmerzlicher kommt einem der Wandel hin zur Perversion zu Bewußtsein.
Ein"rechter" Staat in Händen der"Linken" (vgl. Beiträge unten)......grotesk.
Eines Tages holen wir unser Grammophon hervor (nein, den CD-Spieler halt) - wenn die ersten Amseln wieder ihr Liedchen pfeifen können, ohne daß der Sperber gleich hinterherjagt - und lassen die Commedian Harmonists erschallen:
ein neuer Frühling wird in die Heimat kommen, schöner noch, als er je war...... vorher gehts halt nochmal tief runter in die Latrine, blubb, blubb, waber, mief, aber nichts währt ewig, nicht mal Honeckers Preßluftlandschaften.
Interessanterweise sind sich die besonnenen Vertreter aus Judikative und Exekutive dieses Trends sorgenvoll bewußt.
Solange es Winter ist, ist es vollkommen unsinnig, nackend auf die Straße zu gehen. Außer Gelächter holt man sich nur selber Unannehmlichkeiten. Und wenn es schneit und hagelt, sollte man sich bedecken, wenn man außen steht.
Bitte macht so weiter wie bisher, das Forum wird meines Erachtens nicht flacher, sondern immer fülliger und facettenreicher.
Galiani hat jüngst eine wertvolle Funktion übernommen und tolle Beiträge gebracht, der Habicht hats gelesen, nereus ;-), und so hat jeder seinen positiven, ehrlich gemeinten Teil beizutragen, und wenn es das scharfe Mäuschen mit wenig Grips in der Birne ist, das die Pennäler so gern im Religionsunterricht provozierten...;-), ich fand den Beitrag absolut spitze.
DAS macht die Einmaligkeit des Forums aus, es stellt auch jedes Forum namhafter Medien und Parteien diesbezüglich in den Schatten.
Von Cosa, Sascha und KollegInnen aus dem Vorarbeiterkreis ;-) nicht zu sprechen.
Vielleicht lesen hier mehr mit, als wir uns vorstellen, und übernehmen mal Gedanken zum eigenen Weitergrübeln.
Dann wäre zumindest das unablässige Bemühen um eigenständiges Nachhirnen ein Stück weitergetragen - das ist das elementarste, was wir tun können, und vielleicht auch das einzige - Leute zu bitten, selber zu denken, statt Gruppengefühle zu kopieren.
Der Vorreiter im ketzerischen Augenaufreißen war nun mal PCM, der Altmeister des Nonkonformismus.
Und Entenfüttern kann man auch zwischendurch, Toastbrot fliegt so schon wie Frisbee-scheiben, sie nehmen auch gerne Bahlsen-Butterkekse, ungern jedoch dünne Apfelscheiben ;-).
Herzliche Grüße in die Runde, auf daß es im Forum so bleiben möge, wie es die letzten paar Tage war - spitze.
Euer vorlauter Forumsketzer Baldur
P.S.: will sagen, zweigleisig fahren, Meinung äußern, aber auch entsprechend selbst handeln.
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