- nochmals zum Henryk Broder Beitrag - nereus, 26.09.2001, 13:04
- Re: nochmals zum Henryk Broder Beitrag - Theo Stuss, 26.09.2001, 14:28
Re: nochmals zum Henryk Broder Beitrag
Guten Tag Nereus,
sehr schöner Kommentar. Wie Broder darauf kommt, die Deutschen würden die Amerikaner hassen, frage ich mich. Unverständnis und Kopfschütteln sind wohl bessere Ausdrücke. Ich verbringe viel Zeit in Frankreich, auch dort Unverständnis und Kopfschütteln bei den Leuten.
Wie sehr lieben denn die Israelis ihre"Freunde" deren Spionageschiffe sie versuchten mit Mann und Maus zu versenken. Ich erinnere hier an den israelischen Angriff auf die"Liberty" während des 6-Tagekrieges.
Herr Broder täte gut daran sich ein Beispiel an seinem Kollegen Uri Avnery zu nehmen, der nicht müde wird vor Sharon zu warnen. Die Situation in Palästina scheint bei Broder Verdrängungsmechanismen auszulösen.
Wie nett von den Amerikanern den Morgenthauplan nicht wahrgemacht zu haben. Mit dem Tod Roosevelts, eines Sozialisten, kehrte halt die Vernunft wieder ein. Näheren Aufschluß gibt das Buch"Charakterwäsche" von Caspar von Schrenk-Notzing, 1965. Es macht deutlich, daß Roosevelt sich seinen"ewigen Deutschen" kreierte, so wie Hitler seinen Juden. Das Schicksal, das Roosevelt den Deutschen bestimmte, erinnert befremdlich an das mickrige Kümmerdasein, das Hitler dem"slawischen Untermenschen" zuerkannte. Sogar wirtschaftlich hatte er in den 30er versucht, Hitler zu kopieren. Man muß nur die einzelnen Etappen des New Deal durchgehen.
Aber dann segnete Roosevelt das zeitliche und mit dem Ausbruch des kalten Krieges konnte man einen Morgenthauplan eben nicht mehr gebrauchen.
Wenn man das Schicksal Polens verfolgt, fragt man sich eh, wofür die Westmächte denn in den Krieg gezogen waren. Man wollte Polen befreien und schmeißt es der Macht, nämlich der Sowjetunion, in den Rachen, die doch zusammen mit Hitler diesen Krieg begonnen hatte. Für Polen und die Tschechoslowakei wurde hinterher kein Finger mehr gerührt. Die Farce der Nürnberger Prozesse besteht darin, daß ausgerechnet Hitlers Komplitze Stalin auf der Richterbank saß und nicht als Angeklagter am Prozess teilnahm, wenn der praktischen Durchführbarkeit auch einiges im Wege stand. Stalin, der Hitler noch zum Sieg über Frankreich gratuliert hatte, gab den Kommunisten in Frankreich den Befehl mit Hitler zu kooperieren. Die französische Armee mußte eine ganze Reihe von kommunistischen Saboteuren fusilieren, die während des Westfeldzuges ihr Unwesen trieben. Hinterher waren sie alle bei Résistance, ja, ja.
Die Amerikaner haben ein großes Problem. Das Prinzip ihrer Religionsfreiheit, eines der tragenden Pfeiler der Verfassung, war ursprünglich nur für Calvinisten gemeint. Als dann mehr Katholiken einwanderten, tat man sich schon sehr schwer. Die Moslem kann man hier gar nicht integrieren. Entsprechend konsterniert reagieren die Amerikaner, trotz aller Beteuerungen, es ginge nicht gegen den Islam. Gegen Dutzende von Moscheen wurden inzwischen Brandsätze geworfen, nicht nur Moslems, sondern auch Sikhs wurden abgeknallt, pakistanische Geschäftsleute von Flugkapitänen aus dem Flugzeug geworfen. Andere bekommen erst gar keinen Flugschein. Auch christlichen Arabern geht es so.
Als Anfang der 90er bei uns die Häuser der Türken brannten, schrieb Clinton einen Brief an den Bundeskanzler, worin er bemerken ließ, daß er die Lage der Menschenrechte in Deutschland mit Sorge betrachte. Drohend fügte er hinzu, noch sähe er keinen Grund einzugreifen....
Kommentar überflüssig. Ich glaube, die Toleranz, die viele Westdeutsche und Franzosen jeden Tag aufbringen müssen, kennen die gar nicht. Ich behaupte nicht, daß ich das immer gerne tue. Ich sehe den Islam schon als Problem. Aber wir haben in deren Ländern nichts zu suchen, genauso wenig, wie die meisten Moslems hier etwas zu suchen haben. Wir haben die Bevölkerung des Irak nicht auszuhungern und ihr Land nicht mit Urangeschossen zu verseuchen. (Übrigens wieviel Krebstote gibt es in jener Straße in Remscheid, wo vor Jahren die A10 abstürtzte?) Und wenn die Saudis ihr Land als heilig ansehen, dann haben wir es nicht zu betreten. Die Palästinenser haben ein Recht auf eine Heimat wie alle Menschen auch.
Man spricht von 6300 Opfern des Anschlages, aber was ist mit jenen amerikanischen Soldaten, hier geht eine Zahl von 90.000 um, die ebenfalls uranverseucht sind und daheim dahinsiechen. Da die nicht nachweisen können, oder dürfen, daß sie kriegsgeschädigt sind, werden sie erst als dienstunfähig entlassen und haben dann kein Geld für medizinische Betreuung. Der Dank des Vaterlandes ist dir gewiß.
Gruß,
T.S.
<ul> ~ Interview mit Gore Vidal zum Anschlag</ul>
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