- @Baldur den Ketzer: Richtig: «Seien wir froh um jeden, der Luxus kauft»!!! - Galiani, 28.09.2001, 02:00
- Re: «Seien wir froh um jeden, der Luxus kauft»!!! - Baldur der Ketzer, 28.09.2001, 02:28
Re: «Seien wir froh um jeden, der Luxus kauft»!!!
Hallo, Galiani,
es ist doch ganz einfach: ohne Moos - nix los.
Gibt eine Gruppe von Leuten für irgendetwas viel Geld aus (Oldtimer, Uhren, Gemälde, Baugrundstücke, was auch immer), dann ermöglicht das den Verkäufern, einen Zusatzgewinn zu machen, der wiederum in Konsum umgesetzt werden kann.
Das will aber scheinbar niemand sehen, weil es als unsittlich verunglimpft wird.
Nutzen, Profit, Gewinn, alles das ist - um mit den Worten und der Diktion der entsprechenden Geisteskinder zu sprechen, - bäh-bäh.
Demgegenüber scheint nur zu zählen: Gemeinnutz (was ist gemein?, was ist Nutz?), imaginäre kulturelle Werte, Alimentierung.
Ich kenne jemanden, der einen alten Adenauer -300SE? für 150.000 DEM restaurieren ließ, weil der Vorbesitzer die Kohle nicht mehr ranschaffen konnte, und aus Gegengewicht ließ der neue Käufer den vormaligen Eigentümer noch 2 Wochen mit dem restaurierten Auto in Urlaub fahren - BEIDE HABEN GEWONNEN.
Der Verkäufer, weil er das Auto in guten Händen weiß und er es noch nutzen durfte, der Käufer, weil er ein echt gutes Gewissen hat und ein schönes Auto obendrein (er fährt privat einen 170DS, wenn es Anlässe gibt, sonst einen 600CL oder einen alten 500SE mit fast 600.000 km, erste Maschine).
BEIDE SIND ZUFRIEDEN.
DAs muß festgehalten werden.
Nebenbei haben die Beschäftigten der Restauriationsfirma für 100.000,-- DEM Löhne beziehen können, Sattler, Karrosseriebauer, Mechaniker.
Bei einem neidkonformen Trabant 601 gäbe es vielleicht zwei heiße Kaffee´s.
><font size=5> «Exkurs über den Luxus ganz allgemein.»</font>
>«Es gibt bestimmte Worte, bei deren bloßer Erwähnung sich uns schon die Nackenhaare sträuben, obwohl die damit bezeichneten Begriffe, nämlich meist irgendwelche Verhaltensweisen, die man Menschen unterstellt, so dunkel und vieldeutig sind, daß man den Eindruck gewinnt, das so allgemein und einhellig Abgelehnte sei eher das betreffende Wort und gar nicht die eigentliche Sache. Was besonders verwundert, ist die Tatsache, daß diese anscheinend so verhaßten Verhaltensweisen offensichtlich allen, die sie verabscheuen, eigen und wert sind; oder doch zumindest fast allen. Ich möchte hier nicht im einzelnen jedes dieser Worte aufzählen, von dem ich glaube, daß es zu dieser Sorte gehört. Denn ich dürfte das nicht, ohne jeweils den entsprechenden Beweis anzutreten, wenn ich nicht riskieren will, für verstiegen und verrückt gehalten zu werden. Nichtsdestoweniger werde ich eines anführen: nämlich das Wort »Politik«. Jeder möchte sie als Begleitumstand seines Lebens haben; zugleich aber sagt man ihr nach, sie sei der größte Feind der Unschuld und der Tugend. Kaum je getraut sich indes jemand, »Politik« zu definieren.
>Ähnlich steht es mit dem Wort »Luxus«. Man sagt, er sei schädlich und widerlich; die Sittenlehre verbietet ihn, die Historiker tadeln ihn, noch mehr die Redner und die Dichter, die Satiriker verhöhnen ihn, die Gesetze hassen ihn, in den privaten Unterhaltungen beanstandet man ihn, und doch ist die ganze Welt voll von ihm: Es gab ihn in allen Ländern und zu allen Zeiten, abgesehen vielleicht von den Epochen, in denen wir noch wie die Wilden oder als Barbaren lebten. Niemand aber weiß oder wagt zu sagen, was Luxus eigentlich ist. So spukt dieses Gespenst (und als solches muß man den Luxus wohl bezeichnen) in unserem Bewußtsein herum. Niemals erkennen wir seine wahre Gestalt und nie treffen wir es in Aktion an oder sonst in einer Weise, die erlaubt zu sagen: Das ist Luxus. Was immer der Luxus aber auch sein mag, sicher ist, daß er ein Kind des Friedens ist sowie einer guten Regierung und der Verbesserung der für die Gesellschaft nützlichen Gewerbe; der Luxus ist somit ein Bruder des Glücks auf dieser Welt. Er kann nur solche Berufe und den Verkauf solcher Waren nach sich ziehen, die der Freude und nicht dem nacktem Überleben dienen....
EIN WAHRES WORT!
In Luxus gedeiht weder Unfriede noch Haß.
Wer sollte schließlich einen erstrebenswerten Zustand derart gefährden?
>... Es ist jedoch richtig, daß der Luxus immer ein untrügliches Zeichen und der Hinweis auf den nahen Verfall eines Staates ist. Aber das ist so, wie etwa das Vergilben der Ähren ein Zeichen des Vertrocknens ist und damit auch ein Zeichen der Reife: Es zeigt zwar das nahe Ende an, ist aber trotzdem sehnsüchtig erwartet und heiß begehrt. Denn um dieses Zeichens willen wurde viel Schweiß vergossen, viel Sorgfalt aufgewendet und viel Plagerei erduldet; es ist ein Zeichen, das während der schönen Jahreszeit erscheint und immer mit allgemeiner Freude verbunden ist. Während der Winterstürme ist die Pflanze grün und frisch, trägt aber keine Früchte. Sie vertrocknet erst, wenn sie uns mit ihren Früchten beschenkt hat. So ist es auch mit den Königreichen und Imperien: Sie sind edle Pflanzen im erhabenen Garten Gottes, voll Kraft und wilder Heftigkeit, solange sie unter Kriegen und inneren Zwistigkeiten heranwachsen. Da sie aber nicht lange in ein und demselben Zustand verharren können, beginnen Reichtum und Luxus sie zu korrumpieren, sobald sie durch ihre militärische Tapferkeit und die Weisheit ihrer Gesetze Frieden und einen Zustand des Überflusses erlangt haben. Damit kehren sowohl die Sklaverei als auch die vielen Übel wieder, die normalerweise damit einhergehen. So wechseln sich Ordnung und Chaos immer wieder ab. Den Luxus im Wohlstand verhindern zu wollen ist so, als verlange man, daß der fast ein Jahr lang sorgsam gehegte Getreideanbau im Sommer kein Korn tragen oder daß die Ähren nach dem Ausreifen weiter grün bleiben sollen.
>...»
OH, JE, DANN WISSEN WIR JA, WELCHEN STAND WIR JETZT GERADE ERREICHT HABEN.
Trotzdem, geruhsamen Abend wünscht Baldur der friedliche, streitbare ;-) Ketzer
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: