- Offtopic: @dottore, ein wenig Erkenntnistheorie und Geplauder über die Welt... - Hirscherl, 28.09.2001, 09:05
- Re: Offtopic: Sie schreiben über Gottesbeweise, ohne einen zu nennen - Theo Stuss, 28.09.2001, 09:57
- Re: Offtopic: Sie schreiben über Gottesbeweise, ohne einen zu nennen - Hirscherl, 28.09.2001, 10:30
- jetze kriech ich nen Kuldurschogg!!! - Harry-2, 28.09.2001, 10:45
- Re: CulTourSchogg!!! - BlackBox, 28.09.2001, 20:33
- Re: Interessant! Werde mich demnächst mal reinknien (Katastrophist bin ich eh) (owT) - dottore, 28.09.2001, 20:54
- Re: Black Box! Fragen zur Sintflut und Deinem Link - nereus, 28.09.2001, 22:55
- Re: Black Box! Fragen zur Sintflut und Deinem Link - BlackBox, 29.09.2001, 16:29
- Re: CulTourSchogg!!! - BlackBox, 28.09.2001, 20:33
- Re: Offtopic: Danke für die Antwort - Theo Stuss, 28.09.2001, 11:31
- jetze kriech ich nen Kuldurschogg!!! - Harry-2, 28.09.2001, 10:45
- Re: Offtopic: Sie schreiben über Gottesbeweise, ohne einen zu nennen - Hirscherl, 28.09.2001, 10:30
- Re: Offtopic: Sie schreiben über Gottesbeweise, ohne einen zu nennen - Theo Stuss, 28.09.2001, 09:57
Offtopic: @dottore, ein wenig Erkenntnistheorie und Geplauder über die Welt...
Hallo dottore,
ich will noch mal kurz auf ihren Beitrag von weiter unten (Evolutionsdebatte) eingehen - aber mit Fokus auf den erkenntnistheoretischen Teil der Diskussion.
Sie schrieben:"Außerdem sind alle"Gottesbeweise" falsifizierbar und - Kant! - rational falsch."
Völlig zu Recht haben Sie eingefordert, mit Worten sorgsam umzugehen. Daher habe ich mein Wissen über Gottesbeweise noch mal aufgefrischt - ebenso über Falsifizierung.
In der Erkenntnistheorie wird Falsifizierung so verstanden: Ein All-Satz (alle Schwäne sind weiß) ist falsifiziert, wenn es empirische Tatsachen gibt, die ihm widersprechen -"dieser Schwan dort ist schwarz" - (sehr vereinfacht, in Wirklichkeit müssen diese Tatsachen an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten von unterschiedlichen Personen festgestellt werden usw).
In den Sozialwissenschaften aber auch in den Naturwissenschaften gibt es jedoch immer mehr Existenzaussagen sowie statistische Gesetze (mit einer Wahrscheinlichkeit von X treffen sie am Ort P das Teilchen T an). Diese Aussagen lassen sich im klassischen Sinn nicht falsifizieren. Existenzsätze lassen sich verifizieren (Es gibt Autos. -"Das dort ist ein Auto") und für statistische Gesetze wurde die statistische Hypothesenüberprüfung entwickelt.
Gottesbeweise sind rational falsch, richtig. Das liegt daran, daß sie entweder innere logische Widersprüche aufweisen und/oder semantisch unkorrekt sind. Aber sie sind nicht falsifizierbar! Nur All-Sätze sind falsifizierbar. Gottesbeweise sind logisch ungültig. Die Aussage"A = non A" ist logisch ungültig, aber niemals falsifizierbar (es gibt keine widersprechenden empirischen Tatsachen, weil die Aussage nichts über die Welt sagt - genau wie ein Gottesbeweis).
Ich habe damals geschrieben:"Gott kann aber niemals falsifiziert werden."
Sie antworteten:"Doch, jederzeit! Man muss nur nach der Definition von"Gott" fragen - und schon wird derjenige, der eine Antwort gibt, falsifiziert. Mache in in jeder nur denkbar aufgetischten Variante von"Gott" sofort."
Derjenige der eine Antwort gibt wird hoffentlich nicht falsifiziert ;-)) Im Ernst: Auch Definitionen sind nicht falsifizierbar. Man kann höchstens nachweisen, daß eine Definition unzweckmäßig ist. Ich kann jederzeit folgende Definition aufstellen:"Ein Bahnhof ist ein Ort an dem Professoren unterrichten und Srudenten zuhören". Das ist nicht falsifizierbar, weil ich es eben so definiert habe. Im täglichen Umgang wäre diese Definition aber höchst unzweckmäßig.
"Gott" entzieht sich eben jeder Falsifizierung - sonst wäre er schon längst falsifiziert - weil es keine empirischen Tatsachen gibt, die einer Definition wie"Gott ist der, der alles sieht" entgegen stehen könnten. (Gilt wie gesagt für jede Definition). Ich kann auch definieren:"Menschen sind vernunftbegabte Lebewesen". Das ist nicht falsifizierbar - aber unzweckmäßig, weil geistig Behinderte plötzlich keine Menschen mehr wären.
Ich schrieb"Daher ist jeder logische Schluß, der auf dieser Prämisse aufbaut, vom erkenntnistheoretischen Gehalt her unbestimmt."
Sie antworteten"Wieso jetzt auf einmal"unbestimmt". Logische Schlüsse, die unbestimmt sind, gibt es nicht, da sie dann keine Schlüsse sein können."
Keineswegs. Hier ist ein logisch richtiger Schluss, dessen erkenntnistheoretischer Gehalt unbestimmt ist (man weiß nicht ob die Konklusion wahr oder falsch ist):
Die Andromeda Galaxis ist bewohnt.
Jeder Bewohner der Andromeda Galaxis fährt Porsche.
Jeder Porsche-Fahrer hat einen Führerschein.
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daher: Jeder Bewohner der Andromeda-Galaxis hat einen Führerschein.
Ein logischer Schluss ist richtig, wenn die Wahrheit seiner Prämissen die Wahrheit seiner Konklusion garantiert. Das ist hier der Fall, wenn wir uns die allgemeine Form ansehen:
A
A -> B
B -> C
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daher: C
Jede Einsetzung in diese Schlussform ist richtig. Da wir im obigen Bsp. noch nicht wissen ob z.B. Prämisse B zutrifft bleibt unbestimmt, ob die Konklusion wahr oder falsch ist. Es ist aber auf jeden Fall ein gültiger Schluss!
Sie schrieben weiters"Jede Prämisse ist immer auch ein Schluss."
Genau so ist es. Was uns natürlich in arge Verlegenheit bringt, weil wir daher jede Prämisse aus anderen Prämissen herleiten müssten ad infinitum. Wenn man sich nicht durch einen logischen Zirkelschluss aus der Affäre rettet (was man nicht darf, aber viele sehr gekonnt machen) bleibt die unbefriedigende Annahme von Axiomen - Prämissen die keiner weiteren Herleitung bedürfen.
Grüße,
Tom
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