- Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht? - Caspar, 01.10.2001, 02:52
- Re: Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht? - Turon, 01.10.2001, 03:38
- Re: Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht? - Caspar, 01.10.2001, 03:56
- Re: Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht? - rodex, 01.10.2001, 09:10
- Re: Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht? - Turon, 01.10.2001, 03:38
Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht?
Ein Gedanke zu politischer Freiheit und dem immer im Namen der Freiheit verteidigten Dantenschutz. Jetzt ist ja viel die Rede von Pässen mit Fingerabdrücken und den unvermeidlichen Riesendateien bei irgendwelchen"Diensten" und der nationalen und internationalen Polizei. Bürgerrechtler und Liberale argumentieren immer, das würde die Freiheit des Einzelnen aushöhlen und gefährden -- Gläserner Bürger. Dafür hat Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Bundestag geweint. Stimmt ja irgendwo auch. In Deutschland denkt man dann natürlich an Gestapo-Männer im Ledermantel, die um vier Uhr morgens an die Tür pochen. War auch immer skeptisch bei solchen Vorhaben.
Aber: vergisst man dabei nicht schon fast, dass es eben ein Polizeiapparat ist, der entarten muss und dann gefährlich wird? Die Informationen sind doch eigentlich harmlos, wenn nicht alles voll wäre, von Bestimmungen, die keiner kennt und einhalten kann (Steuer, Meldung, etc.), die einen dann in Konflikt mit Behörden geraten lassen? Sicherheit vor zum Beispiel Terror kann ja auch dem Liberalsten nur Recht sein, und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung haben auch die ganz Konsequenten immer dem angestrebten Minimalstaat auf die Liste der Aufgaben gesetzt.
Datenschutz ist doch eigentlich in dem ganzen Szenario nur ein strategisch bedeutendes Zwischenziel, aber an sich egal -- mir zumindest, weitgehend. Von mir aus können se mir die Hütte mit Kameras vollhängen und und Abschriften von meinen Telefonaten im Time Magazin abdrucken, wenn ich weiss, dass nicht überall juristische Stolperdrähte und Polizei-Maschinerien lauern. Kaum etwas wäre ja langweiliger für die allergrösste Mehrheit (die Kürze"Big Brother"-Episode beweist das).
Vertauschen wir also in der öffentlichen Diskussion nicht das eher uninteressante"Recht auf Privatshäre" beziehungsweise den umfochtenen Datenschutz mit dem wirklich wichtigen Freiheit von Willküreingriff und Recht auf Selbstbestimmung? Warum soll ich es fürchten, dass meine Daten bekannt werden, wenn ich weiss, dass sie nicht staatlich missbraucht werden? Wenns so ist, dann muss die eigentliche wichtige Posistion, nämlich diese letztere verteidigt werden, und wir dürfen uns nicht verzetteln in einer Nebensache. Ausserdem kommt man dann nicht in den eigentümlichen Geruch etwas zu verbergen zu haben. Diebe und Räuber scheuen das Licht, ich nicht! (Tschuldigung, ;-)
Es ist eben wohl eine Erfahrung aus starken Staaten, die sagt, die Behörden sollten nicht alles wissen -- gut. Aber Datenschutz an sich ist langweilig. Die Diskussion um Datenschutz ist doch schon ein klares Rückzugsgefecht. Was meint ihr?
Gruss,
-caspar
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