- Versicherer kritisieren Anlage-Vorschriften für Pensionsfonds - rodex, 01.10.2001, 20:08
Versicherer kritisieren Anlage-Vorschriften für Pensionsfonds
Versicherer kritisieren Anlage-Vorschriften für Pensionsfonds
München, 01. Okt (Reuters) - Die deutschen Versicherer haben Kritik am Diskussionsentwurf des Bundesfinanzministeriums zu den künftigen Anlagevorschriften bei Pensionsfonds geübt."Das wäre möglicherweise der Todesstoß für eine arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge", sagte Gerling-Vorstand Norbert Heinen, Mitglied des Hauptausschusses Lebensversicherungen des Branchenverbandes GDV, am Montag in München. Die vorgeschlagene Beschränkung des Aktienanteils in den Pensionsfonds ziehe einen"administrativen Moloch" nach sich und verhindere überdies eine effiziente Kapitalanlage. Stattdessen schlügen der Verband und Versicherungsmathematiker eine qualitative Steuerung der Anlage vor.
Bis zum 10. Oktober können die Versicherungsverbände zum Entwurf der drei Verordnungen Stellung nehmen. Am 11. Oktober soll ein Hearing zu der Ausstattung der Fonds mit Eigenkapital, zu Kapitalanlagevorschriften und Deckungsrückstellungen statt finden. Die Verordnungen sollen Mitte Dezember vom Bundesrat beschlossen werden.
Der Vorschlag des Finanzministeriums sieht eine Staffelung der Aktienquote nach Altersgruppen vor. Der GDV-Vertreter sagte, der Entwurf erfordere damit eine Aufteilung des eingesammelten Kapitals in drei strikt voneinander getrennte Deckungsvermögen für unter 55-Jährige, für ältere Arbeitnehmer und für Rentner. Damit würden die Pensionsfonds schärfer reglementiert als die private Altersvorsorge nach dem"Riester-Modell", sagte er.
Bei jungen Arbeitnehmern könnte demnach die Aktienquote in der Ansparphase bis zu 75 Prozent betragen. Mit dem nahenden Rentenalter soll der Anteil der Aktien sinken, da diese auf kurzfristige Sicht als risikoreicher gelten. Die Beiträge der Rentenbezieher kommen dann aus einem Topf, in dem nur noch 35 Prozent des Vermögens in Aktien angelegt sind.
Die Lebensversicherer, die als die künftig wichtigsten Anbieter von Pensionsfonds gelten, halten den Vorschlag für zu rigide."Man kann auch mit einer Aktienquote von 70 Prozent eine seriöse Altersvorsorge betreiben", sagte Heinen. Umgekehrt böten auch 30 Prozent keine Sicherheitsgarantie. Der Entwurf sei offenbar unter Zeitdruck entstanden. Die Verordnung widerspreche überdies einer geplanten EU-Pensionsfonds-Richtlinie, nach der generell eine Aktienquote von bis zu 70 Prozent erlaubt sein müsse. Die Richtlinie soll nach der Beratung im EU-Parlament bis Sommer 2002 in Kraft treten.
Die Versicherer lehnten eine Staffelung in unterschiedliche Deckungssummen ab und bevorzugten eine Steuerung über einen so genannten"Stress-Test", wie er auch bei gewöhnlichen Lebensversicherungen Anwendung findet, sagte Heinen. Dabei wird mathematisch geprüft, ob die Kapitalanlagen einem Einbruch der Aktienkurse um 20 Prozent oder einer Zinsänderung um ein Prozent standhalten und damit auch in diesem Fall die angesparten Gelder weiter gesichert sind.
Als überflüssig sieht der Verband die zweifache Absicherung des Fondsvermögens durch die eigenen Mittel des Pensionsfonds und eine zusätzliche Rückzahlungsgarantie des Arbeitgebers an. Dieser muss für die Rückzahlung gerade stehen und die Zahlungen an die Rentner durch Beiträge an den Pensionssicherungsverein gegen Insolvenz schützen.
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