- @JüKü und alle anderen, die sich für die Frage interessieren, ob Gewinne - Galiani, 02.10.2001, 09:33
@JüKü und alle anderen, die sich für die Frage interessieren, ob Gewinne
in unserer Wirtschaftsordnung nur durch Verschuldung oder auch auf andere Weise möglich sind.
Heinson und Steiger beantworten die Frage, wieso es zu Gewinnen kommt, offenbar damit, daß Gewinne nur durch irgendwelche Verschuldungsprozesse möglich seien. Dem widerspreche ich, gestützt auf die Erkenntnisse der sog. österreichischen Schule der Nationalökonomie, insbesondere auf Böhm-Bawerk's Kapitaltheorie v. Hayek's monetäre Produktions- und Krisentheorie.
Um meine Überlegung nochmals kurz zusammenzufassen: Man muß zu einer dynamischen Betrachtung übergehen!
Bei rein statischer Betrachtung zeigt sich tatsächlich, daß der Konsument bei gleichbleibendem Realertrag der Produktion und gleichbleibenden Preisniveau nur dann mehr ausgeben kann als er zuvor an Löhnen erhalten hat, wenn er sich verschuldet. <font size="4"><font color="FF0000">(Hier muß ich allerdings eine wichtige Fußnote einschieben!)</font>
Sinkt aber das Preisniveau bei gleichem oder sogar höherem Realertrag der Produktion - wie das ja bei kapitalistischer Produktionsweise die Regel ist -, dann schaut die Sache ganz anders aus: Dann kann der Konsument in Periode 1 sehr wohl Ersparnisse bilden, mit denen er dann in der nächsten Periode als Nachfrager von Produkten am Markt auftreten kann, die ihrem Fabrikanten sehr wohl Gewinn bringen.
Diese"kapitalistische Produktionsweise" unterscheidet sich von der normalen Produktion im einfachsten Fall durch größere Arbeitsteilung (das Beispiel von der Stecknadel-Produktion bei Adam Smith) und im weiteren durch den Einsatz von Maschinen, Intelligenz (in Form gut ausgebildeter Partner und Mitarbeiter) und Kapitalgütern wie PC's u. dgl. m.; - also durch sog."Produktionsumwege": Der Zeitraum zwischen dem erstmaligen Einsatz von Arbeit und Rohstoffen bis zum fertigen Konsumgut wird immer länger! Das scheint mir genau das zu sein, was wir heute in der Industriegesellschaft überall sehen!
Die Sache ist sehr anschaulich beschrieben in v.Hayek's"Preise und Produktion", Wien 1931.
Fazit: Unsere Wirtschaft kann meiner Überzeugung nach sehr wohl funktionieren und Gewinne machen, auch ohne daß diese Gewinne grundsätzlich nur durch Verschuldungsprozesse entstehen!
Trotzdem herzliche Grüße
G.
<font size="4"><font color="FF0000">Die Fußnote:</font>
Sowohl Marx als auch Heinson und Steiger haben hier jedoch einen blinden Fleck! Denn woher nähme denn der erste Produzent sein Kapital, um Mitarbeiter zu beschäftigen und Löhne zu zahlen?????? Durch Verschuldung? Aber bei wem sollte er sich denn verschulden? Die ganze Theorie ist meiner Ansicht nach löchrig wie ein Emmentaler Käse!
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