- Parketthandel in Zeiten der Cholera „Friedhelm Dachs“, Parketthändler in Frankfu - Der letzte Grund, 06.10.2001, 01:49
- Noch ein Aspekt der Situation: - Der letzte Grund, 06.10.2001, 01:56
- Den Artikel finde ich gut und will für die Händler trösten - Turon, 06.10.2001, 02:13
Noch ein Aspekt der Situation:
Fallstudie:
"Das erste Mal bin ich 1993 mit Ostasienpapieren reingeflogen. Ergebnis: minus zwei Drittel.
Das zwote Mal war 1994 in Osteuropa und ging gleich wieder schief: Minus sieben Achtel.
Beides wurde brav gehalten, um Verluste auszusitzen. Die Verluste vergößerten sich aber oder blieben konstant. Keine Chance, den Kaufkurs auch nur annähernd wieder zu erreichen.
Deswegen war auch kein Geld übrig, in den Neuen Markt rechtzeitig, d.h. vor 1999 einzusteigen.
Am neuen Markt schien sich die Chance zu bieten, endlich die Verluste
in Ostasien und Osteuropa mit scheinbar geringeren Risiken und überschaubaren Firmen wieder wettzumachen.
Erstmalig war Sommer 1999 ein bißchen Geld übrig, um angelegt zu werden. Damals waren mir die Kurse zu hoch. Also habe ich bis Herbst
1999 gewartet, um in einer Schwächephase einzusteigen. Bis März 2000 hatte ich auch einen Buchgewinn von 100 Prozent, wollte aber wegen
der auf ein Jahr verlängerten Spekulationsfrist nicht verkaufen.
Später wurden aus dem Gewinn Riesenverluste, teilweise über 90 Prozent.
Lycos Europe, die einzige Aktie, die ich je bei einer Emission auch
zugeteilt erhielt (24 Euro), steht heute unter 1 Euro.
Heimtückischerweise erfolgte das Abrutschen in die Verlustzone, als gerade die Spekulationsfrist verstrichen war. Statt eines
steuerfreien Gewinnes hatte ich plötzlich nicht absetzbare Verluste.
Sollte ich einmal Gewinne machen, die nur einen winzigen Teil des vorherigen Verlustes ausgleichen, müßte ich darauf Steuern an zahlen,
obwohl ich horrende Verluste hatte. So kriege ich nie auch nur das Kapital von vor 8 Jahren wieder.
So, bei der Kapitalvernichtung schien nur ein Nachfassen und Umschichten im tiefsten Kurstal zu helfen. Aber wann ist der Boden erreicht?
Mit CyBio, einst hochgelobt als"sicherer Wert", der"den Goldsuchern am Biochtechmarkt die Werkzeuge verkauft" und damit immer ein gutes
Geschäft mache, auch wenn mancher Goldsucher nichts finde oder manche Biotechfirma Verluste mache, hat sich das Restkapital nochmals
gezehntelt.
Man berücksichtige die vorherigen Verluste im Osten, um den Gesamtverlust zu erahnen.
Mit mehreren anderen Aktien, die ich hielt, gab es ebenfalls plötzliche, heftige und tiefe Abstürze bei unerwarteten schlechten Nachrichten.
Ich möchte keine Namen nennen.
Zwischendurch ging es ab und zu aufwärts. Einmal erholte sich einer
der Biotechwerte rasant und steil bis auf knapp das Doppelte des Tiefstkurses innert zweier Tage."Ich bin ein langfristiger Anleger, bei guten Nachrichten wird es besser", dachte ich und blieb drin.
Sofort prügelten Analysten mit Verkaufsempfehlungen den Kurs wieder runter. Nach dem Hochloben in der Hausse war nun das Runterprügeln Mode. Später folgten - wie sollte es anders sein - schlechte Nachrichten, und der Kurs sank unter Kaufkurs. Da war ich aber schon ausgestiegen. Nur noch mit"stop-loss", schwor ich mir.
Aber"stop-loss" machte wenig Sinn bei bodenlos abgestürzten Depotleichen, bei denen es keinen Verlust mehr zu verhindern gab.
Stattdessen flog ich bei steigenden Kursen beim ersten Schlenker nach
unten raus, und verpaßte so die kleine Erholung.
Auch zwei Technikaktien stiegen nach Absturz leicht an, um sofort wieder zu stürzen, und zwar tiefer als zuvor. Also begann ich mit verbilligen bei Tiefkursen, und bei Erholung knapp über Kaufkurs rasch abzustoßen. Endlich einmal ohne Verlust raus! Aber eben auch ohne Gewinn; das reichte kaum für Bankgebühren.
Wenn es einmal schiefging, so war zehnmal so viel flöten wie alles
handeln bis dahin erbracht hatte. Schief ging es aber oft.
Wenn schon alle soliden Aktien plötzlich brutal abkrachen wie
Schrottwerte, warum dann nicht gleich Schrottwerte kaufen, die schon
abgestürzt sind?
Auf neuem Wege gleiches Ergebnis. Einmal, zweimal - gerade noch gutgegangen, kaum mehr als Einstand und Spesen raus. Beim dritten Male überraschende Pleite, Aussetzung vom Handel, Geld weg. (USA, Chapter 11)
Kürzlich ging es an der Börse wieder aufwärts.
Seit Monaten standen meine Biotechaktien unter Kaufkurs. Kurz mal die Nase ein Prozent über Kaufkurs gereckt, und gleich noch tiefer runter.
Nicht noch einmal! Diesmal geh ich gleich raus!
Wieder reingefallen! Zwei Tage nach dem Verkauf verdoppelte sich die
Biotechaktie.
Sowas! Verluste habe ich all die Jahre im Überfluß mitgemacht, und bei
Gewinnen bin ich nicht dabei! Das ist mein Ruin! Biotechnik scheint
Mode zu sein. Also legte ich mir eine zurückgebliebene Biotechaktie zu. In den nächsten Tagen explodierten die Biotechaktien. Nur meine fiel, zeitweise unter Einstand. Schon wieder danebengegriffen! So viel Pech gibt es doch gar nicht! Also zum Einstandskurs weg mit der schlechten Wahl. Was passiert am nächsten Tag? Die Aktie explodiert natürlich förmlich.
Und so weiter. Steige ich ein, sackt die Aktie weg, und keiner interessiert sich für Wert oder Branche. Steige ich aus, rast der Kurs unmittelbar darauf hoch.
Während andere verdienten, habe ich auch im Aufschwung Verluste gemacht, obwohl die Aktien, die ich hielt, starke Gewinne machten - nur eben nie solange sie im Depot waren.
Endlich einmal ein Aufschwung, nur habe ich wieder Verluste. Das
Biotechfieber ist vorbei. Zwar mag es unmoralisch sein, ist aber
der letzte Strohhalm - Sicherheitsaktien. Aber die sind schon weit
gelaufen. Bleibt noch Biodata, die gerade gedrückt sind, laut Händler
von Abgaben einer größeren Adresse, obwohl gute Wertungen hereinkamen. Letzte Chance, letzter Versuch mit Biodata.
Umsatzdesaster, Lügenmeldung revidiert, Absturz. Es ist aus.
Das ist zuviel.
Bitte nicht lachen.
Nie wieder Aktien anfassen? Oder wieder acht Jahre im Depot abstürzen lassen? Was meint ihr? Was tun? Klagen?
Gibt es eine sinnvolle Strategie, nachdem nur ein trauriger Rest übrigblieb?
Und hier die Meldungen zum Anlegerbetrug namens Neuer Markt, Fall Biodata:
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02.10.2001
Biodata absoluter Top-Wert
Börse Inside
Nach Ansicht der Analysten von"Börse Inside" kauft man mit den Aktien von Biodata (WKN 542270) einen absoluten Top-Wert des Neuen Marktes.
Biodata habe sich der allgemeinen Abschwächung der Konjunktur zwar ebenfalls nicht entziehen können, aber der Umsatz des Unternehmens werde sich in diesem Jahr wohl mehr als verdoppeln.
...
02.10.2001
Biodata aussichtsreich
Neuer Markt Trader
Die Aktienexperten von"Neuer Markt Trader" halten die Aktie Biodata Information Technology AG (WKN 542270) für ein aussichtsreiches Investment.
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Bemerkenswert lobende Wertungen kurz vor dem Absturz.
Noch bemerkenswerter sind die hohen Abgaben an den beiden Tagen vorher, die den Kurs jeweils von über 5 auf 4,40 drückten. Laut Aussagen von Händlern verkauften große Adressen. Warum wohl?
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Freitag, 05. Oktober, 09:42 Uhr
Biodata AG halbiert fast ihre Umsatzziele
Der Anbieter von IT-Sicherheitsprodukten Biodata Information Technology AG wird die Umsatz- und Ertragserwartungen im dritten Quartal und im Gesamtgeschäftsjahr voraussichtlich verfehlen.
Reuters LICHTENFELS. Wie das im Auswahlindex Nemax 50 des Neuen Marktes gelistete Unternehmen am Freitag in einer Pflichtveröffentlichung weiter mitteilte, tritt der Vorstandsvorsitzende Tan Siekman zurück. Er übernehme damit die Verantwortung für das Nichterreichen der Unternehmensziele. Biodata habe nach vorläufigen Zahlen den Umsatz im dritten Quartal 2001 auf drei bis 3,5 (Vorjahr: 6,8) Millionen Euro nahezu halbiert, hieß es weiter.
Biodata korrigierte desweiteren eine Meldung vom 24. August 2000 zu einem Großauftrag in Australien. Der Auftrag sei an eine endgültige Bestellung der Produkte bis zum 5. September 2000 durch den Endanwender geknüpft gewesen."Diese Bedingungen waren nicht explizit erwähnt worden und sind de facto auch nicht eingetreten. Der Vertrag ist damit nicht zustande gekommen", hieß es in der Mitteilung.
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Die Meldung war auch noch gelogen!
Aufgeflogen ist es erst über ein Jahr später!
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Samstag, 06. Oktober 2001
Biodata täuschte Anleger mit falschen Großaufträgen
Der IT-Spezialist verfehlt Umsatzerwartungen
deutlich / Vorstandschef Tan Siekmann tritt zurück
ddp, Reuters
LICHTENFELS, 5. Oktober. Das am Neuen Markt gelistete
Unternehmen Biodata Information Technology ist in arge Bedrängnis
geraten. Der IT-Spezialist gab am Freitag zu, falsche Angaben in
einer Ad-hoc-Mitteilung vom 24. August 2000 gemacht zu haben.
Ein vermeintlicher Großauftrag sei entgegen der Meldung nie zu
Stande gekommen. Als Konsequenz gab der Vorstandsvorsitzende
Tan Siekmann seinen sofortigen Rücktritt bekannt.
Biodata räumte ein, der Auftrag mit einem jährlichen Umsatzvolumen
in Höhe von 20 Millionen Euro (39,17 Millionen Mark) war an eine
wichtige Klausel gebunden. So habe der Auftraggeber die Bestellung
von 6 000 Software-Firewalls von Biodata an eine endgültige Order
der Produkte durch den Endanwender geknüpft. Da sich
offensichtlich nicht genug Interessenten fanden, kam der Vertrag nie
zu Stande.
Welche Folgen die Falschmeldung für Biodata haben wird, ist noch
nicht abzusehen. Eine Sprecherin des Bundesaufsichtsamtes für
Wertpapierhandel sagte in einer ersten Stellungnahme, ihre Behörde
werde die Korrektur der ursprünglichen Pflichtmitteilung prüfen.
Grundsätzlich könnten Bußgelder von bis zu drei Millionen Mark
verhängt werden, wenn Unternehmen gegen die Ad-hoc-Pflicht nach
Paragraf 15 des Wertpapierhandelsgesetzes verstoßen.
Der geplatze Auftrag wirkt sich auch auf die Umsatz- und
Gewinnzahlen aus. Wie Biodata weiter mitteilte, verringert sich der
Umsatz im dritten Quartal 2001 von 6,8 Millionen auf 3,5 Millionen
Euro. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen mit Erlösen von
23,5 Millionen Euro gegenüber ursprünglich geplanten 62 bis 68
Millionen Euro. Zum erwarteten Gewinn wurden keine genauen
Angaben gemacht. Sicher sei aber, dass die Prognosen deutlich
verfehlt würden. Die Aktie verbilligte sich im Laufe des Freitags
zwischenzeitlich um fast 60 Prozent.
...
Biodata: BAWe prüft möglichen Insiderhandel!
Platow: Biodata: Der nächste Skandal am Neuen Markt
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BAWe prüft mögl Insiderhandel bzw Ad-hoc-Verstoß bei Biodata
Frankfurt (vwd) - Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel
(BAWe) prüft im Wege einer ersten Analyse mögliche Verstöße gegen
das Insiderhandelsrecht und Ad-hoc-Vorschriften im Zusammenhang
mit Aktien der Biodata Information Technology AG, Lichtenfels. Sollten
sich nach der Routineprüfung wegen möglichen Insiderhandels
Anhaltspunkte für Verstöße ergeben, werde eine formale
Insideruntersuchung eingeleitet, sagte eine BAWe-Sprecherin am
Freitag zu vwd. Hintergrund dazu ist ein markanter Anstieg des
Handelsvolumens im Vorfeld einer am Berichtstag veröffentlichten
Umsatzwarnung des Unternehmens.
In der ersten Analyse werden gemeinhin Umsätze und Kursverläufe der
Aktie betrachtet. Bei der förmlichen Untersuchung forscht das BAWe
nach möglichen Insidern, indem Kauf- bzw Verkauforders bei Banken
abgefragt werden. Bei erfolgreicher Suche wird das Verfahren an die
Staatsanwaltschaft weiter geleitet.
In einer weiteren Prüfung untersucht die Kontrollbehörde, ob eine
Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens vom 20. August 2000 über einen
Großauftrag rechtens war. Biodata hatte in einer Mitteilung am Freitag
die alte Meldung korrigiert, da der Großauftrag nicht zu Stande
gekommen ist. Sollte ein Verstoß gegen Ad-hoc-Vorschriften
nachgewiesen werden, kann das BAWe - je nach Schwere des
Vergehens - ein Bußgeld bis zu drei Mio DEM verhängen. Die
Biodata-Aktie notiert gegen 13.30 Uhr um 53,8 Prozent unter ihrem
Vortagesschluss bei 2,00 EUR. +++ Eddy Holetic
vwd/5.10.2001/eh/rio
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