- Analysten - die Woche im Rückblick - marsch, 08.10.2001, 17:08
Analysten - die Woche im Rückblick
Analysten - die Woche im Rückblick
US-Wirtschaftswunder: Zweifel werden laut
Der neunte Zinsschritt der Fed in den USA hat eine Kettenreaktion ausgelöst. Bereits über die Nacht entschieden sich die Zentralbanken in Hong Kong und Australien, die Zinsen zu senken. In den kommenden Wochen werden höchstwahrscheinlich weitere dem amerikanischen Beispiel folgen.
Doch Analysten können sich nur darüber wundern, warum jetzt diese Zinssenkung funktionieren soll, während die letzten acht es bisher nicht taten.
Einige Experten sehen Parallelen zu Japan, die das Zinsniveau fast auf Null senkten und wo keine Wirkung auf die Wirtschaft zu beobachten war. Japan steht nun am Rande einer vierten Rezession in nur 10 Jahren.
"Es gibt Parallelen zu Japan, aber die Regierung in den USA würde es nie so weit kommen lassen," so Steve Brice, Ã-konom bei Standard Chartered in Singapur.
"Aber wenn die schrumpfenden Gewinne der Unternehmen wie in der Vergangenheit in den USA wirken und auch wo anders, und jeder neue Zinsschritt entfaltete weniger Wirkung. Egal was die Fed macht, ich sehe negatives Wachstum für mehr als ein Jahr."
Die Fiskalpolitik hat den Nachteil, dass sie erst mit einer großen Zeitverzögerung ihre Wirkung entfalten kann. Die Fed hat bereits Besorgnisse geäußert, dass die Zinskampagne, die die größte in einer ganzen Generation ist, bisher so wenig Wirkung zeigte.
Die Fed Fund Zinsen sind auf einem Niveau angelangt, wo John F. Kennedy Präsident in den USA war, und wurden in 272 Tagen um 400 bp gesenkt.
Die Finanzmärkte erwarten jetzt schon weitere Zinssenkungen. Es wird erwartet, dass im November eine weitere Reduktion von 25 bp durchgeführt wird, und man hofft auf einen zusätzlichen Zinsschritt im Dezember.
Glen Hubbart sieht durch die Anschläge eine"signifikante" Beeinflussung der US-Wirtschaft, die bereits schon vor dem 11. September stark schwächelte. Er geht von einer Rezession aus. Hubbart ist der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses in Washington, D.C.
Ein bisher widerspenstig reagierender Faktor waren die Finanzmärkte. Der Dow Jones liegt seit Jahresanfang 17% im Minus, der S&P und Nasdaq stürzten um nicht weniger als 40% ein.
Merrill Lynch: Bullenmarkt vor der Tür
Der technische Chefanalyst von Merrill Lynch, Richard McCabe, erklärt, daß der Aktienmarkt mit seinem jüngsten Einbruch ein erstes Tief ausgebildet habe, welches einen Grundstein für einen Boden im Markt bilde. In den kommenden Wochen sollten die Tiefstände getestet werden, anschließend könne eine breit angelegte Aufwärtsbewegung beginnen.
Indessen hat sein Arbeitskollege Richard Bernstein darauf hingewiesen, dass der nächste Bullenmarkt vor der Tür stehe und dann Gestalt annehmen würde, wenn die Zinssenkungen der FED ihr Ende gefunden hätten. Am Dienstag wird zunächst ein weiterer Zinsschritt der FED erwartet.
Merrill Lynch: 100% im Bullenlager?
100% ins Lager der Bullen scheinen die Analysten des größten Investmenthauses der USA, Merrill Lynch, gewechselt zu sein. Nach entsprechend zuversichtlichen Kommentaren von McCabe und Steinberg verkündet Merrill´s Investment-Chefstrategin Christine Callies, dass Aktien im Schnitt 15 bis 20% unterbewertet seien.
Zwar befinde sich die US-Wirtschaft möglicherweise bereits in einer Rezession und auch Merrill´s Volkswirte prognostizierten ein negatives BIP-Wachstum von jeweils einem Prozent im letzten und laufenden Quartal, doch sei dies bereits voll in den aktuellen Kursen eskomptiert, so Callies.
Man dürfe ferner die marktstabilisierende Wirkung der historisch sehr niedrigen Zinsen nicht unterschätzen, zumal diese noch weiter fallen könnten. Aus diesem Grund solle man sich Unternehmen wie SBC Communications oder Verizon Communications aus dem Telekommunikationsbereich sowie ausgewählt Unternehmen aus dem Security-Sektor genauer anschauen.
Der Chefvolkswirt Bruce Steinberg fügt zu seiner Prognose eines vor der Tür stehenden Aktienmarktes hinzu, dass das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr wieder deutlich zulegen könnte, dank der fiskal- und geldpolitischen Aktivitäten."Wenn die Erholung erst einmal einsetzt, können die Unternehmensgewinne in den ersten drei oder vier Jahren leicht doppelt so stark gegenüber dem Durchschnittswert zulegen", meint er.
Morgan Stanley`s Top Analysten beziehen Stellung
Morgan Stanley`s verantwortlicher globaler Stratege Barton Biggs sieht den momentanen Abwärtstrend als zyklisch an, woraus er den Aktienmarkt zunehmend mit Kaufen bewerten würde. Den Anstieg der letzten Woche empfindet er jedoch noch nicht als endgültigen Durchbruch, vielmehr erwartet er weitere Retests der Tiefstände.
Auch Byron Wien ist der Meinung, dass die derzeitige Bewertung als günstig einzustufen sei und sich eine allgemeine langfristige Kaufgelegenheit böte. Kurzfristig dürften jedoch politische und militärische Aspekte für Unsicherheit sorgen und das Aufwärtspotential begrenzen.
Ã-konom Richard Berner erwartet kurzfristig einen Rückgang des Verbrauchervertrauens und der Konsumausgaben, hervorgerufen durch die Terroranschläge. Die erwartete 0,5% Zinssenkung der FED dürfte kurzfristig keine großartigen Effekte bringen, sollte mittel bis langfristig jedoch die Grundlage für eine herzhafte und anhaltende Erholung legen.
Lehman Brothers senkt S&P 500 Prognosen
Die Analysten von Lehman Brothers senken die Gewinnerwartungen für den Standard & Poor´s 500 Index für das Jahr 2001 von $46.50 auf $46. Im Jahr 2002 werden die 500 Unternehmen im Index statt ursprünglich $53 je Aktie nur noch $51 je Aktie verdienen, glaubt man den Analysten von Lehman.
Das 12-Monatskursziel sieht ein Premium von 16% zur gestrigen Schlussnotierung bei 1,038.55 vor und bleibt unverändert bei 1200 Zählern.
"Seit dem 11. September geriet die Produktivität und die Globalisierung unter Druck, da das inländische Einkommen und in gewisser Weise auch das globale Einkommen zunehmend weg von der Produktivität hin zu sicherheitsverstärkenden Investitionen gelenkt wird," so Lehman in einer Stellungnahme.
Bush: Man muss abwägen...
Bush teilt mit, dass die US-Wirtschaft nun einen Stimulus benötige, der groß genug sei, um die Folgen der Terroranschläge abzuwehren. Allerdings sollte das Paket nicht so stark wirken, dass der Kapitalmarktzins dadurch steigt.
Bush lehnte es ab, genaue Angaben zum Umfang des Nothilfsprogramms zu machen, es war aber bereits zu hören, dass ein Nothilfsprogramm die Marke von $100 Mrd. erreichen könnte, wovon $40 Mrd. als Soforthilfsprogramm bereits genehmigt sind.
Historie: Zinsschritte seit 1958
1958
2 % (von 1.75 %) -- Aug. 26
2.5 % -- Okt. 24
1959
3.0 % -- März 6
3.5 % -- Mai 29
4.0 % -- Sept. 11
1960
3.5 % -- Juni 3
3 % -- Aug. 12
1963
3.5 % -- Juli 17
1964
4.0 % -- Nov. 24
1965
4.5 % -- Dez. 8
1967
4.0 % -- April 7
1971
4.5 % -- Dez. 13
1973
5 % -- Jan. 15
5.5 % -- Feb. 26
5.75 % -- April 23
6 % -- Mai 11
6.5 % -- Juni 11
7 % -- Juli 2
7.5 % -- Aug. 14
1974
8 % -- April 30
7.75 % -- Dez. 9
1975
7.25 % -- Jan. 10
6.75 % -- Feb. 4
6.25 % -- März 10
6 % -- Mai 16
1976
5.25 % -- Nov. 22
1977
5.75 % -- Aug. 30
6 % -- Okt. 25
1978
6.5 % -- Jan. 6
7 % -- Mai 11
7.25 % -- Juni 30
7.75 % -- Aug. 18
8 % -- Sept. 22
8.5 % -- Okt. 13
9.5 % -- Nov. 1
1979
10 % -- Juli 20
10.5 % -- Aug. 16
11 % -- Sept. 18
12 % -- Okt. 8
1980
13 % -- Feb. 15
12 % -- Mai 28
11 % -- Juni 12
10 % -- Juli 25
11 % -- Sept. 25
12 % -- Nov. 14
13 % -- Dez. 4
1981
14 % -- Mai 5
13 % -- Nov. 2
12 % -- Dez. 4
1982
11.5 % -- Juli 20
11 % -- Aug. 2
10.5 % -- Aug. 16
10 % -- Aug. 27
9.5 % -- Okt. 12
9 % -- Nov. 22
8.5 % -- Dez. 14
1984
9 % -- April 9
8.5 % -- Nov. 21
8 % -- Dez. 24
1985
7.5 % -- Mai 20
1986
7 % -- März 7
6.5 % -- April 21
6 % -- Juli 11
5.5 % -- Aug. 12
1987
6 % -- Sept. 4
1988
6.5 % -- Aug. 9
1989
7 % -- Feb. 24
1990
6.5 % -- Dez. 18
1991
6 % -- Feb. 1
5.5 % -- April 30
5 % -- Sept. 13
4.5 % -- Nov. 6
3.5 % -- Dez. 20
1992
3 % -- Juli 2
1994
3.5 % -- Mai 17
4 % -- Aug. 16
4.75 % -- Nov. 15
1995
5.25 % -- Feb. 1
1996
5 % -- Jan. 31
1998
4.75 % -- Okt. 15
4.50 % -- Nov. 17
1999
4.75 % - Aug. 24
5.00 % - Nov. 16
2000
5.25 % -- Feb. 2
5.50 % -- März 21
6.00 % -- Mai 16
2001
5.75 % -- Jan. 3
5.50 % -- Jan. 4
5 % -- Jan. 31
4.5 % -- März 20
4.0 % -- April 18
3.5 % -- Mai 15
3.25 % -- Juni 27
3.0 % -- Aug. 21
2.5 % -- Sept. 17
2.0 % -- Okt. 2
Analysten stufen Netzwerkaktien herauf
Die Analysten von Buckingham Research stuften nach der Ankündigung von Cisco Systems, die Planzahlen für das erste Quartal beizubehalten, die Netzwerkunternehmen Cisco Systems, Juniper Networks und Ciena von"neutral" auf"accumulate" auf. Anschließend konnten die Aktien aller drei Unternehmen über 20% im Kurs zulegen.
Nach Ansicht der Analysten hätte man den europäischen Markt in den letzten Wochen unterschätzt. Dessen langfristige Perspektiven seien sehr gut. Auch vom asiatischen Markt erwarte man einigen. Dieser hätte in letzter Zeit durch Stärke geglänzt, die beibehalten werden sollte.
Prudential: Erholung nach 1990er Vorbild?
Prudential Securities´ Analyst Ed Keon weist darauf hin, dass Technologieaktien in den nächsten Monaten eine ähnliche Erholung erfahren könnten wie es bereits 1990 während der Golfkrise der Fall war.
Außer Frage stehe nämlich, dass Technologie in Zukunft weiter dringend benötigt werde, zumal der Bedarf nach den Terroranschlägen vom 11.September steigen dürfte, so der Analyst. Überhaupt hätten die Ereignisse des 11.September nur den unvermeidlichen Abschwung beschleunigt und damit eine Erholung in absehbare Nähe gerückt. Doch solle nicht vergessen werden, dass Technologieaktien nach traditionellen Bewertungskriterien keinesfalls als"günstig" bezeichnet werden können. Zwar seien die Aktienkurse heftig gepurzelt, mindestens ebenso stark aber auch die Unternehmensgewinne, so dass die KGV´s am Ende sich nicht wesentlich verbessert hätten.
Bereits am 17.September stufte Ed Keon die Technologieaktien allgemein von"untergewichten" auf"neutral gewichten" hoch.
Yahoo bekräftigt vorsichtig die Prognosen
Der Internetmediengigant Yahoo! hat heute über seinen CEO und Chairman Terry Semel erklären lassen, dass man im Unternehmen nach wie vor von schwachen Werbeumsätzen in diesem Jahr ausgehe. Man gehe von einer Belebung des Werbemarktes erst im zweiten Halbjahr 2002 aus, erklärte der Unternehmenschef auf einer Investorkonferenz von Goldman Sachs. Die Aussichten seien sehr trüb, man könne kaum Prognosen anstellen, erzählte er weiter.
Doch werde das Yahoo! nicht davon abhalten, in Zukunft weiter zu wachsen. 1,7 Milliarden $ an Cash halte man derzeit bereit, um nach Übernahmekandidaten in Bereichen, in denen man ohnehin tätig sei, Ausschau zu halten. Man sei aber nicht daran interessiert, Kabelsystem- oder Telekommunikationsunternehmen zu besitzen.
In jüngster Zeit habe man seine Strukturen betriebsintern effektiver gestaltet und sei nun für die Zukunft bestens gerüstet. Yahoo! könne sehr gut alleine gewinnbringend wirtschaften, so der CEO. Er sprach von einem"großen Wachstumspotenzial" seines Unternehmens und setzte sein Unternehmen mit Marktführern in anderen Bereichen wie Microsoft und AOL TimeWarner gleich. Zu den Spekulationen, Yahoo! könnte selbst ein Übernahmeobjekt sein, wollte er sich nicht äußern.
Dell Computer bekräftigt Prognosen
Das PC-Unternehmen Dell plant weiterhin im dritten Quartal einen Gewinn von 15-16 Cents pro Aktie bei einem Umsatz von $7,2-$7,6 Mrd. zu erwirtschaften. Die First Call Schätzung liegt weiterhin bei 15 Cents pro Aktie. CEO Michael Dell bestätigte, dass das allgemeine Umfeld weiterhin schwierig bleibe, die finanzielle, strategische und operative Situation des Unternehmens jedoch niemals besser gewesen sei. Heute soll noch eine Pressekonferenz abgehalten werden.
Michael Dell erwarb Ende September 4,3 Mio. Aktien des eigenen Unternehmens, wie in einem Filing der SEC bekannt wurde.
Morgan Stanley`s 23 Tech-Favoriten
AOL Time Warner
Yahoo
Vignette
Verisign
Siebel Systems
State Street
Silicon Labs
Qualcomm
Oracle
Nvidia
Sabre
Riverstone Networks
Mercury Interactive
Juniper Networks
Jabil Circuit
FreeMarkets
Getty Realty
Cisco Systems
Brocade Comm.
Dupont Photo.
Arvinmeritor
Broadcom
Accenture
WR Hambrecht bewertet Alloy Online weiterhin mit Strong Buy und Kursziel $30. Tucker Anthony stuft Adobe Systems weiterhin mit Strong Buy ein. Dain Rauscher bewertet Check Point Software erneut mit Strong Buy und Kursziel $45. FAC Equities bewertet Veritas Software weiterhin mit Strong Buy und Kursziel $35. Frost Sec. stuft Metalink erneut mit Strong Buy und Kursziel $12 ein. DB Alex Brown stuft ProLogis von Buy auf Strong Buy auf. CE Underberg stuft Finisar von Buy auf Strong Buy auf. Hoak Breedlove stuft SeaChange und Concurrent von Buy auf Strong Buy auf. Dain Rauscher stuft folgende Aktien aus dem Storage (Speicher) Segment auf Strong Buy auf:
QLogic
Emulex
Brocade Comm.
McData
Die Auswirkungen des 11 September auf den SAN Sektor sei nur moderat, weshalb man sogar ein Aufwärtspotential für die Schätzungen des März/April Quartals sehe.
Needham stufen die Aktien des Semiconductor Titels Altera (ALTR) von Buy auf Strong Buy hoch. Dain Rauscher bewertet Check Point Software weiterhin mit Strong Buy und Kursziel $45.
Insiderhandel - die Woche im Überblick
Großer Insider-Kauf bei PC Unternehmen
CEO Michael Dell erwarb zwischen 20 und 27 September lt. SEC Filing 4,3 Mio. Aktien des eigenen Unternehmens im Gesamtwert von ca. $72 Millionen.
Qwest Telecom: Verkauf der KPNQwest Beteiligung?
Die KPN Telecom teilt am Donnerstag mit, sich in Gesprächen mit Qwest Communications zu befinden, um dem Unternehmen zu erlauben, die ganze Beteiligung oder nur einen Teil vom Anteil an KPNQwest verkaufen zu dürfen.
"Wir befinden uns in Gesprächen mit Qwest um zu sehen, ob wir unser Abkommen ändern können da beide Parteien normalerweise ihre Anteile nicht bis 2004 verkaufen dürfen," so Marinus Potman von der KPN.
Neue Insiderdaten führender Hightechs
Andrew James Sherman, früherer Mitarbeiter von Navisite, hat 38.300 Aktien des Unternehmens zum 25. September 2001 zum Verkauf angemeldet. Das Verkaufsvolumen: $10.500.
Chandramouli Mahedevan, Großaktionär von Infospace, hat den Verkauf von 748 Aktien des Unternehmens im Wert von $920 am 1. Oktober angemeldet.
Farzin Firoozmand, Großaktionär von PMC Sierra, hat am 26. September den Verkauf von 20.000 Aktiend es Unternehmens im Wert von $234.400 angemeldet.
eBay - Neue Beteiligung
eBay hält laut einem neuen Antrag bei der SEC einen 10.7 prozentigen Anteil an Internet Pictures, einem Anbieter von panorama-Photo-Technologie für das Internet. eBay teilte mit, 800,000 Aktien des Unternehmen gekauft zu haben.
Unternehmen mit den ersten Insiderkäufen nach 6 Monaten
Clifton Morris kauft 100.000 Aktien seines Unternehmens Americredit. Das Vorstandsmitglied hat den Kauf am 24.9. angemeldet. Dieser Aktienkauf ist der größte in der Unternehmensgeschichte.
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