- Zentralbankgeld - zuviel des Guten? Quelle: DIT (hört, hört) - Ricoletto, 09.10.2001, 12:33
Zentralbankgeld - zuviel des Guten? Quelle: DIT (hört, hört)
Zentralbankgeld - zuviel des Guten?
Zu den Aufräumarbeiten auf mittlere und längere Sicht wird auch die
Frage nach der weiteren Geldpolitik gehören. Erste Stimmen werden
laut, die besorgt fragen, ob mittlerweile nicht zuviel Geld in den
Kreislauf gepumpt wurde und ob die Zentralbanken nicht überreagiert
haben. Gerade die schnelle Schrittfolge der Fed fällt auf. Sie hat
ihren Leitzins seit Anfang diesen Jahres um volle vier Prozentpunkte
nach unten geführt und signalisiert auch nach der jüngsten Senkung
noch die Bereitschaft zu weiterem Handeln. Hinter den besorgten
Fragen steht die Angst vor einer monetär getriebenen Inflation,
die schnell auch in eine"asset price bubble", eine Inflation der
Vermögenswerte, münden kann.
Von Seiten der Realökonomie besteht weder im Euroraum noch in den
USA Anlass zur Inflationsangst. Die Kapazitätsauslastungen sind
niedrig, die Lage an den Arbeitsmärkten verschlechtert sich, was
dem Lohndruck vorbaut, die Wirtschaft ist noch nicht aus der
Abschwungsphase heraus. Sondereffekte, wie der sinkende Ã-lpreis,
sorgen zusätzlich für Entlastung. Der einfache"Hebeleffekt"
Zinsen runter - Investitionen und Konjunktur rauf, funktioniert
so einfach nicht.
Das spiegelt sich auch in den Daten zur Geldmengenentwicklung wider.
Sowohl in den USA wie im Euroland lässt die Kreditschöpfung der
Privaten nach. Die monetären Aggregate werden von den Entwicklungen
an den Finanzmärkten überlagert. Nicht sie treiben die Kurse voran.
Umgekehrt: Die Aktienkurse bestimmen die M-3-Daten. Geld wird g
eparkt und bläht die Aggregate auf. Im aktuellen Kontext muss die
Geldpolitik auch als Abfangmanöver gegen eine Übertreibung nach
unten an den Aktienmärken gewertet werden. Je billiger das Geld,
desto höher der Druck in alternative Anlagen zu investieren. Die
Gefahr einer Wiederbelebung des Inflationsgespenstes besteht dagegen
nicht, eher dass sich der Zombie des Keynesianismus wieder aus der
Klamottenkiste erhebt.
Geht die Rechnung auf, heißt das mit Blick in die Zukunft aber auch:
Sobald die US-Wirtschaft wieder Tritt fasst, muss Greenspan die
Liquidität aus dem Markt nehmen und die Zinstreppe nach oben
einschlagen. Der Spätsommer des nächsten Jahres ist dafür ein guter
Termin. Die EZB kann sich da eher relaxed zurücklehnen. Die Senkung
um 50 Basispunkte kam etwas früher als zu erwarten war, sie passt
aber so oder so in das Konjunkturbild.
[Quelle: DIT]
Entnommen aus cashcrew.de - newsletter (financial.de - Edition)
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: