- NZZ über Milzbrand - Tofir, 09.10.2001, 16:33
NZZ über Milzbrand
Was ist Milzbrand?
Seltene Erkrankung beim Menschen
In der NZZ vom 17. August hat sich ein Artikel ausführlich mit dem umstrittene Anthrax-Impfprogramm des Pentagons befasst. Die wichtigsten Fakten zur Milzbrand-Erkrankung und die Problematik der Impfung sind im folgenden Auszug zusammengefasst.
rdg. Milzbrand ist eine Erkrankung, die vorwiegend Tiere und - in relativ seltenen Fällen - durch Inhalation der Erregersporen oder den Verzehr verseuchten Fleisches auch Menschen befällt. Die letale Dosis, die ein Mensch inhalieren müsste, um dem mit Fieber, Kurzatmigkeit und schliesslich Schock einhergehenden Leiden zu erliegen, wird nach Expertenmeinung auf mindestens 2500 Sporen, vielleicht sogar 50 000 Sporen des Erregers Bacillus anthracis geschätzt. Einer solchen Dosis sind selbst Menschen, die in der Landwirtschaft mit erkrankten Tieren arbeiten, höchst selten ausgesetzt. Ganz anders sieht jedoch die Bedrohung durch diesen Erreger aus, wenn er, zum Beispiel in Form eines Aerosols, willkürlich über einem Wohngebiet verstreut wird. Die amerikanische Regierung stuft die Bedrohung durch Anthrax-Bakterien als eine der verheerendsten B-Waffen des Terrorismus ein, auch wenn das vom ehemaligen Verteidigungsminister William Cohen im Fernsehen vorgetragene Szenario, wonach die Hälfte der Bevölkerung von Washington sterben müsste, wenn fünf Pfund von Anthrax-Aerosolen über der Stadt abgelassen würden, von manchen Experten als weit übertrieben angesehen wird.
68 Opfer in der Sowjetunion
Das grösste bisher bekannte Unglück mit Anthrax ereignete sich 1979 in Swerdlowsk in der damaligen Sowjetunion. Bei der Freisetzung der Sporen aus einem (vermutlich nicht rein friedlichen Zwecken dienenden) Labor erkrankten mindestens 79 Personen, von denen 68 am Milzbrand starben. Die japanische Terrorsekte Aum Shinrikyo, die 1995 einen Anschlag mit dem Nervengift Sarin auf die Tokioter U-Bahn verübte, soll bei mehreren Gelegenheiten Anthrax im dortigen Stadtgebiet freigesetzt haben, ohne dass es jedoch zu Krankheitsfällen gekommen ist.
Umstrittenes Impfprogramm
Seit 1998 sind in den USA Truppenangehörige gegen Anthrax geimpft worden. Das Impfprogramm wurde 1998 gestartet, nachdem die amerikanische Regierung die Bedrohung durch Milzbranderreger als eine der gefährlichsten Optionen bakteriologischer Kriegsführung eingestuft hatte. Seit Beginn des Impfprogramms wurden rund 500'000 Angehörige des Militärs immunisiert, vor allem Soldaten jener Einheiten, die im Golf oder in Südkorea stationiert sind.
Bald nach Beginn der Impfungen häuften sich jedoch Berichte über Folgeerkrankungen, die von den Betroffenen auf die Immunisierung zurückgeführt wurden. Den Patienten ist es inzwischen gelungen, die Ã-ffentlichkeit und auch einzelne Kongressabgeordnete auf die mysteriösen Erkrankungen aufmerksam zu machen. Als Folge des politischen Druckes untersucht nun ein vom Institute of Medicine der National Academy of Sciences einberufenes Expertengremium die Sicherheit der Impfung und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Gesundheit der Geimpften.
Die frühere amerikanische Regierung hat das Anthrax-Impfprogramm stets als notwendig und sicher bezeichnet. Es gibt Hinweise darauf, dass die neue Administration diesen Enthusiasmus für das Programm jedoch nicht teilt. Gegenwärtig werden nur noch Angehörige von Spezialeinheiten geimpft - wegen, so die Begründung, Lieferschwierigkeiten bei der Vakzine.
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