- BKA ermittelt jetzt auch in Bayern - Theo Stuss, 09.10.2001, 17:03
BKA ermittelt jetzt auch in Bayern
Frontal21: Arzt als wichtiger Zeuge
Die Bundesanwaltschaft hat ihre Ermittlungen nun auch auf Bayern ausgedehnt. Demnach durchsuchten Beamte des BKA und des Landeskriminalamtes Bayern am vergangenen Samstag die Wohnung des Ägypters Adley el A., der als Arzt in Neu-Ulm arbeitet. Das berichtet das ZDF-Magazin Frontal21.
Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft bestätigte gegenüber Frontal21 die Durchsuchungsaktion. A. gelte dabei zunächst nicht als Beschuldigter. Sicherheitskreise stufen ihn als »verdächtigen Zeugen« ein. Der Generalbundesanwalt hatte die Ermittlungen Ende vergangener Woche an sich gezogen.
Kontakt mit Atta
Nach ZDF-Informationen gehen die Ermittlungsbehörden einem Hinweis nach, demzufolge sich Muhammed Atta, der mutmaßliche Anführer der Attentäter vom 11. September, vor einiger Zeit mit A. in Neu-Ulm getroffen hat. Wie Atta stammt der Chirurg, der an der Universität Ulm studiert hat, aus Ägypten.
A. unterhält Kontakte zu islamistischen Kreisen in Ulm, die von Verfassungsschutzbehörden dem extremistischen Spektrum zugerechnet werden. Er war schon einmal in das Visier der Fahnder geraten, als Kontaktperson von Mamduh Mahmoud Salim. Der mutmaßliche ehemalige Finanzchef des Al Qaeda-Netzwerks von Osama bin Laden war 1998 bei München verhaftet und dann an die USA ausgeliefert worden.
Station in Neu-Ulm
Salim hatte damals auf seinem Weg von Stuttgart nach München in Ulm Station gemacht; die Übernachtungsmöglichkeit war ihm von A. vermittelt worden. Der Arzt trug auch die Kosten für Salims Anwalt. Die damalige Befragung von A. war ergebnislos geblieben.
Nach ZDF-Recherchen pendelt der 53-jährige regelmäßig zwischen Deutschland und dem Sudan, wo seine Familie, darunter seine deutsche Ehefrau, lebt. Er ist Partner in einer Gemeinschaftspraxis in Neu-Ulm, wo er sich seit Mitte August aufhielt. Am 20. September kehrte er nach Khartoum zurück.
Mangelnde Auskünfte
Mehrere hochrangige Verfassungsschützer der Länder kritisierten unterdessen mangelnde Auskünfte des Generalbundesanwaltes. »Die sagen uns nicht, was sie machen, wir erfahren nichts«, sagte ein Verfassungsschutzchef, der namentlich nicht genannt werden wollte, gegenüber Frontal21. Befragt nach einer Liste mit den Namen von weltweit 350 mutmaßlichen Verdächtigen und wichtigen Zeugen, sagten die Verfassungsschützer, dass diese ihnen nicht bekannt sei.
Die Europäische Zentralbank hatte die Liste in der vergangenen Woche an Landesbanken einzelner Länder übermittelt, um Auskünfte über Konten und Geldbewegungen zu erhalten. Sie liegt Frontal21 vor. Darin enthalten sind neben den bereits bekannten mutmaßlichen Attentätern aus Hamburg noch ein Dutzend weiterer Namen von Arabern, die in Deutschland leben. Nach Auskunft der Europäischen Zentralbank hatten Ermittlungsbehörden der Mitgliedsländer die Liste zusammengestellt. »Ich finde es eigenartig, dass wir von dieser Liste durch die Medien erfahren«, sagte ein Verfassungsschutzchef auf Anfrage von Frontal21.
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