- Zum Kampf zwischen - DowJames, 12.10.2001, 18:45
- Re: es liegt auch an uns, wie wir uns den Kirchen gegenüber verhalten - Baldur der Ketzer, 12.10.2001, 20:39
Re: es liegt auch an uns, wie wir uns den Kirchen gegenüber verhalten
Hallo,
eine Großtante von mir war 55 Jahre lang Pfarrersköchin.
der Nachlaß ist schon mal selbstredend, aber auch was man so mit der Zeit mitbekam, ist demaskierend.
jedenfalls lebte sie in einer Traumwelt, oder meinetwegen Parallelwelt, und sie spendete mal 100.000 Mark, damit sie in den Himmel kommt, an"die Kirche".
Kurz vor dem Ableben, als noch nicht klar war, ob sie nicht ihre Ersparnisse noch selber für ihre Pflegebedürftigiet brauchen würde, kam wieder der Priester und holte nochmal 100.000 per Überweisung oder Scheck, weiß ich jetzt nciht mehr genau.
Die Ärzte bekamen das mit und sagten, Verwandtschaft, sie braucht das Geld vielleicht noch für sich, paßt auf, da läuft was.
Wider Erwarten kam das Ableben rasch und es sollte so sein, daß der Scheck oder die Überweisung kein Ausstellungsdatum trug, was zur erfolgreichen Anfechtung genügte.
Hierauf verweigerte der Pfaffe allen Verwandten zu kondolieren.
Nun, es liegt an uns, wie wir damit umgehen.
Meine Oma ist 90 und wird demnächst auch den Weg in die geistige Welt antreten, auch sie wird diesen Pfaffen als Büschelschwinger haben.
Ich werde weder mit in die Trauerfeier gehen (ich bleibe demonstrativ außen), ich spreche den Pfaffen nicht mit seinem Dienstgrad an ("Hochwürden" - für mich hat er diese Würde überhaupt nicht, wodurch denn?), er ist einfach Herr Sowieso.
Die Kirche(n) bekommen die Macht nur dadurch (heute!), daß man sie ihnen freiwillig einräumt.
Es liegt an uns, dem entgegenzutreten.
Ich wollte als Jugendlicher immer aus der (ev.) Kirche austreten.
Mein Vater hielt mich immer zurück, das mache man nicht.
Eines Tages sagte ich ihm, ich geh jetzt auf die Gemeinde und melde mich ab, ich werde mich von Dir nicht mehr umstimmen lassen und möchte mich von diesem Verein bewußt distanzieren.
Die Antwort meines Vaters: Halt, dann geh ich gleich mit und melde mich auch ab.......
Meine Mutter ist übrigens katholisch, sie schimpft wie ein Rohrspatz auf die roten Socken, aber austreten? nein, da reißt jede Diskussion ab, Tabubereich erwischt, Diskurs beendet. Der Verstand will, aber irgendetwas läßt ihn nicht.... z z z......
Als man meinen Vater zu Grabe trug, hatten wir einen Freidenker.
ER sprach rückblickend wichtige Eckpunkte aus seinem, aus unserem Leben an, beendete seine Ansprache mit einer Gedenkminute, in der einjeder nach seinem Glauben und seiner Facon dem Gegangenen gedenken sollte, und........
......und wir bekamen völlig fassungslose Kommentare von unseren ausländischen Trauergästen, daß es so was tolles gäbe, man war platt.
Eine schöne, ehrenvolle, persönliche Feier.
Ohne Gesülze, ohne Blahgblah, ohne Beschwörung des Volkes Israel und seiner Plagen, ohne Singsang, einfach würdevoll und angemessen.
Das wurde als Sensation aufgefaßt, insbesondere in der Schweiz scheint es keine Freidenker zu geben.
Ich gehe für mich davon aus, daß mein verstorbener Vater als Wesenheit unverändert weiterlebt, und das sich dies auch signifikant belegen läßt - somit hatte es auf sein weiteres Geschick keinen Einfluß, daß kein Schwarzkittelträger seinen Büschel schwang (entschuldigt die Profanität, ich habe Geistliche in der Verwandtschaft, und daß sind, mit Verlaub, niederträchtige Schweine, die ein Gebet am Sterbebett des eigenen edlen und selten aufrichtigen Opas, in Stallstiefeln, damit verweigerten, sie hätten den Opa noch nie leiden können!!!!!).
Es liegt an uns, wie wir mit den Institutionen umgehen. Niemand wird heimlich nachts hinter der Kirchenmauer im Sarg aufrecht hingestellt, weil er nicht vom Priester eingegraben wird.
Beste Grüße vom Baldur
P.S.: Literaturempfehlung: Herrmann (Ex-Kirchenrechtler), einige Titel, es wird Euch schlecht beim Lesen, wetten, daß.....
ego me absolvo
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