- Krankenkassen mit Verwaltungskosten auf Rekordhöhe - Theo Stuss, 13.10.2001, 21:27
Krankenkassen mit Verwaltungskosten auf Rekordhöhe
Versicherer werfen Ärzten Abrechnungsbetrug vor
Ein teurer Rekord: Deutsche Krankenkassen brauchten im vergangenen Jahr 14,3 Milliarden Mark, nur um sich selbst zu verwalten. Die Kassen suchen die Verantwortung bei den Ärzten und werfen ihnen Abrechnungsbetrug vor. Ärzteorganisationen konterten, die Versicherer wollten nur von ihren hohen Verwaltungskosten ablenken.
Allein im Westen seien die Verwaltungskosten seit 1989 um mehr als 50 Prozent gestiegen, heißt es in der Zeitung »Die Welt« unter Berufung auf die Jahresstatistik für gesetzliche Krankenkassen des Bundes-Gesundheitsministeriums. Insgesamt lägen diese Kosten im Jahr 2000 um 2,1 Prozent höher als im Vorjahr (14 Milliarden Mark).
»Verantwortungsloser Umgang«
Der FDP-Gesundheitsexperte Detlef Parr meinte: »Die gesetzlichen Krankenkassen gehen mit Geld ihrer Versicherten verantwortungslos um.« Sie hätten in der Vergangenheit immer wieder Kontrollmechanismen bis hin zu Regressforderungen bei den Ausgaben von Ärzten und Krankenhäusern verlangt. »Jetzt haben bei den Kassen selbst anscheinend alle Kontrollmechanismen versagt.«
Zwischen Krankenkassen und Ärzten entbrannte ein heftiger Streit. Ursache ist der Vorwurf des Vorsitzenden der kassenübergreifenden Arbeitsgruppe Abrechnungsbetrug, Gernot Kiefer, immer mehr Mediziner würden betrügen und Schaden in Milliardenhöhe verursachen. Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung wiesen dies zurück und konterten: »Die Krankenkassen zocken bei den Versicherten Milliarden ab für Prachtbauten und Pensionsgehälter.«
Verschwenderische Ärzte?
Kiefer warf den Medizinern vor, sie rechneten regelmäßig oder unregelmäßig unkorrekt ab. Der Innungskrankenkassen-Vorstand bezifferte in der »Neuen Osnabrücker Zeitung« den dadurch entstandenen Schaden auf bis zu 1,5 Milliarden Mark pro Jahr, die Zahl der beteiligten Ärzte auf bis zu 20 Prozent. Allein im vergangenen Jahr habe es 17.400 Ermittlungsverfahren gegen 1600 Beschuldigte gegeben. Das entspreche einem Zuwachs von 30 Prozent. Als Beispiele nannte der Kassenmanager Abrechnung von Leistungen für längst verstorbene Patienten und die Nicht-Weitergabe von Herstellerrabatten.
Die Ärztevertretungen warfen ihrerseits den Kassen vor, sie könnten ihre »exorbitanten Verwaltungskosten von zum Teil über sieben Prozent der Versichertengelder nur noch durch absurdeste Tatsachenbehauptungen versuchen zu kompensieren«. Ermittlungsverfahren würden als Urteile gesehen. Die Komplexität der »zentimeterdicken Abrechnungsbibeln« werde »philisterhaft« den Ärzten angelastet.
heute.online
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