- WAS WILL WASHINGTON IN AFGHANISTAN? Ich weiß nicht ob wir diesen hier schon... - marsch, 14.10.2001, 18:39
- Re: WAS WILL WASHINGTON IN AFGHANISTAN? Ich weiß nicht ob wir diesen hier schon... - Zet, 14.10.2001, 19:06
- Bitte Hirn EINSCHALTEN... - pecunia, 14.10.2001, 20:22
- Re: Bitte Hirn EINSCHALTEN... - Heller, 14.10.2001, 23:48
- Re: Bitte Hirn EINSCHALTEN... - dottore, 15.10.2001, 17:57
- Ich fand auch weniger die angeblichen 500 Jahre interessant, als vielmehr die... - marsch, 15.10.2001, 18:39
- Re: Ich fand auch weniger die angeblichen 500 Jahre interessant, als vielmehr die... - Crowley, 15.10.2001, 19:15
- Re: Bitte Hirn EINSCHALTEN... - Heller, 14.10.2001, 23:48
- Re: WAS WILL WASHINGTON IN AFGHANISTAN? Ich weiß nicht ob wir diesen hier schon... - mguder, 15.10.2001, 18:48
WAS WILL WASHINGTON IN AFGHANISTAN? Ich weiß nicht ob wir diesen hier schon...
hatten. Aber selbst wenn das den meisten hier schon bekannt ist, ich glaube das man daß gar nicht oft genug lesen kann. Auch mit Verweis auf Rico's Link: Die Weltmacht namens"Energie-Monopol"
Keine Ahnung ob, und wenn in wie weit, das alles der Wahrheit entspricht. Jedenfalls klingt es recht plausibel und macht mich zu mindest mal sehr nachdenklich.
Das einzige worüber ich mir im Moment wirklich sicher bin, ist, das diese ganze Choose, die da im Moment läuft, doch einigermaßen kompliziert und auf jeden Fall mal reichlich angsteinflößend ist.
<font size=4>Was will Washington in Afghanistan? </font>
von Jared Israel, Rick Rozoff & Nico Varkevisser
[gepostet 22. September 2001]
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"Verstehen meine Landsleute denn wirklich, dass dies der dritte Weltkrieg ist? Und wenn dieser Angriff (auf New York City und Washington) das Pearl Harbour des dritten Weltkriegs ist, dann bedeutet dies, dass wir vor einem langen Krieg stehen.
(Thomas Friedman, 'New York Times,' September 13, 2001)
Die wichtigsten Vertreter der US Regierung und der Medien haben die Bombardierung des World Trade Center (WTC) und des Pentagon benutzt, um einen internationalen Angstzustand zu erzeugen.
Das hat die engsten Alliierten Washingtons (insbesondere Deutschland und England, jedoch nicht Italien) mit einem Schlag dazu gebracht, sich unbesehen zur Teilnahme an U.S. Vergeltungsmassnahmen bereit zu erklären.
Diese Bombardierung von New York und Washington wurde zusätzlich dazu benutzt, eine äußerst wichtige Frage zu verdrängen: Hat Washington in der Sache einen geheimen Plan? Hat Washington eine Strategie, bei der Vergeltungsbombardierungen nur eine Nebenrolle spielen?
Ein tödliches Szenario entwickelt sich vor unseren Augen. Auf der einen Seite werden die Erklärungen der Regierungsvertreter für die Unfähigkeit oder die mangelnde Bereitschaft zu einer Abwehr-Intervention vor und während der Flugzeugangriffe in New York und Washington, D.C. zunehmend unplausibel und widersprechen sich häufig (2), auf der anderen Seite überschwemmt das Geschrei nach Krieg die Stimmen der Vernunft.
Kolumnen Titel aus einigen bedeutenden Mainstream - Zeitungen:
·"Weltkrieg III" (New York Times,' 13.9.01)
·"Dem Krieg eine Chance" ('Philadelphia Inquirer,' 13.9.01)
·"Es ist an der Zeit, sich für den Gebrauch der Atombombe zu entscheiden" ('Washington Times,' 14.9.01).
Eine Regierung, die behauptet, dass sie einerseits keine Kenntnis von sorgfältig organisierten Terroristenangriffen hatte, anderseits behauptet nicht gewusst zu haben, wie damit umzugehen - diese Regierung ruft nun dazu auf, die vorher nicht wahrgenommenen Angreifer"auszulöschen"; in den Worten des stellvertretenden Verteidigungsministers Paul Wolfowitz:"den Staaten, die Terrorismus unterstützen, ein Ende bereiten".
Henry Kissinger meint ('Los Angeles Times,' 14.9.01), dass angebliche Terroristen Netze, wo immer sie seien, mit Stumpf und Stil ausgerissen werden müssen.. Der ehemalige israelische Premier-Minister Netanyahu schreibt einen Aritkel mit dem Titel:"Regierungen, die Terroristen unterstützen sind zu zerstören" ('Jerusalem Post,' 14.9.01). Und um das Niveau der internationalen Einschüchterung noch um einen Grad hochzutreiben, haben wir R.W.Apple, Jr. In der 'Washington Post' (14.9.01):
"In dieser neuen Art von Krieg...gibt es keine neutralen Staaten oder geographischen Grenzen. Wir oder die andern. Man ist entweder mit uns oder gegen uns."
Zu Beginn wurden einige Staaten bedroht - als sogenannte" den Terrorismus unterstützende Staaten", die nicht mit uns sind, also gegen uns sein müssen: Cuba, Iran, Iraq, Libyen, Nordkorea, Sudan und Syrien. Obwohl sich diese Staaten in der überwiegenden Anzahl von Merkmalen unterscheiden, insbesondere betreffend der politischen Ideologie, gleichen sie sich tatsächlich in dreierlei Hinsicht: Alle haben Jahrzehnte unter der Feindschaft von US Regierungen gelitten, sie haben alle säkulare Regierungen, sie haben alle keine Beziehungen zu Osama bin Laden.
In seinem Artikel"Dem Krieg eine Chance" ('Philadelphia Inquirer') warnt David Perlmutter, dass diese Staaten, falls sie die Wünsche Washingtons nicht erfüllen:
"sich vorbereiten müssen auf die systematische Zerstörung aller Kraftwerke, aller Ã-lraffinerien, aller Ã-lpipelines, aller Militärstützpunkte, aller Regierungsgebäude im ganzen Land... vorbereiten müssen auf den vollständigen Zusammenbruch ihrer Wirtschaft und Regierung für die Dauer einer ganzen Generation."
Gleichzeitig tauchen diejenigen Länder, welche bei der Erschaffung und Förderung der Taliban zusammen-gearbeitet haben, welche die Truppen Osama bin Ladens geschult und finanziert haben und welche die Taliban bis zum heutigen Tage mit reichlichen Geldmitteln ausstatten - nämlich Pakistan, die engen US Verbündeten Saudi Arabien und die Vereinten Arabischen Emirate sowie die Vereinigten Staaten selbst - diese Länder tauchen auf dieser Abschuss-Liste nicht auf. Vielmehr werden uns diese Länder als der innerste Kern der Verbündeten im neuen Weltkrieg gegen den Terrorismus angepriesen.
Gestern wurde die Tonlage noch schriller:
"Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, die USA wollten einen vielseitigen Kampf beginnen gegen Terroristen - Organisationen und gegen bis zu 60 Länder, von denen angenommen wird, dass sie dieselben unterstützen."
Herr. Rumsfeld sagte dem amerikanischen Fernsehen,"die USA hat keine andere Wahl, als die Terroristen zu verfolgen sowie die Länder, die ihnen Unterschlupf gewähren."
Die Drohung, bis zu einem Drittel aller Länder der Welt zu bombardieren, hat viele Menschen verängstigt. Genau das, so glauben wir, ist die Absicht. Sie dient zwei Zwecken:
Zunächst bedeutet es, dass falls Washington seine Aggressionshandlung hauptsächlich auf den Angriff von Afghanistan beschränkt, die Welt eine Seufzer der Erleichterung ausstoßen wird.
Und wir sind (im Gegensatz zu Ansichten, die wir in früheren Artikeln geäußert haben) nunmehr der Ansicht, dass Washington hauptsächlich Afghanistan angreifen wird - fürs erste. Andere gewalttätige Verletzungen von Souveränität, wie der erzwungene Gebrauch von Pakistan, werden sich auf Aktionen zur Unterstützung des Angriffs auf Afghanistan beschränken. Es wird vielleicht Staatsterror geben, wie verstärkte, unprovozierte Bombardierung von Irak, als Ablenkung. Aber der hauptsächliche Brennpunkt, erscheint uns, wird Afghanistan sein.
Zweitens soll die Einschüchterungstaktik von der wirklichen Strategie Washingtons ablenken, die weit gefährlicher ist, als die Drohung, viele Länder zu bombardieren. Washington will Afghanistan einnehmen, um den angestrebten Prozess der Pulverisierung der ehemaligen Sowjetunion voranzutreiben, in der gleichen Art, wie Washington das ehemaligen Jugoslawien pulverisiert hat. Das bedeutet die größtmögliche Gefahr für die Menschheit.
WAS WILL WASHINGTON MIT DEM VERARMTEN AFGHANISTAN?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir nur eine beliebige Landkarte von Europa und Asien betrachten. Man bedenke die immensen Ausmaße der ehemaligen Sowjetunion, insbesondere von Russland.
Das europäische Russland hat eine Oberfläche von 1'747'112 Quadratmeilen. Das ist irgendetwas zwischen einem Drittel und der Hälfte der Landmasse ganz Europas. Wenn man den asiatischen Teil von Russland hinzurechnet, erhält man 6'592'800 Quadratmeilen. Das ist soviel wie die USA und China zusammen. Mehr als die Hälfte Afrikas.
Russland grenzt in seinem äußersten Westen an Finnland. Im Süden grenzt es an die Türkei und den Balkan. Es breitet sich in seinem Osten bis an den Rand von Asien aus. Es ist das Dach der Mongolei und von China.
Nicht nur ist Russland von spektakulärer Größe, mit unermesslichen Bodenschätzen gesegnet, die zum großen Teil noch unerschlossen sind, es ist außerdem neben den USA die einzige Atommacht von Weltbedeutung. Entgegen der landläufigen Meinung wurde die militärische Macht von Russland nicht zerstört, im Gegenteil kann argumentiert werden, dass Russland gegenüber der USA stärker ist, als während der ersten Phase des kalten Krieges. Es verfügt außerdem über die hochentwickeltste U-Boot-Technologie der Welt.
Wenn es den USA gelingt, Russland und die ehemaligen Sowjetrepubliken in schwache Territorien zu zerteilen, die durch die NATO beherrscht werden, dann hätte Washington freie Hand, die großen Reichtümer Russlands auszubeuten und außerdem im Rest der Welt zu tun, was immer ihm beliebt, ohne die Macht Russlands fürchten zu müssen.
Trotz der Berichte über eine russisch-amerikanische Zusammenarbeit, und trotz des großen Schadens, der Russland durch den Internationalen Währungsfond (IMF) zugefügt wurde, bleibt dies die Stossrichtung der US Politik. (3)
Afghanistan liegt an einer strategisch bedeutsamen Stelle. Es grenzt nicht nur an den Iran, an Pakistan und an China (!), sondern, und das ist von besonderer Wichtigkeit, es teilt auch Grenzen und eine gemeinsame Religion mit den zentralasiatischen Republiken der ehemaligen SU: Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan. Diese wiederum grenzen an Kasachstan, welches an Russland grenzt.
Zentralasien ist von strategischer Bedeutung nicht nur wegen seiner großen Ã-llager, wie uns immer wieder versichert wird. Seine geographische Lage ist von noch größerer strategischer Bedeutung. Wenn Washington dieses Gebiet kontrollieren würde, dann hätte die NATO ihren Ring von Militärstützpunkten an Schlüsselstellungen um Russland herum vollständig: Die baltischen Staaten; der Balkan, die Türkei und eben diese zentralasiatischen Republiken. Dieser Ring wäre dann wie eine Schlinge um den Hals von Russland.
Dazu kommt die tatsächliche Herrschaft Washingtons über die ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan and Georgien im Süden von Russland. So positioniert könnten die USA über ganz Russland verteilte, extern angezettelte 'Rebellionen' in die Wege leiten.
Die NATO, deren gegenwärtige Doktrin die Intervention in Staaten vorsieht, die an NATO-Mitglieder angrenzen, könnte dann"Kriege von minderer Intensität" ("low intensity wars" in ihrer eigenen Terminologie) einleiten, eingeschlossen des Gebrauchs von taktischen Atomwaffen, welcher ebenso durch die gegenwärtige NATO-Doktrin vorgesehen ist, als Antwort auf Myriaden von ‚Menschenrechtsverletzungen'.
Es entbehrt nicht der Ironie, dass Washington behauptet, nach Afghanistan zurückkehren zu müssen, um die Islamisten zu bekämpfen, denn es war eben dieses Washington, welches den Apparat der islamistischen Terroristen während der achtziger Jahre erschuf, in seinem Bestreben, die russische Macht zu zerstören.
Damals wurden nicht, wie manche gerne behaupten, Rebellen unterstützt, die sich gegen die russische Expansion zur Wehr setzten. Was immer man über die russische Intervention in Afghanistan denken mag, sie war angelegt als eine defensiver Feldzug, um das Weltgleichgewicht der Mächte zu erhalten, nicht um es zu verändern. Es waren die Vereinigten Staaten, die eine Geheimmission inszenierten, um eine russische Intervention zu provozieren, mit dem Ziel, die konservativen afghanischen Stammesangehörigen in eine Kraft zu verwandeln, die die Sowjetunion zur Erschöpfung bringen sollte. Das gibt Zbigniew Brzezinski, die damalige Schlüsselfigur im National Security Coucil, in den im folgenden zitierten Interviews offensichtlich gerne zu:
Zuerst ein Auszug aus einem Bericht der 'N.Y. Times':
"Der afghanische Widerstand wurde von den Geheimdiensten der Vereinigten Staaten und Saudi Arabiens mit Waffen im Wert von nahezu 6 Milliarden Dollar unterstützt. Und das Gebiet, das letzte Woche beschossen wurde (dies war im August 1998, als die USA Afghanistan wegen der Anschläge auf ihre Botschaften in Ostafrika mit Raketen angriff), eine Gruppe von sechs Lagern in der Umgebung von Khost, wo der Saudi Osama bin Laden eine Art von"Terroristen-Universität" finanziert hat, ist der CIA gut bekannt, gemäß den Worten eines ehemaligen hochgestellten US Geheimdienstmannes.
"...einige der Krieger, die mit der Unterstützung der CIA gegen die Sowjets kämpften, kämpfen nun unter der Fahne des Herrn bin Laden. ('NY Times,' 24 August 1998 pages A1 & A7 )
Und dies aus dem Londoner 'Independent':
"Der afghanische Zivilkrieg war im Gange und Amerika war dabei von Anfang an - oder sogar schon vor dem Beginn, wenn man (dem ehemaligen Sicherheitsberater derzeitigen Spitzenstrategen der Außenpolitik Zbigniew) Brzezinski selbst glauben darf.
'"Wir drängten die Russen nicht, zu intervenieren' sagte er 1998 einem Reporter in einem Interview, 'aber wir erhöhten bewusst die Wahrscheinlichkeit, dass sie dies tun würden. Diese geheime Mission war eine ausgezeichnete Idee. Ihre Wirkung war, dass die Russen in die afghanische Falle gelockt wurden. Wollen Sie, dass ich das bereue?' [sagte Brzezinski]
"Der Langzeiteffekt dieser amerikanischen Intervention aus der Sicht des kalten Krieger Brzezinski war, dass die Sowjetunion 10 Jahre später in die Knie gezwungen werden konnte. Aber es ergaben sich daraus noch andere Nachwirkungen.
Um den Krieg zu unterhalten, schleuste die CIA im Verein mit Saudi Arabien und dem pakistanischen militärischen Spionagedienst ISI (Inter-Services Intelligence Directorate) Millionen von Dollars zu dem Muhajedin. Es war die verdeckteste und sicherste Art der Kriegführung: Die USA (und Saudi Arabien) stellten die Mittel zur Verfügung und die USA zudem in sehr beschränkte Umfang auch militärisches Training. Sie lieferten auch die Stinger Raketen, welche schlussendlich das Schicksal des Krieges entschieden."
"Pakistans ISI tat alles übrige: Militärisches Training, Ausrüstung, Motivation und Beratung. Und sie erledigten ihre Arbeit mit großem Stolz. Pakistans Militärdiktator von damals, General Zia ul Haq, der selbst starke fundamentalistische Tendenzen hatte, warf sich mit Leidenschaft in die Aufgabe." ('The Independent' (London) 17. September 2001. Hervorhebungen von uns.)
Bis zum heutigen Tage ist der US-Alliierte Saudi Arabien wahrscheinlich die Hauptkraft bei der Finanzierung der Taliban. Aber auch die USA selbst hat den Taliban direkte Hilfe zur Verfügung gestellt, trotz deren grausigen Registers von Menschenrechtsverletzungen.
"Die Regierung von George W. Bush ließ sich nicht abschrecken. Letzte Woche sicherte sie Afghanistan weitere 43 Millionen Dollar an Hilfe zu. Dadurch erhöht sich die summierte Hilfe des laufenden Jahres auf 124 Millionen Dollar, wodurch die USA zum größten humanitären Geldgeber für dieses Land wird." ('The Washington Post,' 25. Mai 2001)
Weshalb haben die USA und ihre Alliierten die Finanzierung der Taliban bis heute aufrechterhalten? Und weshalb greifen nun die USA trotzdem das von ihnen geschaffene Monstrum an?
Wir sind überzeugt, und wir sind uns darin mit vielen Beobachter dieser Region Asiens einig, dass Washington die USA Saudi Arabien und Pakistan beauftragt haben, die Taliban zu finanzieren, damit die Taliban eine Arbeit verrichten konnten: Die Kontrolle über Afghanistan konsolidieren um danach die ehemaligen asiatischen Sowjet-Republiken an ihren Grenzen zu destabilisieren.
Diese Ziel haben die Taliban nicht erreicht. Es ist ihnen nicht gelungen, die von Russland unterstützte Nördliche-Allianz zu besiegen. Statt Zentralasien in professioneller Manier zu unterwandern, haben sie der Zerstörung von Buddha-Statuen gefrönt und sich der Terrorisierung desjenigen Teils der Bevölkerung hingegeben, der von ihrer extrem repressiven Interpretation des Islam abweicht.
Gleichzeitig hat sich Russland auch in die 'falsche' Richtung bewegt, aus der Sicht Washingtons. Der vollständig kontrollierbare Jelzin wurde durch Präsident Putin ersetzt, der Washington teilweise Widerstand leistet; beispielsweise durch die Niederschlagung der von der CIA unterstützen Übernahme von Tscheschenien durch islamistische Terroristen, die mit Afghanistan liiert waren; beispielsweise durch die Unterzeichnung eines gegenseitigen Verteidigungspaktes mit China. Und trotz gewaltigen Druckes von Seiten Europa/USA hat sich Putin geweigert, Weißrusslands Präsident Lukatschenko zu verurteilen, welcher genau wie der eingekerkerte aber ungebrochenen jugoslawische Präsident Milosevic, zum Widerstand gegen die NATO aufruft. (3a)
Diese ungünstige Serie von Entwicklungen hat Washington veranlasst, sich seiner schon immer bevorzugten Taktik anzuvertrauen, nämlich der Politik des äußersten Risikos.
Ein frühes Zeichen dieses äußersten Risikos zeigt sich vor zwei Wochen, kurz vor den Präsidentschaftswahlen in Weißrussland. Weißrussland liegt in der baltischen Region, in der Nähe von Litauen und von Polen. Washington und die europäische Union hassen Lukaschenko, weil er sich geweigert hat, sein kleines Land dem Internationalen Währungsfond (IMF) auszuliefern und alle sozialen Absicherungen aus der Ära der Sowjetunion anzubauen. Darüber hinaus rief er dazu auf, Jugoslawien zu verteidigen. Er strebt sogar an, dass Weißrussland, die Ukraine und Russland sich wiedervereinen. Dieses Bestreben, ehemalige Sowjetrepubliken wieder zusammenzuschweißen stehen der Politik Washingtons im Wege, die ja gerade darin besteht, diese Republiken in noch kleinere Teile aufzuteilen.
Während Monaten haben Washington und die Europäer versucht, die Wahlen in Weißrussland zu beeinflussen.
Washington gibt zu, ca. 300 NGO's (Non Governmental Organizations) in Weißrussland zu finanzieren. Dabei handelt es sich um ein Land mit 10 Millionen Seelen.
Als ob das nicht genügen würde, hat der US Botschafter in Weißrussland, Michael Kozak, eine wirklich Aufsehen erregende Erklärung abgegeben:
"[Botschafter Kozak schrieb einer britischen Zeitung, dass Amerikas Ziel und zu einem gewissen Grade Methode, in Weißrussland die gleichen seien wie in Nicaragua, wo die USA die Contras gegen die linksgerichtete Sandinistische Regierung unterstützten in einem Krieg, der mindestens 30'000 Menschenleben gekostet hat." ("The Times" (UK), 3. September 2001.) (4)
Wie man sich erinnert, waren die Contras ein Haufen von Terroristen, die Washington während der achtziger Jahre finanzierte, um die gewählte, links-nationale Sandinistische Regierung in Nicaragua zu zerstören. Die Contras waren darauf spezialisiert, Bauerndörfer zu überfallen und die Einwohner abzuschlachten, d.h. wenn sie nicht Drogen schmuggelten. Das kam ans Tageslicht während des Iran-Contra Skandals.
Nun hat Washington den Massenmord im World Trade Center und den kleineren Angriff auf das Pentagon zynisch dazu benutzt, seine NATO - Truppen unter die Fahnen zu rufen, indem es sich auf Artikel 5 des NATO Vertrages beruft, gemäß dem alle Mitglieder bei einem Angriff auf eines der Mitglieder an der Erwiderung auf diesen Angriff sich zu beteiligen haben. Dadurch werden folgende Ziele erreicht:
a) Zusammenstellung einer"Friedenmissionstruppe" für Afghanistan
b) Es werden Luftangriffe, eventuell Angriffe mit Bodentruppen eingeleitet
c) Die Eliminierung der obstinaten und inkompetenten Führung der Taliban
d) Direkte Kontrolle durch eine, von den USA dominierten, militärischen Besetzung durch die NATO.
Es wird von einigen argumentiert, dass die NATO verrückt wäre, wenn sie versuchen würde, Afghanistan zu befrieden. Die Briten wären bereits 1800 bei einem solchen Versuch gescheitert und ebenso die Russen in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Aber Washington braucht keine Befriedung Afghanistans und strebt eine solche auch nicht an. Was Washington braucht, ist militärische Präsenz, die stark genug ist, einheimische Kräfte zu organisieren und anzuleiten beim Vordringen in die zentralasiatischen Republiken und dort bewaffnete Konflikte anzuzetteln.
Washington wird nicht versuchen, die Taliban zu besiegen, es wird ihnen vielmehr ein Angebot machen, welches sie nicht ablehnen können:
Arbeite mit den USA zusammen und erhalte dafür viel Geld und viele Waffen und zusätzlich freie Hand für den Drogenhandel. Genauso haben die USA der KLA erlaubt, immense Geldmittel aus dem Drogenhandel im Balkan zu ziehen. (5)
Oder bekämpfe die USA und stirb.
Auf diese Weise hofft Washington auf eine Wiederholung der Inszenierung im Kosovo, wo die NATO aus kriminellen Drogenhändlern und gewalttätigen, antiserbischen Sezessionisten die terroristische Kosovo-Befreiungs-Armee erschuf.
Im Fall von Afghanistan gäben hauptsächlich Mitglieder der Taliban das Rohmaterial für eine zukünftige"Befreiungsarmee" ab. Reorganisiert und unter strikter Kontrolle würden sie als wiederauferstandene"Freiheitskämpfer" gegen die zentralasiatischen Republiken geführt. Das wäre außerdem auch eine Wiederholungsvorstellung der NATO-Inszenierung, die wir auch im Balkan erlebt haben, wo die (durch islamistischen Truppen verstärkte und durch US Spezialisten beratene) KLA gegen das dem Kosovo benachbarte Mazedonien geschickt wurde.
Wenn die zentralasiatischen Republiken dann gegen die Eindringlinge militärisch vorgehen, könnte die NATO ihnen militärische Unterstützung anbieten und so die Region auf beiden Seiten penetrieren. Diese Taktik: Attacke (durch eine Stellvertreterarmee) und Verteidigung gleichzeitig wurde in Mazedonien mit großem Erfolg angewendet. Das Ziel: Die Erschaffung von dezimierten, NATO-kontrollierten Territorien, das Ende von Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan (6). Danach weiter über Kasachstan nach Russland.
Diese Strategie kann der amerikanischen Bevölkerung nicht verkauft werden!
Aus diesem Grund braucht die Bush-Regierung die Tragik des mörderischen Alptraums von New York, der seinerseits unter Bedingungen stattfand, die die Beteiligung von Washingtons Geheimdiensten nahelegen, um die internationale Hysterie so hochzutreiben, dass die NATO in die strategische Besetzung Afghanistans hineingezogen werden kann und in einen intensivierten Feldzug gegen die ehemalige Sowjet Union. (7)
Bevor jemand erleichtert aufatmet und denkt,"Gott sei Dank, dass nicht mehr passiert," sollte in Erwägung gezogen werden, dass, ganz abgesehen von Souveränitätsverletzungen und vieler anderer negativer Aspekte der Pläne Washingtons, ein Angriff auf Afghanistan die NATO an die zentralasiatische Türschwelle von Russland führt. Das bedeutet eine strategische Konflikteskalation, der uns alle bedeutend näher an einen weltweiten Atomkrieg bringt - niemand weiß wie viel näher und niemand weiß, wie schnell sich der Konflikt eskaliert.
Wird sich Washington all das erlauben können? Washington und die kolossalen Kapitalisten, die es kontrollieren, denken offensichtlich, dass sich Russland zerstören lassen wird. Aber, wie die alten Griechen schon feststellten: Hochmut kommt vor dem Fall.
Die Russen sind sehr trügerisch. Sie versuchen eine Konfrontation zu vermeiden. Aber wie schon Herr Hitler erfahren musste, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen, kämpfen sie wie die Löwen. Und…sie besitzen zehntausende von Atomsprengköpfen.
Also spielt Washington mit der Möglichkeit eines Krieges, der den Horror vom World Trade Center, oder sogar den viel größeren US-Bombeneterror gegen Jugoslawien, wie eine Vorschau erscheinen lassen könnte auf einen Hauptfilm, der da heißt: Hölle. (8)
Emperor's Clothes
(Übersetzung aus dem Englischen: Jost Lang)
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