- SCHRĂ-DER/FISCHER/SCHILY: Durch WAS und WEM sind sie so WILLFĂHRIG? - Der letzte Grund, 16.10.2001, 21:17
- Schau mal da,... (owT) - Theo Stuss, 16.10.2001, 21:19
- mit Link natĂŒrlich (owT) - Theo Stuss, 16.10.2001, 21:20
- Durch WAS und WEN sind sie so WILLFĂHRIG? - beni, 16.10.2001, 22:23
- Body Snatchers? (owT) - rodex, 16.10.2001, 22:27
- Ja das gÀbe ein gutes Computerspiel - beni, 16.10.2001, 22:35
- Oder sind sie haftbar und ordnen nun ihre StaatsmÀnnischen Angelegenheiten? - Der letzte Grund, 16.10.2001, 22:54
- Schau mal da,... (owT) - Theo Stuss, 16.10.2001, 21:19
Oder sind sie haftbar und ordnen nun ihre StaatsmÀnnischen Angelegenheiten?
http://www.nadir.org/nadir/aktuell/2001/10/11/6672.html
"Nach dem 11.September wird nichts mehr so sein wie zuvor"
-
von wegen!
Terroristen sollen es also tatsÀchlich geschafft haben, alles zu Àndern, was
die schöne freie Welt der Marktwirtschaft und des demokratisch organisierten
Imperialismus ausmacht:
Seit dem 11. September
- gibt es also keine NATO-Kriege mehr zum Niedermachen störrischer
Mitglieder der Staatenfamilie, bei denen"KollateralschÀden" unter der
Zivilbevölkerung,"unschuldige Frauen & Kinder" inklusive,"leider
unvermeidlich" sind?
- produziert die ganz normale Mehrung des als Kapital akkumulierten
Reichtums in den sogenannten Industriestaaten nicht mehr die"leider
unvermeidlichen" Nebenwirkungen: immer gröĂere Armut bei den notorischen
Hungerleidern in der"Dritten Welt" und bei dem von"unserer" Wirtschaft
angewandten bzw. als Arbeitlose ausgemustertem Menschenmaterial?
- hat die Unterwerfung des Gebrauchswerts unter den Profit in den hoch
entwickelten Gesellschaften der florierenden Marktwirtschaft keine negativen
Konsequenzen mehr fĂŒr Gesundheit und sogar fĂŒr das blanke Ăberleben - wie z.
B. durch BSE?
- haben mĂŒndige BĂŒrger aus der mörderischen Anwendung religiösen
(Wahn-)Sinns, der hinter dem Terror stecken soll, den einzig vernĂŒnftigen
Schluss gezogen, endlich mit diesem irrationalen und lebensgefÀhrlichem
(Un-)Sinn aufzuhören?
Nichts auch nur annÀhernd dergleichen ist passiert!
Ist es nicht eher so, dass die politischen Sachwalter des weltweiten
GeschÀfts machtvoll demonstrieren, dass Terroristen sie gewiss nicht davon
abbringen können, die Welt weiterhin und erst recht auf dem eingeschlagenen
und feststehenden Weg zu regieren und zu regulieren. Mit mutigen
Bekenntnissen zum Fundamentalismus, der den Prinzipien
freiheitlich-westlicher Weltalleinherrschaft zu Grunde liegt, drohen sie dem
Rest der Welt damit, dass sie vor keiner Gewalt zurĂŒckschrecken, um ihre
MaĂstĂ€be von Weltordnung als die allein gĂŒltigen durchzusetzen. DafĂŒr wird
seit dem 7. Oktober mit Bomben und Raketen auf StÀdte in Afghanistan
"zurĂŒckgeschossen".
LĂ€ngst schon hat Amerika mit seinem Abschreckungsmonopol der ganzen Welt
beigebracht, dass Widerstand von Staaten gegen seine Weltoberaufsicht nur um
den Preis schwerer SchÀdigungen bis hin zur GefÀhrdung der eigenen
Staatlichkeit zu haben ist. Gegnerschaft zu dieser Weltfriedensordnung wurde
von den USA und ihren Partnern als ein Verbrechen behandelt, unbotmĂ€Ăige
Staaten wurden zu"Schurkenstaaten" erklÀrt, die vom selbst ernannten
Weltgerichtshof USA verurteilt und entsprechend bestraft werden.
Da konnte es gar nicht ausbleiben, dass auf der ganzen Welt unterlegene
Nationalisten auf die ihnen fortwĂ€hrend vorgefĂŒhrte Oberherrschaft der
amerikanischen Nation mit Anti-Amerikanismus reagieren. Freilich trÀgt sich
der sehr unterschiedlich vor:
Da gibt es erstens BĂŒndnispartner, die zu Konkurrenten um die Weltmacht
geworden sind. Die kamen jetzt sich und anderen mit"besorgten Fragen": Hat
Amerika durch"Ăbertreibungen" beim Beherrschen der Welt den Terrorismus
nicht auch ein bisschen hervorgerufen? Könnte der amerikanische PrÀsident
beim"ZurĂŒckschlagen" eventuell"ĂŒbertreiben" und dadurch dem Terrorismus
noch mehr ParteigĂ€nger zufĂŒhren? Deswegen haben die europĂ€ischen
BĂŒndnispartner Mitbestimmung beim Abschlachten des mutmaĂlichen Terrorismus
und beim Krieg gegen seine UnterstĂŒtzerstaaten gefordert.
Zweitens gibt es eine Mehrzahl von Nationen, die fortwÀhrend feststellen
mĂŒssen, dass durch den ganz normalen Gang amerikanischen GeschĂ€fts und
amerikanischer Weltpolitik ihre Interessen geschÀdigt werden. In diesen
LĂ€ndern gibt es genĂŒgend Leute, die sich die SchĂ€digungen, unter denen das
Volk in ihren Augen leidet, mit der Machtlosigkeit ihres Staates oder als
Verrat der Regierung am eigenen Volk erklÀren. Auch dort macht sich also der
ganz normale politische Sachverstand um die Interessen seines Staates Sorgen
und teilt von diesem Standpunkt den Rest der Welt in Freund und Feind seiner
Nation ein. Daher finden so politisierte Menschen gerade in Staaten, die zur
Unterordnung oder zur Ohnmacht verurteilt sind, genug GrĂŒnde, gegen Amerika
zu sein, weswegen Washington dort jede Menge
"anti-American activities"
registriert.
Aufgrund des Attentats vom 11. September sieht sich Amerika zu einer
Selbstkritik in Sachen Weltherrschaft herausgefordert - und verordnet sich
einen Kampfauftrag fĂŒr einen langanhaltenden Weltkrieg gegen den
"Terrorismus":
- Jeder Staat auf der Erde wird auf einen totalen Pro-Amerikanismus
verpflichtet. Wer nicht mit und fĂŒr Amerika den"anti-terroristischen Krieg"
fĂŒhrt, erklĂ€rt sich selbst zum Feindstaat.
- Es gibt nÀmlich offensichtlich immer noch Staaten, in denen sich
"AktivitÀten" erkennen oder vermuten lassen, die den Terrorismus"nÀhren"
(Bush sprach von"ĂŒber 60 LĂ€ndern": Also fast die halbe Welt, die Amerika
immer noch nicht genug unter Kontrolle hat!)
- Ab sofort werden solche Staaten ohne RĂŒcksicht auf ihre SouverĂ€nitĂ€t und
mit dem Mittel gewaltsamer Einmischung in alle ihre inneren Angelegenheiten
dafĂŒr haftbar gemacht, noch den letzten Rest von Anti-Amerikanismus bei sich
zu unterdrĂŒcken.
- Das wird die Konflikte in diesen Staaten mit Sicherheit noch um einiges
gewaltsamer werden lassen. BĂŒrgerkriege, z. B. in Pakistan, werden schon
offen angesagt.
Diese Ănderung dessen, was man naiv"die Weltlage" nennt, ist nun wirklich
nicht das Werk des Terrorismus, der angeblich nichts mehr so sein lÀsst wie
zuvor. - Diese Ănderung verdankt sich ausschlieĂlich der Re-Aktion der
Weltvormacht auf die Attentate. Gerade weil Amerika jede Herausforderung und
jede SchĂ€digung seiner Macht fĂŒr unertrĂ€glich befindet, schlĂ€gt es mit
seiner ĂŒberlegenen Gewalt zu. Und damit fĂŒr alle potenziellen Herausforderer
der"Preis" klargestellt wird, fÀllt der"Gegenschlag" so aus, dass kein
Stein auf dem anderen bleibt - KollateralschÀden an UNO-Mitarbeitern u. a.
"unschuldigen Unbeteiligten" gehen selbstverstÀndlich auf die Rechnung der
HerbergsvÀter des Terrorismus.
Auch hierzulande soll der Terrorismus fĂŒr tief greifende VerĂ€nderungen
gesorgt haben. In den Feuilletons ergehen sich kritische Journalisten und
Kulturschaffende in der Ausmalung eines"Ăberwachungsstaates", der nun
einmal"leider" durch den"Kampf den Terrorismus" unumgÀnglich geworden sei.
Ăber"unser aller" Sicherheit dĂŒrfe aber das"hohe Gut" der Freiheit nicht
in Vergessenheit geraten.
Aber ist es denn tatsÀchlich so, dass der Terrorismus der Demokratie eine
Schlagseite oder gar Einseitigkeit in Sachen innerer Sicherheit aufzwingt,
die ihrem Wesen angeblich zutiefst fremd sind? Den Prinzipienstreit
"Freiheit contra Sicherheit" gibt es doch seit den AnfÀngen der Demokratie.
Und das Grundgesetz hat ihn auch eindeutig geregelt: Wenn der Staat seine
unumschrĂ€nkte Kontrolle ĂŒber sein Volk gefĂ€hrdet sieht, steht seine Freiheit
immer ĂŒber derjenigen seiner BĂŒrger. Daher hĂ€lt der demokratische Staat die
Ăberwachung seiner BĂŒrger immer fĂŒr nötig. Immer hegt er den Verdacht, dass
sie ihre Freiheiten dazu benutzen, staats- und kapitalismuswidrige
AktivitĂ€ten zu entfalten; daher rĂ€umt er den verfassungsmĂ€Ăigen Organen
genug Raum ein, diese auszukundschaften und zu bekÀmpfen. Wenn es also immer
in seinem Ermessen und seiner AbwĂ€gung liegt, in welchem MaĂe er die
Freiheit seiner BĂŒrger beschrĂ€nkt oder nicht, dann wird daran
offensichtlich, was im VerhÀltnis von"Freiheit und Sicherheit" Sache ist:
Die famosen demokratischen Rechte sind nicht welche, die den BĂŒrgern
sozusagen von Natur aus zukommen und vor denen der Staat Respekt zu haben
hÀtte. - Es handelt sich vielmehr immer um Freiheiten, die er ihnen gewÀhrt,
damit sie sie in seinem Sinne gebrauchen.
Im"Kampf gegen den Terrorismus" setzen Schily und Beckstein daher
folgerichtig Freiheit als die ihre fest, einem prinzipiellen Verdacht gegen
UnzuverlĂ€ssigkeit bei den BĂŒrgern mehr und bei den AuslĂ€ndern jeden Raum zu
gewĂ€hren. Mit der WiedereinfĂŒhrung der Rasterfahndung nach"SchlĂ€fern" zieht
der Staat also die Konsequenz aus einer Selbstkritik: Er beschuldigt sich
grober NachlÀssigkeit, dass die bisherige Rechtslage nur gestattet zu
fahnden, wenn ein konkreter Verdacht vorliegt. Ab sofort werden die BĂŒrger
von vornherein als VerdÀchtige behandelt. Womit man bisher als ordentlicher
BĂŒrger durchging - keine Schwierigkeiten mit der Staatsgewalt zu kriegen,
die Gesetze einzuhalten, unter seinesgleichen nicht aufzufallen -, das
reicht dem Staat ab sofort nicht mehr aus.
FrĂŒher gab es einmal eine Debatte ĂŒber den"glĂ€sernen BĂŒrger". Demokratien -
so hieĂ es - unterscheiden sich von Diktaturen - Stasi, Stasi! - dadurch,
dass sie die PrivatsphĂ€re ihrer BĂŒrger respektieren. Jetzt kann der BĂŒrger
dem Staat gar nicht?glÀsern? genug sein. Und wer da laut
"Ăberwachungsstaat" schreit, muss sich von Schily und Beckstein vorhalten
lassen, dass er in der Alternative zwischen Demokratie und Terrorismus
offensichtlich auf der falschen Seite steht.
"Trauer und Entsetzen" sollen in den Tagen nach dem 11. September so
"ĂŒberwĂ€ltigend" gewesen sein, dass"nichts mehr so sein wird wie zuvor".
Rund um die Uhr wurde in Politikerreden, von Presse und Fernsehen Mitleid
mit den Opfern von New York und Washington bekundet. Die Toten und ihre
trauernden Angehörigen gerieten aber immer mehr an den Rand der öffentlichen
Anteilnahme. Von Tag zu Tag wurde der Kreis der Opfer immer gröĂer; das
öffentliche Beileid gilt immer mehr lauter alten Bekannten:
- Die Versicherungswirtschaft hat einen schweren Schlag hinnehmen mĂŒssen -
hat sie womöglich mit sinkenden Renditen zu rechnen?
- Die Passagierzahlen bei den Fluggesellschaften gehen zurĂŒck - muss da
nicht der Staat den Airlines und am besten gleich noch der gesamten
Tourismusbranche unter die Arme greifen?
- Die Börsen registrieren SchÀden und EntschÀdigungssummen aufmerksam und
lassen die Kurse fallen - wen reiĂen sie mit rein?
- Der"Kampf gegen den Terrorismus" muss finanziert werden - könnte es sein,
dass Eichels Steuererhöhungen der Konjunktur schaden?
- Die Staaten legen, sei es wegen"Anti-Terror", sei es fĂŒr in BedrĂ€ngnis
geratene Kapitale, Ausgabenprogramme auf - geraten sie dadurch in
Haushaltsnöte?
- Droht"uns" nun gar eine Rezession der Weltwirtschaft?
- Können die Staaten sie verhindern, womöglich sogar mit Hilfe des"Kampfes
gegen den Terror"?
Die öffentlich ausgerufene"Trauer" und das vielstimmig angesagte
"Entsetzen" werden so offen, ehrlich und brutal auf das heruntergebracht,
was wirklich zÀhlt: Wie lÀuft der kapitalistische Laden? Der Terrorismus hat
die kapitalistische NormalitÀt gestört. Um diese NormalitÀt
wiederherzustellen, sehen sich die fĂŒhrenden Nationen des demokratischen
Imperialismus zu einem einzigen groĂen Kraftakt herausgefordert. Wie der
aussehen soll? Dazu fÀllt ihnen ihrer und der Natur der Sache nach, um die
es geht, wirklich nichts Neues ein: Sie versprechen, ganz viel Gewalt
aufzufahren! Am 7. Oktober erfolgte der erste Gewaltakt und die Freie Welt
wartet gespannt auf die Erfolgsbilanz der angloamerikanischen
Vernichtungsmaschinerie.
Sie kennt also nur ein Problem: Wird diese Gewalt zweckmĂ€Ăig eingesetzt?
DarĂŒber werden sich tatsĂ€chlich einige Ănderungen in der Welt einstellen
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