- Zu Gold als Gewaltmetall/an dottore - Holmes, 16.10.2001, 21:33
- Re: Zu Gold als Gewaltmetall - und die Drachensagen passen auch... - dottore, 17.10.2001, 14:35
Re: Zu Gold als Gewaltmetall - und die Drachensagen passen auch...
>Hallo dottore,
>ein kurzer, naiver Gedanke zu Gold als Gewaltmetall:
>Das man mit Waffen aus Gebrauchsmetallen eine nie versiegende Quelle des Wohlstands in einer Zeit ohne Vorratshaltung hatte, leuchtet mir ein. Wieso Gold und Silber eine Stellvertreterrolle zu Eisen und Bronze einnehmen sollten, leuchtet mir nicht ganz ein.
Lieber Holmes,
ganz einfache Erklärung: Gold (und Silber) waren die ersten Metalle, mit denen die Menschen überhaupt in Berührung gekommen sind (Oberflächengold in großen Mengen vorhanden, siehe noch Herodot). Bronze tritt erst Jahrtausende später auf (ganz komplizierte Sache, da Kupfer/Zinn-Mix) und Eisen offenbar noch später (Hethiter).
Der Ersatz von Gewaltmetall Gold durch Gewaltmetall Bronze/Eisen hat komplizierte Folgen gehabt (Bronze zunächst vermutlich extrem teuer - in Gold, Gold wird Machtsymbol-Metall, Gold dient zur Soldzahlung, da in Gold"gespart" werden konnte, man kann große Heere mit Söldnern finanzieren usw.)
Golddolche gab's also lange vor anderen Metallwaffen. Sie waren von Belang in Kulturen, die selber - siehe Mesopotamien - keinerlei brauchbare Steinwaffen herstellen konnten, weil es die dazu erforderlichen Hartsteine dort nicht gab. Es sind keine Steinbeile oder -äxte und -dolche in diesen Gegenden gefunden worden.
In Mesopotamien auch keine Stämme, sondern Familienbetriebe in den fruchtbaren Ebenen und entlang der Flüsse. Probleme, sobald zur Bewässerung übergangen wird und sich Oben/Unten scheidet. Grund aller"Drachenkampfsagen". Drachenkämpfer = Flutbewältiger (extrem interessante alte Texte dazu, Tontafeln). Drache war immer Wasser, alle Drachensagen sind Flutsagen.
Bis heute überall, wo Drachen (oder ähnliche Flügelfabelwesen) auftauchen = Wassernähe. Basel (Baselisk), Klagenfurt, Würmsee (= Starnbergersee; Würm = Wurm), Hunderte von Beispielen.
Das war in der Neuen Welt wieder anders. Aber wir müssen einen Teilbereich der Welt nach dem anderen untersuchen.
>Aber wäre nicht die logische Folge umherstreifender, freiberuflicher Raubritter
>(nicht wörtlich gemeint, aber wie müsste man sich die historische Situation vorstellen? Zeitlich vielleicht -10000, kleine Stämme mit Häuptlingen?) mit Waffen aus Eisen gewesen, dass sich einzelne Stämme zum gegenseitigen Schutz zusammenschliessen?
Eisenzeit ca. 9000 Jahre später.
>Meine Frage bzw. Vorschlag: Ist es denkbar, dass verarbeitetes Gold einst eine Art Visitenkarte war, um als Vertreter eines Stammes einem anderen Stamm (räumliche und sprachliche Barrieren) klarzumachen, dass man ein wertvoller Bündnispartner ist? Das heisst: Metall hat.
Kam sicher dann später in Varianten. Metall haben ist es nicht allein, sondern man muss Metallwaffen haben und Heere.
>Ist es wahrscheinlich, grössere Mengen Gold zu finden, wenn man nicht gezielt nach Eisen-und Kupfererz resp. Zinn sucht?
Gold in Massen als Oberflächengold vorhanden. Einfach zu bearbeiten und zu härten. Warum sollte man nach etwas suchen, von dem man nicht weiß, dass es existiert (Kupfer, Eisenerz)? War wohl umgekehrt: Oberflächengold weg, dann Schürfung, schließlich Bergbau, dabei wahrscheinlich als Zufallsfund: Kupfer, sieht auch"rötlich" aus, war aber in reiner Form waffenuntauglich, Inka-Tumi ausgenommen, in Alter Welt dann der Mix mit Zinn).
>Ist es wahrscheinlich, Goldschmiede zu haben, wenn man keine Waffenschmiede hat?
Gold lässt sich kalt treiben, bei Erhitzung mit Kuhdung als Brennmaterial optimale Bearbeitungsmöglichkeit.
>Man zeigte sich seine Schmuckstücke, und erkannte den zivilisatorischen, wirtschaftlichen, kulturellen und militärischen Stand seines Gegenübers.
Später ja. Aber damit kann es nicht angefangen haben. Heute noch goldene Fahnen, Generalssterne, Goldschätze in Notenbanken usw.
>Seine Waffen kann man ja schlecht spazierentragen, Fotos gabs nicht, Nachrichtenagenturen auch nicht. Es haben aber beide Seiten ein fundamentales Interesse daran, die Stärke des Bündnispartners zu kennen.
Ja, wie heute. Aber das erklärt nicht den Anfang.
>Wie gesagt: Nur so eine Idee.
Vielen Dank; bin noch nicht mit allem durch. Aber es schaut schon ziemlich rund aus. Mir jedenfalls.
Gruß
d.
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