- Krise in Argentinien und Brasilien außer Kontrolle - Bodo, 17.10.2001, 17:17
- Re: Laienfrage - Cosa, 17.10.2001, 17:52
- Re: Laienfrage - dottore, 17.10.2001, 19:12
- Re: Vielen Dank, dottore! owT herzliche Grüsse - Cosa, 17.10.2001, 23:58
- Re: Laienfrage - dottore, 17.10.2001, 19:12
- Re: Laienfrage - Cosa, 17.10.2001, 17:52
Krise in Argentinien und Brasilien außer Kontrolle
Trotz des 40-Mrd.$-Rettungspakets des IWF vom Dezember, der 30-Mrd.$-Vereinbarung mit den ausländischen Banken vom Juni, und weiterer 8 Mrd.$ vom IWF im August ist ein Staatsbankrott Argentiniens unvermeidlich - die Frage ist nur, wann er offiziell verkündet wird. Direkt nach den Wahlen am 14.10., oder werden IWF und Bush Regierung eine weitere Rettungsaktion unternehmen, um den Berg unbezahlbarer Schulden Lateinamerikas noch einmal für einige Wochen vor dem Einsturz zu bewahren?
Infolge der drakonischen (IWF-)Austeritätsmaßnahmen verschärft sich die Wirtschaftsdepression täglich. Im September sank die Autoproduktion auf 47% des Vorjahresniveaus; die Importe fielen gegenüber August um 21%, die Steuereinnahmen um 14%. Wirtschaftsminister Cavallo kündigte noch radikalere Sparmaßnahmen an und erklärte:"Wir sind in einer Wirtschaftsdepression, die immer schlimmer wird"; zu den Budgetkürzungen gebe es"keine Alternative". Da die Schulden jedoch von einer schrumpfenden Wirtschaft beglichen werden müssen, gibt es auch"keine Alternative" zum bevorstehenden Staatsbankrott.
Dies blieb den internationalen Investoren nicht verborgen, die Argentiniens Staatsanleihen schon jetzt zu 50% des Nennwerts oder weniger handeln. Am 9.10. senkte Standard & Poors die Kreditwürdigkeit der argentinischen Staatsschulden auf"CCC+", was die"Risiko-Prämie" noch weiter in die Höhe treibt; allein seit dem 11.9. stieg Argentiniens"Risikoprämie" um 390 auf jetzt 1900 Basispunkte - d.h. 19%! Moody's hatte die Kreditwürdigkeit des Landes am 12.10. bereits zum viertenmal in 2001 gesenkt, so daß sie nun geringer ist als die irgendeines anderen Landes.
Auch die Angst vor einen Staatsbankrott Brasiliens, dessen Risikoprämie im gleichen Zeitraum um 284 Basispunkte stieg, ist stark gewachsen. Trotz verzweifelter Versuche konnte die Zentralbank den freien Fall des Real, der seit Jahresbeginn 30% an Wert verloren hat, nicht stoppen. Brasilien gibt seit kurzem große Mengen an (Dollar-)Bonds aus, was die Schulden mit jeder weiteren Real-Abwertung automatisch vergrößert.
Die Auslandsschulden der drei größten Volkswirtschaften Lateinamerikas - Brasilien, Argentinien und Mexiko - sind zusammen groß genug, um das Bankensystem der USA, Japans und Europas zu sprengen. Neben den offiziellen Auslandsschulden von 147 Mrd.$ hat Argentinien weitere 65 Mrd.$ an (Dollar-) Inlandsschulden und ausländischen Portfolio-Investitionen - die Auslandsverpflichtungen belaufen sich insgesamt auf 212 Mrd.$. Brasiliens Auslandsschulden stehen offiziell bei 243 Mrd.$, die (Dollar-)Inlandsschulden und ausländischen Portfolio-Investitionen betragen weitere 230 Mrd.$, zusammen also 473 Mrd.$.
Mexikos Gesamtverbindlichkeiten gegenüber dem Ausland betragen 217 Mrd.$, davon sind 167 Mrd.$ offizielle Auslandsschulden. Die gesamten Auslandsverbindlichkeiten der drei Länder addieren sich also zu einer tickenden Zeitbombe von über 900 Mrd. $.
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