- Gefallener Ifo-Index verstärkt Konjunkturpessimismus - Sascha, 19.10.2001, 16:36
Gefallener Ifo-Index verstärkt Konjunkturpessimismus
Heute 15:25 Uhr
<font size=5>FOKUS 3 - Gefallener Ifo-Index verstärkt Konjunkturpessimismus </font>
(Neu: Welteke, neue Nerb-Zitate, IAB, Details)
Frankfurt, 19. Okt (Reuters) - <font color="#FF0000">Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im September dramatisch verschlechtert und damit nach Ansicht von Analysten das Risiko einer Rezession in Deutschland erhöht</font>. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Ifo-Geschäftsklima-Index für Westdeutschland fiel im September auf 85,0 Punkte nach 89,5 Punkten im August - nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts vom Freitag <font color="#FF0000">der tiefste Stand seit knapp acht Jahren</font>. Ifo-Volkswirt Gernot Nerb bezeichnete den Einbruch als"Überreaktion" auf die Anschläge in den USA. Der Index erhöht die Zweifel an einer baldigen Konjunkturerholung und verstärkt den Druck auf die EZB, bereits bei ihrer nächsten Ratssitzung am Donnerstag die Zinsen zu senken. Bundesbankpräsident Welteke sagte, Deutschland werde zwar einer Rezession entgehen, aber eine Beschleunigung des Wachstums"dürfte weiter auf sich warten lassen".
Von Reuters befragte Experten hatten einen Rückgang des Konjunkturbarometers auf 88,1 Punkte erwartet. <font color="#FF0000">"Damit hat wirklich keiner gerechnet... Eine Rezession in Deutschland kann man jetzt nicht völlig ausschließen"</font>, sagte Christoph Hausen von der Commerzbank. Der Index Geschäftserwartungen für die alten Bundesländer sank auf 90,6 von 95,9 Punkten im Vormonat."Der Rückgang beim Erwartungsindex ist besonders enttäuschend, es gibt also keinen Hoffnungswert", sagte Hausen.
Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hatte erst am Donnerstag die Wirtschaftserwartungen für Deutschland drastisch nach unten korrigiert. Er rechnet für dieses Jahr nur noch mit einem Wachstum des Brutto-Inlandsproduktes (BIP) von 0,75 statt bisher zwei Prozent. 2002 werde das Plus zwischen 1,0 und 1,5 Prozent liegen - zuvor hatte die Regierung mit 2,25 Prozent gerechnet. Auch der Sachverständigenrat der Bundesregierung und die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute <font color="#FF0000">gehen derzeit für ihr Herbstgutachten von einem Wachstum von 0,7 Prozent aus</font>, erfuhr Reuters am Donnerstagabend aus Kreisen. Das Gutachten soll am Dienstag vorgelegt werden. Bundesbankpräsident Welteke sagte, nur mit viel Glück werde die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,75 Prozent wachsen.
Ifo-Volkswirt Nerb äußerte die Hoffnung, dass der drastische Index-Rückgang übertrieben und eine"Überreaktion" auf die Anschläge vom 11. September in den USA ist. Es sei noch nicht abzusehen, ob der Rückgang nur eine Unterbrechung des vorherigen Trends sei, der eher auf eine Erholung hingedeutet habe, oder dauerhaft sein werde, sagte Nerb in einem Reuters-Interview. Der Erwartungsindex sei wahrscheinlich so stark zurückgegangen, weil es für die Unternehmen schwierig sei abzusehen, wann sich die Situation wieder normalisiere."Wenn nichts ganz dramatisches passiert, wird sich der Abwärtstrend zumindest in dieser Intensität in den kommenden Monaten wohl nicht fortsetzen", prognostizierte Nerb. Auch Uwe Angenendt von der BHF Bank sprach von einer"Überreaktion nach den Anschlägen in den USA". Bundesbankpräsident Welteke hält ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung für unwahrscheinlich."Wir werden keine Rezession in Deutschland bekommen", sagte Welteke am Freitag in Regensburg. Allerdings verschiebe sich eine Erholung durch die Anschläge."Die erwartete Beschleunigung des Wachstums dürfte weiter auf sich warten lassen." Das Forschungsinstitut der Bundesanstalt für Arbeit (IAB) forderte eine aktive Arbeitsmarkt- und Fiskalpolitik, um einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland zu verhindern. Welteke sprach sich dagegen erneut gegen umfangreiche Konjunkturprogramme aus.
<font color="#FF0000">Das schwach ausgefallene Konjunkturbarometer macht nach Einschätzung der Experten eine baldige Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) viel wahrscheinlicher</font>."Die neuen Zahlen erhöhen den Druck auf die EZB für eine Leitzinssenkung... Auch aus psychologischen Gründen sollte die EZB mit der Zinslockerung nicht zu lange warten", sagte Angenendt. Zu den Forderungen nach einer Senkung der Leitzinsen in der Euro-Zone sagte Welteke:"Politische Forderungen nach Leitzinssenkungen überschätzen die Wirkungsmöglichkeit der Geldpolitik." Von einem Leitzinsniveau von 25 Basispunkten mehr oder weniger hänge die Wirtschaftsentwicklung nicht ab.
Der Euro fiel in Reaktion auf den unerwartet schwachen Index zeitweise deutlich unter die Marke von 0,90 Dollar. Am Nachmittag kostete ein Euro nach einer leichten Erholung 0,9001/04 Dollar, nach rund 0,9015 Dollar vor der Ifo-Veröffentlichung. Der Dax rutschte unter die Marke von 4500 Punkten. Bereits im August war der Ifo-Index leicht gesunken. Zuvor hatte das Konjunkturbarometer im Juli überraschend erstmals seit sechs Monaten zugelegt, nachdem es im Juni den tiefsten Stand seit fast fünf Jahren erreicht hatte. Eine Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hatte im Gegensatz zum Ifo-Index eine leichte Stabilisierung der Erwartungen im Oktober ergeben. Das ZEW befragt Analysten und institutionelle Anleger, während das Ifo seine Daten bei den Unternehmen direkt erhebt.
Der Index der Geschäftsbeurteilungen in Westdeutschland sank den Angaben zufolge im September auf 79,6 von 83,2 Punkten im August. In Ostdeutschland ging der Geschäftsklima-Index auf 96,6 von 101,3 Punkten zurück.
sam/bin
Quelle: http://www.sharper.de[/b]
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: